Nach der Abkehr des Westens von russischem Öl und Gas sieht der Chef der Internationalen Energieagentur (IEA), Fatih Birol, Russland dauerhaft geschwächt. »Russland hat die Energieschlacht verloren«, sagte Birol am Samstag in Paris der französischen Zeitung »Libération«. Die Öl- und Gasexporte seien seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine um 40 Prozent zurückgegangen, hieß es von der Agentur, die vor allem von westlichen Industriestaaten getragen wird.
Das sei erst der Anfang, denn die russischen Öl- und Gasfelder seien technisch und geologisch komplex, erklärte Birol. Sie benötigten die technologische Unterstützung internationaler Experten. »Diese haben sich jedoch aus Russland zurückgezogen.« Daher werde die Förderung mittelfristig zurückgehen. Russland könne Europa als einst größten Abnehmer auch nicht einfach durch Asien ersetzen.
In Deutschland haben stark angestiegene Gasimporte aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien die russischen Lieferungen seit Ende August 2022 fast kompensiert. Dies geht aus einem internen Papier der Bundesnetzagentur hervor, das der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt. Demnach importierte Deutschland von 2017 bis Ende Februar 2022 im monatlichen Nettodurchschnitt 77,0 Terawattstunden Erdgas, das zum Verbrauch sowie zur Speicherbefüllung genutzt wurde.
Demgegenüber lag der Nettoimport von September 2022 bis Ende Januar - also ohne russische Gaslieferungen - monatlich bei 72,7 Terawattstunden. Hinzu kamen im Januar rund 4 Terawattstunden Flüssigerdgas aus den neuen LNG-Terminals an den deutschen Küsten.
Versorgung stabil
Die Bundesnetzagentur bewertet die Gasversorgung in Deutschland weiterhin als »stabil«. Ein sparsamer Gasverbrauch bleibe aber wichtig.
Verbraucher in Deutschland spürten die Folgen der Auseinandersetzung auf dem Energiemarkt auch beim Tanken. Trotz extremer Spritpreise wurde 2022 aber wieder mehr Benzin verbraucht als in den beiden Vorjahren. Darauf deutet eine Auswertung von Zahlen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) hin. Mögliche dämpfende Auswirkungen der hohen Preise wurden demnach offenkundig durch die Corona-Lockerungen und wieder zunehmende Reisetätigkeit mehr als ausgeglichen.
Rund 17 Millionen Tonnen Benzin wurden ausgeliefert, in der Regel an Tankstellen. Das sind gut 500.000 Tonnen mehr als 2021. Der Dieselverbrauch blieb dagegen auf dem niedrigeren Niveau der beiden Vorjahre. Hier geht ein großer Teil der Nachfrage nicht auf Privatpersonen, sondern auf den Warenverkehr mit Lastwagen zurück.
Unterdessen fordert der Verband kommunaler Unternehmen von der Bundesregierung einen Schutzschirm für Stadtwerke und mehr Tempo bei der Energiewende. Stadtwerke und Energieversorger müssten als Käufer von Gas, die mehrheitlich im außerbörslichen Handel aktiv sind, höhere Sicherheitsleistungen im Terminhandel hinterlegen, hieß es am Wochenende. »Das bindet Liquidität, was wiederum den Handel erschwert oder blockiert. Und diese Liquidität fehlt am Ende auch für notwendige Investitionen in die Energiewende.«
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