Der Dax stieg um 0,97 Prozent auf 15.805,29 Punkte. Der deutsche Leitindex legte damit nicht ganz so stark zu wie das gesamteuropäische Umfeld. Denn er wurde unter anderem von fallenden Autowerten gebremst. Der MDax der mittelgroßen Unternehmenswerte kletterte letztlich um genau ein Prozent auf 27.326,00 Punkte.
Laut der Kapitalmarktstrategin Ann-Katrin Petersen vom Vermögensverwalter Blackrock signalisierte die EZB in ihren Begleitaussagen, dass der zehnte Zinsschritt der wahrscheinlich letzte war in einem außergewöhnlich scharfen Straffungszyklus. »Die heutige EZB-Sitzung unterstreicht, dass auf den Leitzinsgipfel ein Zinsplateau folgen dürfte, aber kein baldiges Zurückrutschen ins Tal der Niedrigzinsen«, so die Expertin. Sie geht davon aus, dass es für Zinssenkungen im kommenden Jahr noch ein langer Weg wird.
»Ein Verzicht auf die Zinsanhebung, eine Pause, hätte die Zinserhöhungserwartungen angesichts des noch hohen Inflationstempos lediglich auf die nächste Sitzung verschoben«, sagte Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust. Insgesamt lasse die EZB mit der erneuten Zinserhöhung keine Zweifel an ihrer Entschlossenheit bei der Inflationsbekämpfung. Andere Experten betonten, diese habe eine höhere Priorität als die Vermeidung einer Rezession.
Immobilienwerte klettern
Auf die Perspektive eines Zinsplateaus reagierten die Immobilienwerte besonders stark. Für die Aktien von Vonovia zum Beispiel ging es als Dax-Spitzenreiter um 5,1 Prozent nach oben bis nah an ihr Hoch vom März. In der Branche macht ein Ende des Straffungskurses Hoffnung auf wieder bessere Zeiten am Immobilienmarkt, der unter den hohen Zinsen monatelang schwer gelitten hatte.
Am anderen Dax-Ende legten die am Vortag noch starken Autowerte den Rückwärtsgang ein. Im Sektor machen sich neuerdings Sorgen breit um vermehrte Konkurrenz aus China. Hinzu kam am Donnerstag eine Abstufung der BMW-Aktie durch den Barclays-Analysten Henning Cosman, der befürchtet, dass die Margen der Münchener ihren Höhepunkt überschritten haben. Das BMW-Minus von 1,5 Prozent wurde aber noch in den Schatten gestellt von der Porsche AG mit minus 2,4 Prozent.
Weiter begehrt waren die Windkraftanlagenbauer, die am Vortag schon von angekündigten Unterstützungsplänen der EU profitiert hatten. Eine Analystenempfehlung für das dänische Unternehmen Vestas kam nun als positive Branchennachricht hinzu. Nordex zogen nach einem vermeldeten Auftrag aus Spanien im MDax um 5,5 Prozent an. Titel von Siemens Energy, dem Mutterkonzern des Nordex-Konkurrenten Gamesa, gewannen im Dax 4,2 Prozent.
Auch im Telekom-Sektor gab es steigende Kurse, hier hallte eine am Vortag signalisierte Verlängerung von Mobilfunkfrequenzen positiv nach. In der Folge sprach die Citigroup Kaufempfehlungen für Telefonica Deutschland, 1&1 und United Internet aus. Die beiden letzteren Aktien profitierten mit Anstiegen um bis zu 6,5 Prozent besonders stark davon.
Der EuroStoxx legte um 1,33 Prozent auf 4279,75 Punkte zu und zeigte sich damit stärker als der Dax. Auch der französische Cac 40 hatte etwas Vorsprung. Angetrieben von Minenwerten stieg der Londoner FTSE 100 sogar um knapp zwei Prozent. In New York bewegte sich der Dow Jones Industrial zuletzt mit 0,8 Prozent im Plus.
Euro unter Druck
Der Euro geriet nach dem Zinsentscheid unter Druck und notierte zuletzt bei 1,0657 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0730 (Mittwoch: 1,0733) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,9319 Euro.
Die Kurse deutscher Bundesanleihen stiegen. Im Rentenhandel sank die Umlaufrendite von 2,70 Prozent am Vortag auf 2,68 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,04 Prozent auf 123,46 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,38 Prozent auf 131,12 Punkte zu.
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