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Berlin will mehr Einfluss auf Gas- und Fernwärmeversorgung

In Berlin setzt der rot-grün-rote Senat schon länger auf die Kommunalisierung wichtiger Infrastruktur. Nun könnte es auf einen großen Deal hinauslaufen.

Vattenfall
Hinter einem Vattenfall-Logo ist im Stadtteil Lichterfelde in Berlin ein Abgasturm des Heizkraftwerkes der Vattenfall Europe AG zu sehen. Foto: Daniel Naupold
Hinter einem Vattenfall-Logo ist im Stadtteil Lichterfelde in Berlin ein Abgasturm des Heizkraftwerkes der Vattenfall Europe AG zu sehen.
Foto: Daniel Naupold

Das Land Berlin will mehr Einfluss auf die Gas- und Fernwärmeversorgung in der Stadt. Der Senat erwäge daher, sowohl das Berliner Fernwärmegeschäft von Vattenfall (Vattenfall Wärme Berlin) als auch Anteile des schwedischen Konzerns am Berliner Energieversorger Gasag zu übernehmen, teilte das Presse- und Informationsamt des Landes am Mittwochabend mit.

Berlin habe sein Interesse an einem gebündelten Erwerb bekundet. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) und weitere Senatsmitglieder hätten in einem Gespräch mit der Vattenfall- Vorstandsvorsitzenden Anna Borg die Zielsetzung des Landes verdeutlicht, »das Fernwärme- und das Gasnetz für eine effektive Wärmewende zusammen zu denken«.

»In Kooperation mit erfahrenen industriellen Partnern sollen zeitnah die Weichen für eine Beschleunigung der Energie- und Wärmewende gestellt und die strategische Weiterentwicklung vorangetrieben werden«, hieß es in der Mitteilung weiter. Hierzu sei das Land in intensiven Gesprächen mit den weiteren Gasag-Anteilseignern Eon und Engie und habe bereits Eckpunkte einer gemeinsamen Zusammenarbeit definiert. Berlin strebe eine Mehrheitsbeteiligung an der Gasag an.

Das Land wolle »mehr Einfluss auf die Versorgungssicherheit und die Zukunft der Energie- und Wärmeversorgung in Berlin nehmen«, erklärte Giffey. Berlin werde nur klimaneutral, wenn auch die Wärmeversorgung modernisiert werde. »Mit seinen 1,3 Millionen Fernwärmehaushalten ist dieser Hebel für die Energiewende in Berlin von sehr großer Bedeutung.«

Keine Angaben über mögliche Kosten des Deals

Finanzsenator Daniel Wesener (Grüne) erklärte: »Eine schnelle und erfolgreiche Wärmewende ist erforderlich, damit Berlin gut durch diese Energiekrise kommt und seine Klimaschutzziele erreicht. Dafür müssen wir die vorhandenen Infrastrukturen, Energieträger und Akteure noch viel stärker zusammenbinden.« Über mögliche Kosten des angestrebten Deals lagen keine Angaben vor.

Vattenfall will erklärtermaßen eine wichtige Rolle bei der deutschen Energiewende spielen und sich von fossilen Energieträgern verabschieden. Im Mai hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass sein Wärmegeschäft in Berlin in dem Zusammenhang auf dem Prüfstand steht. Eine Option sei ein Verkauf.

An das Vattenfall-Wärmenetz in Berlin sind mehrere große Kraftwerke angeschlossen, die vor allem Gas und Steinkohle verfeuern, zum Teil auch Biomasse. Vattenfall beliefert in Berlin 1,3 Millionen Wohnungen mit Warmwasser und Wärme.

Das Fernwärmesystem in der Hauptstadt ist eines der größten in Westeuropa. Heißes Wasser wird dabei über mehr als 1700 Kilometer lange Rohrleitungen zum Heizen in die Haushalte transportiert. Vor einigen Jahren hatte das Land Berlin versucht, das Netz von Vattenfall zu übernehmen. Der Versuch scheiterte vor Gericht.

© dpa-infocom, dpa:221019-99-188304/2