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BDI fordert mehr Klarheit bei Industriestrompreis

Mit Hilfe von staatlichen Subventionen soll die Industrie in Deutschland von Strom aus erneuerbaren Energien profitieren. Der BDI sieht allerdings noch offene Fragen beim »Brückenstrompreis«.

Strommasten
Wirtschaftsminister Habeck will mit staatlichen Milliardenhilfen wettbewerbsfähige Strompreise für die Industrie ermöglichen. Foto: Federico Gambarini
Wirtschaftsminister Habeck will mit staatlichen Milliardenhilfen wettbewerbsfähige Strompreise für die Industrie ermöglichen.
Foto: Federico Gambarini

In der Diskussion um einen staatlich gestützten Industriestrompreis hat der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) mehr Klarheit über das gesetzte Ziel gefordert. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) spreche von einem »Brückenstrompreis«, sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm am Montag im »Deutschlandfunk«. »Und bei Brücken fällt mir immer ein: Ich muss das andere Ufer kennen. Also haben wir eine Chance, dass wir dieses Ziel erreichen, die Subventionen, die es ja de facto sind, auch wieder abstellen zu können?«, sagte Russmann. Dauerhafte Subventionen könnten kein Weg sein für die deutsche Industrie.

Wirtschaftsminister Habeck will mit staatlichen Milliardenhilfen wettbewerbsfähige Strompreise für die Industrie ermöglichen. Langfristig ist demnach ein »Transformationsstrompreis« geplant. Die Industrie soll von günstigem Strom aus erneuerbaren Energien profitieren. Maßnahmen dazu brauchten aber Zeit, hieß es in dem entsprechenden Papier. Deswegen soll es in einer Zwischenphase bis 2030 einen »Brückenstrompreis« geben von sechs Cent pro Kilowattstunde.

Russwurm äußerte die Sorge: »Haben wir denn ein Ziel, auf das wir zusteuern können mit dieser Brücke, das bei diesen sechs Cent liegt, mal unabhängig davon, ob die ausreichen oder nicht ausreichen?« Der BDI-Präsident forderte ein durchgängiges Energiekonzept für Deutschland und dabei beim »Zielzustand« anzufangen.

Am Montag hatte der Tag der Industrie in Berlin begonnen. Themen bei der zweitägigen Tagung dürften der Industriestrompreis und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen im internationalen Vergleich sein.

Kritik an Plänen

FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai hat sich gegen Pläne für einen verbilligten Industriestrompreis als Mittel gegen die galoppierenden Energiekosten ausgesprochen. »Wir sind nach wie vor davon überzeugt, dass das der falsche Ansatz, dass das der falsche Weg ist«, sagte Djir-Sarai in Berlin nach einer Präsidiumssitzung seiner Partei. Ein Industriestrompreis sei auch nicht im Einklang mit der sozialen Marktwirtschaft.

»Wir können nicht jede Form der wirtschaftlichen Tätigkeit in Deutschland subventionieren. Gerade in einer Marktwirtschaft haben ja Preise eine Signalwirkung und ein subventionierter Preis würde ja dazu führen, dass auch falsche Signale gesendet werden«, warnte der FDP-Politiker.

Er sprach von einer »Wettbewerbsverzerrung«. »Aber es gäbe auch keine Anreize darüber hinaus künftig in ökologische Prozesse in der Industrie zu investieren«, sagte er. Djir-Sarai: »Eine Entlastung für die eine Gruppe wäre eine Belastung für viele andere Gruppen, für Haushalte, für die Menschen in unserem Land, aber auch für Betriebe des Mittelstandes.«

© dpa-infocom, dpa:230619-99-104870/3