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Wrack eines im Zweiten Weltkrieg versenkten Schiffs entdeckt

Vor mehr als 80 Jahren hat ein amerikanisches U-Boot das japanische Schiff »Montevideo Maru« versenkt, ohne zu wissen, dass Kriegsgefangene an Bord waren. Mehr als 1000 Menschen starben. Nun haben Tiefseeforscher das Wrack entdeckt.

Australien: Im Zweiten Weltkrieg versenktes Schiff geortet
Vor mehr als 80 Jahren wurde die »Montevideo Maru« mit mehr als 1000 Menschen an Bord von einem amerikanischen U-Boot versenkt. Foto: AAP Image
Vor mehr als 80 Jahren wurde die »Montevideo Maru« mit mehr als 1000 Menschen an Bord von einem amerikanischen U-Boot versenkt.
Foto: AAP Image

Tiefseeforscher haben das bisher verschollene Wrack eines japanischen Schiffes geortet, das im Zweiten Weltkrieg von einem US-U-Boot versenkt wurde. »Gefunden!«, teilte die an der Suche beteiligte australische Organisation Silentworld Foundation am Wochenende mit. Die »Montevideo Maru« sei in rund 4000 Metern Tiefe vor der philippinischen Küste entdeckt worden.

Die Geschichte des Transportschiffes ist eine besonders tragische: Mehr als 1000 Menschen starben, die meisten von ihnen Australier, als die »Montevideo Maru« am 1. Juli 1942 von Torpedos des U-Boots »USS Sturgeon« getroffen wurde. Unter den Opfern seien Menschen aus 14 Nationen gewesen. Die Besatzung des U-Boots habe nicht gewusst, dass Kriegsgefangene und Zivilsten auf dem japanischen Schiff waren. Es sei nicht entsprechend markiert gewesen, schrieb die »New York Times«.

Der Untergang der »Montevideo Maru« gilt als »schlimmste Katastrophe in der Geschichte der australischen Schifffahrt«, teilte die Silentworld Foundation weiter mit. An Bord seien rund 1060 Kriegsgefangene und Zivilisten im Alter von 15 bis 60 Jahren gewesen, die einige Monate zuvor beim Fall der Stadt Rabaul in Papua-Neuguinea von Japanern gefangen genommen worden waren. Rund 980 Australier seien beim Untergang ums Leben gekommen. Zum Vergleich: Allein bei diesem Vorfall starben fast doppelt so viele Australier, wie während des gesamten Vietnamkrieges, teilte die Organisation weiter mit.

Die Suche nach dem Wrack habe am 6. April im Südchinesischen Meer begonnen, zwölf Tage später sei es entdeckt worden. Modernste Technologie sei dazu im Einsatz gewesen, darunter ein autonomes Unterwasserfahrzeug mit Sonar, teilte die Organisation mit. Die Mission sei von australischen und niederländischen Spezialisten für Archäologie, Geschichte und Tiefseevermessung geleitet und vom australischen Verteidigungsministerium unterstützt worden.

»Die Entdeckung der «Montevideo Maru» schließt ein schreckliches Kapitel in der australischen Militär- und Schifffahrtsgeschichte ab«, sagte John Mullen, Direktor der Silentworld Foundation in Sydney. Familien hätten jahrelang auf Nachrichten über ihre vermissten Angehörigen gewartet. »Heute hoffen wir, dass wir durch das Auffinden des Schiffes den vielen Familien, die von dieser schrecklichen Katastrophe betroffen sind, helfen können.«

Das Wrack der »Montevideo Maru« liege tiefer als das der »Titanic«. Es soll nicht angetastet werden, teilte seine Organisation weiter mit. »Es werden keine Artefakte oder menschlichen Überreste entnommen. Aus Respekt vor den Familien der Opfer an Bord wird der Fundort für Forschungszwecke aufgezeichnet.« Geplant worden sei die Mission fast fünf Jahre lang.

Der australische Premierminister Anthony Albanese schrieb auf Twitter, endlich sei die Ruhestätte »der verlorenen Seelen der «Montevideo Maru» gefunden worden«. Er hoffe, die Nachricht spende den Angehörigen ein wenig Trost.

© dpa-infocom, dpa:230423-99-417861/2