Nürnberg (dpa) - Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, hält Kritik an einem Gesetz zur Fachkräfte-Zuwanderung für nicht gerechtfertigt.
Die Äußerung der AfD-Fraktionschefin im Bundestag, Alice Weidel, es werde die Zuwanderung in die Sozialsysteme gefördert, bezeichnete Scheele am Dienstag im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur als »Quatsch«.
Im Regelfall liege ein Berufsabschluss aus dem Ausland vor, der nach in Deutschland gängigen Kriterien anerkannt werden müsse. »Der Ausbildungsabschluss ist die Eintrittskarte. In Kombination mit der deutschen Sprache ist das eine Hürde, die recht hoch ist.«
Scheele bezeichnete die in Berlin gefundene Absichtserklärung und das im nächsten Jahr in Kraft tretende Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz als Schritt nach vorne. »Es wird aber die Fachkräfteproblematik nicht als einziger Weg lösen«, betonte er.
Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zufolge werden bis 2060 in Deutschland jährlich 400.000 Arbeitskräfte zusätzlich benötigt, um die Beschäftigung auf dem bisherigen Niveau zu halten. »2020 wird es kaum Zuwachs von Beschäftigten aus dem Inland geben, da liegen wir nahezu bei Null«, sagte Scheele.
Die gezielte Anwerbung aus dem Ausland, etwa für Pflegeberufe oder im Handwerk könne nur eine gewisse Entlastung für den deutschen Arbeitsmarkt bringen. »Wir müssen in Deutschland das Erwerbspersonenpotenzial voll ausschöpfen«, forderte Scheele. Dazu gehöre auch, Teilzeitstellen aufzustocken, dafür zu sorgen, dass Menschen möglichst bis zur Rente arbeiten können und dass der Übergang von der Schule zum Beruf besser gelingt.
Bei der Zuwanderung gebe es derzeit noch Hürden. »Die Deutsch-Frage ist nicht gelöst, die Deutschkurse müssen die Menschen, die kommen wollen, selbst bezahlen, sofern es die Arbeitgeber nicht finanzieren«, sagte Scheele. Die Anerkennungsverfahren für ausländische Berufsabschlüsse seien teils sehr aufwendig, vor allem in den Ausbildungsberufen, insbesondere im Gesundheitswesen.