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Bayern fordert mehr Mitsprache bei Wasserstoffstrategie

Als Erdöl von morgen bezeichnen Politik und Industrie gerne den Wasserstoff. Doch noch ist die großflächige Anwendung in weiter Ferne. Das ruft auch Kritik an der Strategie des Bundes hervor.

Wasserstoff
Auf dem Gelände des Energieunternehmens Enertrag im brandenburgischen Prenzlau wird Wasserstoff hergestellt. Foto: Christophe Gateau
Auf dem Gelände des Energieunternehmens Enertrag im brandenburgischen Prenzlau wird Wasserstoff hergestellt.
Foto: Christophe Gateau

Bei der Umsetzung der nationalen Wasserstoffstrategie bindet der Bund nach Ansicht Bayerns Länder, Industrie und Investoren nicht genug ein. »Hier passiert viel zu wenig, alle Beteiligte reden viel zu wenig miteinander«, sagte der im Freistaat zuständige Wirtschafts- und Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) der Deutschen Presse-Agentur in München.

Derzeit gebe es zwar viele Ideen und Initiativen von Einzelnen, diese würden aber oft nicht ausreichend aufeinander abgestimmt.

Zum Jahreswechsel übernimmt Bayern den Vorsitz in der Wirtschaftsministerkonferenz. Daher hat sich Aiwanger vorgenommen, hier das Thema ganz oben auf die Agenda zu setzen: »Wir müssen ein Gesamtkonzept entwickeln, einen gemeinsamen Plan machen, wie wir schnellstmöglich zum Ziel kommen.« Deutschland laufe die Zeit durch die Finger. So sei es etwa notwendig, die einzelnen Potenziale der Länder und ihre jeweiligen Interessen zu erfassen, sagte Aiwanger. In Arbeitsrunden müssten alle Beteiligte an einen Tisch geholt werden.

Gaspipelines für Wasserstoff nutzen

Aus der Sicht Aiwangers zeigt sich das Problem in der derzeitigen Phase insbesondere beim Ausbau der Verteilnetze. Die vom Bund geplante Gründung einer neuen staatlichen Wasserstoffnetzgesellschaft sei zum Scheitern verurteilt, sagte er. Dadurch werde der Ausbau unnötig verzögert, da die Betreiber der Gasnetze schon jetzt viel klarer sehen würden, was nötig ist. Ein Großteil der verfügbaren Gaspipelines sei für Wasserstoff nutzbar.

Für eine möglichst schnelle Verfügbarkeit von Wasserstoff brauche es auch ambitionierte Ziele. Für Bayern laute dies für ihn: eine Anbindung an Wasserstoffpipelines für Jahre »2025 folgende«. Hier mache ihm etwa die Ankündigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gascade, Ontras und terranets bw zum Bau einer Pipeline von der Ostsee bis nach Thüringen bis zum Jahr 2025 Hoffnung, dass dann auch Bayern schnell angebunden werde.

Sollte es helfen, könne er sich auch vorstellen, eine Pipeline von Bayern nach Thüringen zu bauen. Die Betreiber selbst rechnen mit einem Transport nach Bayern und Baden-Württemberg ab 2030.

»Grüner« Wasserstoff essenziell für Klimaziele

Bei der Energiewende in Deutschland wird klimaneutral erzeugtem Wasserstoff eine wichtige Funktion zugeschrieben. »Grüner« Wasserstoff gilt als essenziell, um die Klimaziele zu erreichen. Mit Strom aus erneuerbaren Quellen wird per Elektrolyse der Wasserstoff hergestellt, mit dem etwa der Energiebedarf der Stahlindustrie gedeckt werden soll. Derzeit ist der aus Ökostrom hergestellte Energieträger noch knapp und vergleichsweise teuer.

Auch ohne einen Anschluss an ein internationales Pipeline-Netz rechnet Aiwanger damit, dass das Thema und auch die praktische Nutzung weiter an Bedeutung gewinnen wird. In Bayern werde es etwa Tankstellen für Lastwagen geben, die mit regional erzeugtem Wasserstoff versorgt würden. Damit die Industrie auf Wasserstoff umstellen könne, brauche es aber eine internationale Pipeline-Versorgung.

© dpa-infocom, dpa:221226-99-17712/4