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Bayer stoppt wichtige Medikamenten-Studie

Bayers Gerinnungshemmer Xarelto ist ein Milliardengeschäft. Doch der Patentschutz läuft aus, und auf der Suche nach dem nächsten Kassenschlager muss Bayer nun einen Rückschlag hinnehmen.

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Bayer hat eine Studie zu einem Medikamentenhoffnungsträger wegen mangelnder Wirksamkeit abgebrochen. Foto: Oliver Berg/DPA
Bayer hat eine Studie zu einem Medikamentenhoffnungsträger wegen mangelnder Wirksamkeit abgebrochen.
Foto: Oliver Berg/DPA

Beim Pharma- und Agrarkonzern Bayer häufen sich die Probleme. Erst verurteilte ein US-Geschworenengericht in einem Glyphosatprozess Bayer kürzlich zur Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar (1,4 Milliarden Euro), dann kommt in der Nacht zu Montag eine Hiobsbotschaft aus der Pharmasparte: Eine Studie zu einem Präparat namens Asundexian wurde vorzeitig abgebrochen.

Der Gerinnungshemmer war ein großer Hoffnungsträger. Er sollte zum Nachfolger des bisherigen Kassenschlagers Xarelto werden. An der Börse wurde die aktuelle Lage der Firma mit großer Skepsis gesehen, der Kurs brach bis zum frühen Montagnachmittag um ein Viertel ein.

Es zeige sich eine unterlegene Wirksamkeit von Asundexian im Vergleich zur Standardbehandlung, hieß es vom Unternehmen. Bayer werde die Daten weiter analysieren. Erst jüngst hatte die Firma das Phase-III-Studienprogramm für Asundexian erweitert. Der Gerinnungshemmer sollte früheren Angaben zufolge langfristig einen Jahresspitzenerlös von mehr als fünf Milliarden Euro bringen.

Nachfolger für Xarelto gesucht

Bei einer Phase-III-Studie ist die Erprobung eines Präparats schon relativ weit. Geht so eine Studie gut aus, rückt die Zulassung in Reichweite - und damit die Aussicht auf brummende Geschäfte im Milliardenmarkt einer alternden Gesellschaft, in dem die Nachfrage nach solchen Medikamenten steigt. Xarelto ist seit langem so ein Verkaufsschlager - vor allem ältere Patienten nehmen das Präparat langfristig ein, um ihr Schlaganfall-Risiko und andere Gesundheitsgefahren zu mindern.

Pharmafirmen entwickeln eine Vielzahl an Präparaten, von denen aber nur wenige es bis zur Zulassung schaffen. Sie brauchen Kassenschlager, um die Arbeit an anderen Medikamenten zu finanzieren und dadurch innovativ und wettbewerbsfähig zu bleiben. Der Verkauf von Xarelto-Packungen spülte Bayer in den ersten neun Monaten dieses Jahres drei Milliarden Euro in die Kassen und damit gut ein Viertel des gesamten Pharma-Erlöses. Es ist der größte Umsatzbringer unter den Medikamenten.

Patentschutz läuft aus

Allerdings ist ein Ende der hochprofitablen Geschäfte mit Xarelto absehbar. Der Patentschutz läuft in den kommenden Jahren schrittweise aus, in Brasilien ist das bereits geschehen. Dementsprechend negativ sind die finanziellen Vorzeichen bei diesem Geschäft, in den ersten neun Monaten 2023 sank der Xarelto-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,4 Prozent. Bayer begründet das mit Preisdruck durch die Konkurrenz. Die bringt Nachahmerprodukte auf den Markt, die deutlich günstiger sind.

Dementsprechend hoch ist der Druck, möglichst bald eine bessere Alternative ins Rennen schicken zu können. Die Hoffnungen lagen hierbei auf Asundexian, die Bayer-Chefetage gab sich zuversichtlich. Noch in dem im Februar publizierten Geschäftsbericht für 2022 wird das Präparat als zentrales Beispiel genannt für innovative Produkte, bei denen es »erfreuliche Fortschritte« gebe. Die Arbeiten an Asundexian seien »eines der größten Phase-III-Projekte, die wir bisher unternommen haben«, heißt es. Doch die Hoffnungen auf den potenziellen Blockbuster platzen nun wie eine Seifenblase.

Milliarden-Urteil zu Glyphosat

Schon am Freitag hatte ein Rechtsstreit für eine schlechte Nachricht für Bayer gesorgt: Ein Geschworenengericht am Bundesgericht in Jefferson City (Missouri) verurteilte den deutschen Konzern zur Zahlung von insgesamt mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar an drei ehemalige Anwender des glyphosathaltigen Unkrautvernichters Roundup. Die Kläger machten das Produkt für ihre Krebserkrankungen verantwortlich. Geschworene sprechen in den USA Klägern oft hohe Summen zu, die später von Richtern in vielen Fällen deutlich gesenkt werden. Bayer zeigte sich danach überzeugt, dass das Urteil so keinen Bestand haben werde. Man werde Rechtsmittel einlegen.

Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hatte Bayer sich 2018 mit der mehr als 60 Milliarden Dollar teuren Monsanto-Übernahme ins Haus geholt. Im selben Jahr folgte ein erstes Urteil gegen den Dax-Konzern, das in den USA eine Klagewelle in Gang setzte. 2020 hatte Bayer ein milliardenschweres Programm aufgelegt, um den Großteil der Klagen - ohne Haftungseingeständnis - beizulegen. Einen Großteil der Klagen hat Bayer bereits abgearbeitet.

© dpa-infocom, dpa:231120-99-15304/4