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Corona-Krise schlägt zu: Continental kämpft mit Einbußen

E-Mobilität, Digitalisierung - und dann auch noch der Corona-Konjunkturknick: Eine ganze Branche taumelt, und Continental mit ihr. Die Pandemie lässt die Märkte weltweit einbrechen.

Continental
Der Autozulieferer Continental kämpft mit massiven Einbußen im schwierigen Corona-Jahr. Foto: Holger Hollemann/dpa
Der Autozulieferer Continental kämpft mit massiven Einbußen im schwierigen Corona-Jahr. Foto: Holger Hollemann/dpa

HANNOVER. Der Nachfrageeinbruch und der wochenlange Produktionsstopp der Autobauer in der Corona-Pandemie haben tiefe Spuren bei Continental hinterlassen. Der Autozulieferer und Reifenhersteller musste im zweiten Quartal deutliche Verluste hinnehmen - nicht ganz unerwartet.

Im operativen Geschäft fuhr der Dax-Konzern einen hohen Verlust ein, der Umsatz sackte kräftig ab, wie Conti am Montagabend in Hannover mitteilte. Die Aussichten für das restliche Jahr kann das Management nach wie vor nur schwer einschätzen. An der Börse sorgten die Zahlen am Dienstag dennoch für etwas Erleichterung, weil teils mit noch Schlimmerem gerechnet worden war.

Vor Zinsen und Steuern sowie um Sondereffekte bereinigt lag die operative Marge bei minus 9,6 Prozent vom Umsatz. Das heißt: Je 100 Euro Umsatz machte Conti im laufenden Betrieb rund 9,60 Euro Verlust. Insgesamt dürfte Continental damit einen operativen Verlust im oberen dreistelligen Millionenbereich eingefahren haben. Ein Jahr zuvor hatte Conti noch 868 Millionen Euro verdient. Der Umsatz schrumpfte auf der Basis vorläufiger Zahlen auf 6,62 Milliarden Euro zusammen. Bereinigt um Zu- und Verkäufe sowie Wechselkurseffekte betrug der Rückgang damit nach Konzernangaben 39,8 Prozent.

Conti-Chef Elmar Degenhart hatte bereits rote Zahlen für das zweite Quartal angekündigt und dabei vom wohl schwersten Vierteljahr der Autoindustrie seit Jahrzehnten gesprochen.

Autobauer hatten ihre Fabriken wochenlang gestoppt, weil auch die Autohäuser im Lockdown schließen mussten und die Händler keine Wagen verkaufen konnten. Die Abrufe bei den Zulieferern wurden ebenfalls auf Eis gelegt. Conti rechnete nach früheren Angaben mit einem Minus der weltweiten Produktion von Personenwagen und leichten Nutzfahrzeugen von rund 40 Prozent im zweiten Quartal. Nicht nur mit Autozulieferteilen hängt Conti von der Autoproduktion ab, sondern auch im Reifengeschäft mit der Erstausstattung neuer Autos.

Bei Conti machte sich der Produktionsstopp vor allem in Europa und Nordamerika deutlich bemerkbar. Am stärksten waren die Umsatzeinbrüche im Geschäft mit unter anderem Elektronik, Sensorik und Bremssystemen, aber auch in der Antriebssparte. Das Geschäft mit Reifen und Kunststofftechnik kam glimpflicher davon, verzeichnete aber ebenfalls einen Rückgang um ein Drittel. Dennoch konnte Conti in der Sparte immerhin einen kleinen operativen Gewinn einfahren. Die Reifensparte ist ohnehin die Ertragsperle des Konzerns und liefert in normalen Zeiten den Großteil des Gewinns.

Die Geschäftsentwicklung insgesamt habe sich im zweiten Quartal zwar gebessert, teilte das Unternehmen mit. Doch auf einen konkreten Finanzausblick für 2020 verzichtet das Management wegen der Unsicherheiten nach wie vor. Degenhart hatte auf der Hauptversammlung vergangene Woche in Aussicht gestellt, dass das dritte Quartal zwar besser als das zweite werden dürfte. An den Vorjahreszeitraum werde Conti aber auch im laufenden Vierteljahr nicht anknüpfen können.

Das Unternehmen befand sich schon vor der Corona-Krise in einem tiefgreifenden Umbruch, das Management will im laufenden Jahrzehnt das Geschäft so stark umbauen, dass bis zu 20 000 Arbeitsplätze davon betroffen sein könnten. So geht etwa in Westeuropa die Produktion von Einspritztechnik für Verbrenner schrittweise zu Ende. Rund um die Welt wollen die Niedersachsen die Produktion straffen und auch Standorte zusammenlegen. Mitarbeiter werden weiterqualifiziert und Stellen besonders im Software-Segment geschaffen. Conti hat weltweit knapp 240 000 Mitarbeiter.

Beim angepeilten Sparziel hat Conti-Chef Degenhart wegen der Corona-Krise draufgesattelt. Ursprünglich sollten die Bruttokosten bis 2023 um 500 Millionen Euro gedrückt werden, nun sollen mehrere Hundert Millionen Euro dazukommen.

Die Conti-Aktie legte nach dem Handelsstart am Dienstag stärker als der Dax zu. Analyst Sascha Gommel von der US-Investmentbank Jefferies wertete in einer ersten Reaktion als positive Überraschung, dass Continental vergleichsweise gut mit der Kostensenkung vorankam. Zudem habe Conti in der Autozuliefersparte gemessen am Produktionsvolumen ordentlich abgeschnitten. (dpa)