WIESBADEN. Im Zeichen der Corona-Krise sind die Tariflöhne in Deutschland zuletzt nur noch langsam gestiegen. Im ersten Quartal 2021 lagen sie einschließlich der vereinbarten Sonderzahlungen 1,3 Prozent über dem Niveau ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte.
Die gleich hohe Steigerung der Verbraucherpreise konnte damit ausgeglichen werden, aber Reallohnzuwächse gehören damit zunächst der Vergangenheit an.
Eine derart geringe Steigerungsrate war zwar auch im dritten Quartal 2020 beobachtet worden, davor aber über viele Jahre hinweg nicht. Meist hatten die Beschäftigten Lohnsteigerungen oberhalb der Inflation erhalten und so ihre realen Einkünfte gesteigert. Die Jahressteigerungen lagen zwischen 2016 und 2020 zwischen 2,0 und 3,2 Prozent.
Vor allem in der Industrie hatten die Tarifbeschäftigten zum Jahresauftakt nur geringe Einkommenssteigerungen auf ihren Abrechnungen. Das hängt laut Bundesamt mit der im Jahr 2020 wegen der Corona-Krise vereinbarten Nullrunde in der Metall- und Elektroindustrie zusammen. Auch im laufenden Jahr erhalten die Beschäftigten solcher Schlüsselindustrien wie Fahrzeug- und Maschinenbau nach den jüngsten Verhandlungen nur eine Sonderzahlung, die nicht auf die Gehaltstabellen angerechnet wird.
Ganz anders sah es beispielsweise in der Energieversorgung und im Gastgewerbe aus, wo eine Steigerung der Tarifgehälter um 3,0 beziehungsweise 2,8 Prozent vereinbart worden war. Allerdings waren gerade die Beschäftigten von Hotels und Gaststätten im beobachteten Quartal massenhaft in Kurzarbeit, erhielten also unter dem Strich geringere Gehälter als Lohnersatzleistungen. In der Statistik werden aber nur die tariflich vereinbarten Gehälter erfasst und nicht die tatsächlich gezahlten Entgelte.
Ähnliches gilt für viele Beschäftigte der sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen etwa in der Gebäudereinigung. Auch hier kamen die um 2,3 Prozent gestiegenen Tarifgehälter bei vielen nicht an. Kaum Kurzarbeit gab es hingegen am Bau, wo sich die Arbeiter über 2,2 Prozent mehr Geld freuen konnten. (dpa)