LONDON. Die Coronakrise hat der britischen Wirtschaft einen erheblichen Schock versetzt. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt in Großbritannien im April um 20 Prozent im Vergleich zum Vormonat.
Es ist die größte Einbruch von Monat zu Monat, der jemals verzeichnet wurde und drei Mal so groß wie bei der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/09. Im Vergleich zu Februar war das britische Bruttoinlandsprodukt im April sogar um ein Viertel kleiner. Die Produktion brach in allen Bereichen ein.
Für kommende Woche hat Premierminister Boris Johnson weitere Lockerungen der Ende März eingeführten Kontaktbeschränkungen angekündigt. Beispielsweise sollen Läden wieder öffnen dürfen. Heftige Kritik gibt es aber an einer 14-tägige Quarantänepflicht für alle Einreisenden, die seit Beginn dieser Woche in Kraft getreten ist. Auch die Pflicht zur Einhaltung eines Abstands von zwei Metern trifft auf scharfe Kritik.
Unterdessen legten die Fluggesellschaften British Airways, Ryanair und Easyjet eine Klage gegen die von der britischen Regierung verhängte Quarantänepflicht für Reisende ein. Die Maßnahme werde »verheerende Auswirkungen auf den britischen Tourismus und die weitere Wirtschaft haben und Tausende Arbeitsplätze vernichten«, hieß es in einer Mitteilung der Airlines am Freitag. Ein Normenkontrollverfahren sei beantragt und solle so rasch wie möglich aufgenommen werden.
Innenministerin Priti Patel zufolge soll durch die Maßnahme verhindert werden, dass in Großbritannien eine zweite Welle an Coronavirus-Infektionen entsteht. Doch Kritiker bezweifeln, ob sie dazu wirklich geeignet ist. Selbst innerhalb der konservativen Regierungspartei ist sie heftig umstritten.
Großbritannien ist mit mehr als 41.000 Toten bei nachweislich Infizierten eines der am schwersten von der Coronavirus-Pandemie betroffenen Länder in Europa. Die Zahl der Sterbefälle, bei denen die Lungenerkrankung Covid-19 letztlich als Ursache festgestellt wurde, liegt sogar bei mehr als 50.000. (dpa)