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CES: BMW verspricht Auto mit Emotionen, Sony zeigt Automarke

So viel Show ist selten bei Autobauer-Präsentationen: BMW holt die Hollywood-Autos Herbie und Kitt sowie Filmstar Arnold Schwarzenegger auf die Bühne. Aus Japan kommt eine sachliche Kampfansage.

BMW auf der CES
BMW-Chef Oliver Zipse (r) vor einem BMW I Vision Dee. Foto: Jack Dempsey
BMW-Chef Oliver Zipse (r) vor einem BMW I Vision Dee.
Foto: Jack Dempsey

BMW stellt ein sprechendes Auto in Aussicht, der Elektronik-Riese Sony bereitet mit einem neuen Markennamen seine Attacke auf die Platzhirsche vor: Der Wandel der Autobranche treibt den Wettbewerb auf neue Wege. Die Digitalisierung macht das Auto zu einem Computer auf Rädern - und der Fokus auf künstliche Intelligenz und digitale Dienste statt PS bestimmt die Zukunft.

BMW bot zur Eröffnung der Technik-Messe CES in Las Vegas in der Nacht zum Donnerstag eine üppige Show: Ein Kurzfilm mit Arnold Schwarzenegger und David Hasselhoff, plus der »Terminator«-Darsteller und die legendären Hollywood-Autos Herbie und KITT live auf der Bühne. Dazu gab es dann noch die Demonstration, wie ein Auto beliebig die Farbe wechseln kann. Vor einem Jahr zeigte BMW in Las Vegas schon ein mit E-Ink-Zellen verkleidetes Auto, das allerdings nur zwischen Weiß und einem etwas gräulichen Schwarz wechseln konnte.

Die wichtigen Neuerungen stecken in der Elektro-Limousine »BMW i Vision Dee« aber im Innenraum. Neben der sprechenden Software, die auch Emotionen zeigen soll, fällt im Cockpit das Fehlen der gewohnten Bildschirme auf. Stattdessen soll die ganze Windschutzscheibe zum Breitwand-Display werden. Tacho, Navi und alle anderen Informationen werden per Head-up-Display auf der Frontscheibe angezeigt. Und man kann wählen, ob nur einige Informationen eingeblendet werden - oder sich ganze digitale Welten mit der realen Umgebung vermischen sollen.

BMW setzt auf gefühlvolle Maschinen

Die Technik werde ab 2025 in die Modellgeneration kommen, die BMW »Neue Klasse« nennt, kündigte Konzernchef Oliver Zipse an. »Es ist mehr als eine Vision«, versicherte er. Das Innenleben des Fahrzeugs mutet spartanisch an: Es gibt keine Türgriffe, Armaturentafel, Temperaturregler, Schalter, Knöpfe. Zentrales Bedienelement ist eine Sensorik auf der Fläche, auf der bei heutigen Autos das Armaturenbrett ist. Per Sprache oder Handbewegung entscheidet der Fahrer, welche Informationen er auf der Windschutzscheibe sehen will. Wenn das Auto steht, kann er die Realität mit Hilfe von dimmbaren Scheiben ausblenden.

Auch die Show mit Film- und TV-Autos hatte tiefere Bedeutung: Der VW-Käfer Herbie und Hasselhoffs intelligenter Sportwagen Kitt aus der Serie »Knight Rider« stehen für Maschinen mit Gefühlen. Schwarzenegger wiederum tauchte nicht nur jüngst prominent als Gott Zeus in einem BMW-Werbespot auf, sondern verkörperte mit dem »Terminator« auch einen Roboter. Das Auto als ein »Gefährte« dank intelligenter Software ist letztlich die Zukunftsvision, die Zipse in Las Vegas zu verkaufen versucht.

Autobranche versus Tech-Giganten

In der Autobranche geht seit Jahren die Sorge um, Tech-Giganten wie Apple und Google könnten mit ihrer Vormachtstellung bei Smartphone-Plattformen mit der Zeit auch die Schlüsselposition in den Fahrzeugen übernehmen. Speziell gelten einigen Herstellern Apples Carplay und Googles Android Auto, die gewohnte Smartphone-Bedienung vom Handy ins Cockpit bringen, potenziell als trojanisches Pferd der Online-Riesen. Denn es zeichnet sich ab, dass große Teile des künftigen Geschäfts über digitale Dienste statt beim Autoverkauf reingeholt werden. Nicht zufällig experimentierte BMW etwa mit der Abblend-Automatik als kostenpflichtigem Abo.

Zipse zeigte sich im Angesicht der neuen Rivalitäten trotzig. Es gehe nicht darum, wer die größeren Bildschirme und die stärkste Rechenleistung habe oder die meisten Software-Codes schreibe. Es zähle, wie die Kunden das Auto erlebten und wie es auf sie persönlich eingehe. Ein Nebeneffekt von BMWs Cockpit ohne Displays wäre auch, dass die Digital-Riesen keine eigene Schnittstelle bekämen.

Sony und Honda vereinen sich zu Afeela

Bei Sony gab es kurz zuvor deutlich weniger Pomp. Konzernchef Kenichiro Yoshida ließ recht sachlich einen Prototypen herausrollen - schon zum dritten Mal in Las Vegas. Inzwischen arbeitet Sony daran in einem Gemeinschaftsunternehmen mit dem Autobauer Honda. Und die beiden Partner ließen keinen Zweifel daran, dass sie es ernst meinen. So gibt es im Vorlauf zum für 2026 angesetzten Marktstart einen eigenen Markennamen: Afeela.

Sony wolle bei Afeela unter anderem die Stärken bei künstlicher Intelligenz, Unterhaltung und Kamera-Sensoren ausspielen, sagte der Chef von Sony Honda Mobility, Yasuhide Mizuno. Das neue Fahrzeug lehnt an das Design der beiden vorherigen Sony-Prototypen an, erinnert etwa in der Heckpartie aber etwas mehr als bisher an einen Porsche. Der Wagen soll 45 Kameras und andere Sensoren bekommen, unter anderem für automatisierte Fahrfunktionen. Ein ungewöhnliches Detail ist ein Display zwischen den Front-Scheinwerfern, das Informationen für Menschen vor dem Auto anzeigen kann.

Anders als beim BMW-Konzept wird das Armaturenbrett komplett von Bildschirmen ausgefüllt. Sony, das im Videospielegeschäft mit der Playstation ist und auch eine Musik-Firma und ein Hollywood-Studio hat, will für die Unterhaltung im Wagen sorgen.

© dpa-infocom, dpa:230105-99-110639/4