Erstmals seit über zwei Jahren sind Chinas Exporte im Oktober gesunken. Wie die Pekinger Zollbehörde berichtete, gingen die Ausfuhren der zweitgrößten Volkswirtschaft im Vergleich zum Oktober des Vorjahres in US-Dollar gerechnet um 0,3 Prozent zurück.
Der Rückgang kam trotz bekannter Probleme eher unerwartet. Analysten hatten zwar mit einer Abkühlung gerechnet, waren jedoch weiterhin von einem zumindest leichten Wachstum der Exporte ausgegangen. Ebenfalls rückläufig entwickelten sich die Importe, die im Vergleich zum Oktober des Vorjahres um 0,7 Prozent sanken. Zuletzt waren die chinesischen Exporte im Mai 2020 geschrumpft.
Beobachter nannten als Gründe für den Rückgang die schwache globale Nachfrage. Doch auch die weiterhin strikten Corona-Beschränkungen in China führten zu anhaltenden Problemen bei den Lieferketten.
»Der Rückgang der Außenhandelszahlen ist für die schwächelnde Konjunktur in China schwer zu verkraften. Seit Beginn der Pandemie waren Exporte für die chinesische Wirtschaft eine zentrale Stütze, die nun ins Wanken gerät«, kommentierte Jens Hildebrandt, das Geschäftsführende Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer
(AHK) in Peking, die Zahlen.
»Die Importe sind ebenfalls rückläufig, was auf die trübe Stimmung unter chinesischen Konsumenten hindeutet«, so Hildebrandt weiter. Die neu aufgestellte Führungsriege in China müsse sich schnell etwas einfallen lassen, um dem Sog der globalen Rezession zu entkommen.
Apple kämpft mit Lieferengpässen
Ein Beispiel, wie sich die Corona-Maßnahmen negativ auf die Exporte des Landes auswirken, lieferte am Montag Apple. Der US-Konzern gestand ein, ausgerechnet im wichtigen Weihnachtsgeschäft mit erheblichen Lieferengpässen beim neuen iPhone 14 Pro zu kämpfen. Die Produktion im Hauptwerk in China werde von Covid-Einschränkungen beeinträchtigt. Das Werk des taiwanischen Auftragsfertigers Foxconn in Zhengzhou ist von Corona-Lockdowns der Regionalregierung betroffen.
Auch Deutsche Unternehmen klagen schon länger, dass die oft sehr kurzfristig verkündeten Lockdowns ihre Produktion und Planungen erheblich erschweren.
Exporte nach Deutschland sinken
Chinas Handel mit Deutschland ging im Oktober wie schon im Vormonat erneut spürbar um 5,7 Prozent zurück. Die chinesischen Exporte nach Deutschland sanken um 10,9 Prozent. Chinas Einfuhren aus Deutschland stiegen dagegen leicht um 0,5 Prozent. Während die chinesischen Ausfuhren in die Europäische Union um 7,7 Prozent sanken, fielen die Importe Chinas aus Europa um 5,1 Prozent.
Besonders deutlich nahm Chinas Außenhandel mit den USA um 10,4 Prozent ab. Die chinesischen Ausfuhren in die USA gingen um 12,6 Prozent zurück, während die Einfuhren aus den USA um 1,5 Prozent fielen.
Lockdowns bremsen die Wirtschaft aus
Für die chinesische Wirtschaft trüben sich die Aussichten durch die schwachen Exportzahlen weiter ein. Besonders die Null-Covid-Strategie mit Lockdowns bremst die chinesische Wirtschaft, die aber auch unter einer schweren Immobilienkrise, hoher Verschuldung und schwacher heimischer Nachfrage leidet.
Die Regierung wird das ursprüngliche Wachstumsziel von rund 5,5 Prozent für dieses Jahr voraussichtlich weit verfehlen. Die Weltbank rechnet nur noch mit 2,8 Prozent. Das wäre nach dem ersten Jahr der Pandemie 2020 erst das zweite Mal seit vier Jahrzehnten, dass das Wachstum in China so niedrig ausfällt. Im dritten Quartal war die chinesische Wirtschaft um 3,9 Prozent gewachsen.
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