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Zahl der Pedelec-Unfälle stark gestiegen

Pedelecs sind beliebt - nicht nur als E-Bike für Senioren. Doch bei Unfällen können die Folgen wegen des höheren Tempos schwerer sein als beim »normalen« Fahrradunfall.

Pedelec
Rechtlich ist das Pedelec ein Fahrrad. Foto: Stefan Sauer
Rechtlich ist das Pedelec ein Fahrrad.
Foto: Stefan Sauer

Die Zahl der Unfälle mit Pedelecs ist seit 2014 stark gestiegen. Häufig waren diese Unfälle schwerwiegender als Unfälle mit Fahrrädern ohne Motor, wie das Statistische Bundesamt berichtete.

Grund dafür sei insbesondere das nach wie vor höhere Alter der Verunglückten, sagte Bernhard Veldhues, Leiter der Gruppe »Wirtschaftsstruktur und Verkehr« beim Statistischen Bundesamt. Denn bei Stürzen nehme mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit schwerer Verletzungen zu.

E-Bike-Nutzer werden immer jünger

Allerdings werde das E-Bike auch bei Jüngeren zunehmend beliebter: Waren im Jahr 2014 noch 54,5 Prozent der verunglückten Pedelecfahrerinnen und -fahrer mindestens 65 Jahre alt, lag ihr Anteil im vergangenen Jahr nur noch bei 33,5 Prozent.

Im Jahr 2014 war jeder neunte Mensch, der mit einem Pedelec verunglückte, unter 45 Jahre alt, 2021 bereits rund jeder vierte. Zum Vergleich: Bei Verunglückten auf Fahrrädern ohne Motor war jeder sechste Betroffene 65 Jahre und älter. Mehr als jeder Zweite (55,5 Prozent) in dieser Gruppe war jünger als 45 Jahre.

2021 starben insgesamt 131 Menschen, die mit einem Pedelec unterwegs waren. Nur ein Mensch war jünger als 25 Jahre, 68 Prozent gehörten der Generation 65 plus an.

Unfälle mit Personenschaden nehmen zu

Wurden 2014 noch 480.000 Pedelecs verkauft, waren es im vergangenen Jahr bereits rund zwei Millionen Pedelecs, hieß es. Im Jahr 2014 meldete die Polizei 2245 Pedelecunfälle mit Personenschaden, 2021 waren es 17.285. Zum Vergleich: Bei nichtmotorisierten Fahrrädern ist die Zahl der Unfälle mit Personenschaden von 2014 bis 2021 von 76.643 auf 67.931 gesunken. Allerdings flossen in die Statistik nur diejenigen Unfälle ein, die von der Polizei aufgenommen wurden. Die Dunkelziffer dürfte nach Einschätzung der Statistiker erheblich sein.

Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer, verweist darauf, dass es hingegen beim Vergleich der Unfälle pro Kilometerfahrleistung kaum Unterschiede bei der Schwere der Unfälle bei Fahrrad- und Pedelecfahrern gibt. Ausnahme seien »die ganz jungen und die ganz alten« Verkehrsteilnehmer.

Sinnvoll wäre aber gerade bei Pedelec-Fahrern eine »offensivere Kommunikation« über den Sinn eines Helms. Denn trotz der im Vergleich zum Fahrrad ohne Motor höheren Geschwindigkeit gibt es keine Helmpflicht oder vorgeschriebene Schutzkleidung. »Rechtlich ist ein Pedelec ein Fahrrad«, sagte Brockmann. »Die Frage ist, ob das auf Dauer so bleiben kann.«

Waren Pedelec-Fahrer im vergangenen Jahr in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt, lag es nach Angaben des Statistischen Bundesamts am häufigsten an falscher Straßenbenutzung - weil sie etwa auf dem Gehweg oder in falscher Richtung in einer Einbahnstraße fuhren. Auch zu hohe Geschwindigkeit und Alkoholeinfluss spielten häufig eine Rolle.

So sieht es bei E-Scootern aus

Zahlen gab es auch zu der Unfallentwicklung mit E-Scootern. Sie sind vor allem ein Großstadtphänomen: Knapp die Hälfte aller Unfälle mit Elektrorollern ereignete sich in Großstädten mit mehr als einer halben Million Einwohner. Eine weitere Auffälligkeit: Zwei Drittel der Fahrer, die in einen Unfall mit Personenschaden verwickelt waren, waren männlich. Menschen, die auf einem E-Scooter verletzt oder getötet werden, waren zudem im Durchschnitt 31 Jahre alt - und damit noch einmal deutlich jünger als die mit einem Fahrrad Verunglückten.

2020 wurden mit rund 180.000 versicherten E-Scootern 1150 Unfälle verursacht, bei denen Dritte zu Schaden kamen, sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, in einer Schadensbilanz am Dienstag. »Die Kfz-Haftpflichtversicherer zahlten für jeden dieser Unfälle im Schnitt rund 3850 Euro.« E-Scooter weisen nach dieser Auswertung eine ähnliche Schadensbilanz auf wie Mofas und Mopeds.

Gerade wenn E-Scooter verbotenerweise auf dem Gehweg fahren, seien sie eine große Gefahr für Fußgänger, betonte Asmussen und appellierte an Ordnungsämter und Polizei, die geltenden Regeln konsequent durchzusetzen: »E-Scooter sind keine Spielzeuge. Sie gehören nicht auf den Gehweg, dürfen nicht von Kindern unter 14 Jahren und nicht zu zweit oder gar zu dritt gefahren werden.«

© dpa-infocom, dpa:220712-99-993503/4