Die deutsche Industrie hat im Mai dank zahlreicher Großbestellungen deutlich mehr Aufträge erhalten als erwartet. Gegenüber April seien 6,4 Prozent mehr Aufträge eingegangen, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Analysten hatten mit einem wesentlich geringeren Zuwachs von im Schnitt 1,0 Prozent gerechnet. Für Auftrieb sorgten vor allem großvolumige Bestellungen, die im Zeitverlauf allerdings deutlich schwanken können. Ohne diese Komponente betrug das Plus lediglich 3,2 Prozent.
Das Bundeswirtschaftsministerium sprach von einer Stabilisierung der Situation. Der Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe befindet sich trotz eines fortschreitenden Abbaus noch immer auf historisch hohem Niveau. Die Nachfrage nach Investitionsgütern nehme sowohl im In- als auch im Ausland merklich zu.
Nachfrage nach Investitionsgütern wie Maschinen fällt deutlich
Der Nachfragezuwachs im Mai verteilte sich in etwa gleich auf das In- und Ausland. Deutlich unausgewogener fällt hingegen die Aufteilung auf die verschiedenen Produktgruppen aus: So stieg die Nachfrage nach Investitionsgütern wie Maschinen kräftig um zwölf Prozent. Vorleistungs- und Konsumgüter wurden dagegen etwas weniger nachgefragt als im April.
Bankvolkswirte relativierten die auf den ersten Blick starken Zahlen: Der Trend zeige weiter nach unten, erklärte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. So sei mehr als die Hälfte des jüngsten Zuwachses auf eine deutliche Zunahme der volatilen Bestellungen im Sektor »sonstiger Fahrzeugbau« zurückzuführen - etwa Schiffe oder Flugzeuge. Chefökonom Thomas Gitzel von der VP Bank bewertet die Auftragslage unter dem Strich sogar als kritisch: Trotz einer bereits im Vorjahresmonat schwachen Zahl lägen die Auftragseingänge gegenüber Mai 2022 um 4,3 Prozent im Minus. »Dies offenbart die ganze Misere.« Die deutsche Wirtschaft werde im Gesamtjahr 2023 wohl schrumpfen.
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