BMW hat im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn von 18,6 Milliarden Euro erwirtschaftet - fast die Hälfte mehr als im Vorjahr, wie der Autokonzern heute in München mitteilte. Grund waren zum einen deutlich höhere Verkaufspreise und der hohe Anteil teurer Autos, zum anderen die Übernahme der Mehrheit am chinesischen Gemeinschaftsunternehmen BBA mit dem Werk in Shenyang. BMW werde auch im laufenden Jahr von der Nachfrage nach E-Autos und den höherklassigen Modellen profitieren, sagte der scheidende Finanzvorstand Nicolas Peter.
Der Umsatz legte 2022 um 28 Prozent auf 142,6 Milliarden Euro zu. Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 4,5 Prozent auf 14,0 Milliarden Euro. Vorstandschef Oliver Zispe sagte, BMW habe »unter volatilen Bedingungen starke Leistungen erzielt«.
Die Aktie, die am Morgen noch auf den höchsten Kurs seit 2015 geklettert war, gab nach Bekanntgabe der Jahreszahlen dennoch leicht nach. Denn im Schlussquartal hatte BMW im Kerngeschäft überraschend wenig operativen Gewinn gemacht: Analysten hatten mehr erwartet.
BMW hatte vergangenes Jahr die Mehrheit an dem chinesischen Gemeinschaftsunternehmen BMW Brilliance Automotive (BBA) übernommen - allein die Neubewertung der schon zuvor gehaltenen BBA-Anteile trug als Sonderertrag 7,7 Milliarden Euro oder rund ein Drittel zum Vorsteuerergebnis von 23,5 Milliarden Euro bei. »Die Integration des chinesischen Joint-Ventures in das Automobilsegment hebt unsere Geschäftstätigkeit auf ein neues Niveau. 2022 haben wir daraus viel Rückenwind bekommen«, sagte Peter.
Neuer Finanzvorstand
Der bald 61-Jährige wird nach der Hauptversammlung im Mai in den Ruhestand gehen - der Aufsichtsrat berief am Donnerstag Walter Mertl als Nachfolger. Der 49-jährige Betriebswirt ist seit 1998 bei BMW, leitet seit zwei Jahren das Konzerncontrolling und hat »exzellente Managementerfolge« vorzuweisen, wie Aufsichtsratschef Norbert Reithofer sagte. Zugleich dankte er Peter, der »als strategischer Finanzvorstand ein großer Glücksfall für die BMW Group gewesen« sei. Er habe die Entwicklung des Konzerns maßgeblich bestimmt.
BMW hatte im vergangenen Jahr 2,4 Millionen Autos verkauft - rund 100.000 weniger als im Vorjahr. Fehlende Halbleiter, fehlende Kabelbäume aus der Ukraine und Corona-Lockdowns in China bremsten die Produktion. Aber der Autobauer profitierte von einem hohen Anteil teurer Modelle, von höheren Preisen für Neuwagen und für Leasingsrückläufer am Gebrauchtwagenmarkt und von einem schwachen Euro.
Die Gewinnmarge in der Autosparte sank wegen der BBA-Vollkonsolidierung von 10,3 auf 8,6 Prozent. Ohne den BBA-Effekt wäre sie stabil gewesen.
Höhen und Tiefen
Belastet wurde BMW von deutlich höheren Kosten für Energie und Rohstoffe. Die Investitionen und die Ausgaben für Forschung und Entwicklung stiegen. Die profitable Finanzdienstsparte trug statt 3,7 nur noch 3,2 Milliarden Euro zum Gewinn vor Steuern bei. Hatte zuvor jeder zweite neue BMW-Kunde sein Auto über den BMW-Finanzdienst per Kredit gekauft oder geleast, fiel der Anteil im vergangenen Jahr auf 41 Prozent. Im Schlussquartal stiegen Refinanzierungskosten und Risikovorsorge für BMW deutlich.
Im Vergleich zum Vorjahr fiel auch ein Sonderfaktor weg: 2021 hatte BMW eine Milliarde Euro aus der Auflösung von Rückstellungen nach einem erfolgreichen Kartellverfahren verbuchen können.
Die Dividende soll auf 8,50 Euro je Anteil steigen. Damit soll weiter nur knapp ein Drittel des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Der Zielkorridor für die Ausschüttungsquote liegt bei 30 bis 40 Prozent des Jahresüberschusses. Hauptaktionäre sind die Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten mit zusammen fast 47 Prozent der Stammaktien.
Die Zahl der Mitarbeiter stieg im vergangenen Jahr stark von 119.000 auf 149.500. Davon entfielen fast 26 000 Beschäftigte auf BBA. Die restlichen 6000 wurden vor allem bei Entwicklung, IT und Produktion eingestellt.
Die gesamten Bilanzzahlen und einen Ausblick für das laufende Jahr will der BMW-Vorstand am kommenden Mittwoch in München vorlegen.
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