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Was wird aus dem Buckingham-Palast?

Gerade kann man ihn noch besichtigen, den Buckingham-Palast. Doch in einigen Wochen schließt das renovierungsbedürftige Anwesen der britischen Royals seine Türen.

König Charles
König Charles III. winkt nach der Krönungszeremonie vom Balkon des Buckingham-Palastes. Foto: Stefan Rousseau/DPA
König Charles III. winkt nach der Krönungszeremonie vom Balkon des Buckingham-Palastes.
Foto: Stefan Rousseau/DPA

Die Immobilienanzeige würde wohl nicht schlecht klingen. Anwesen in bester Londoner Innenstadtlage, 775 Räume, Privatpark mit Tennisplatz und eigenem See. Der Buckingham-Palast steht wie keine andere Immobilie für das britische Königshaus. Gerade kann man die offiziellen Räume für wenige Wochen besichtigen. Durch eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen gelangt man ins Innere.

Palmenpflanzen und Kamin. So sieht es hier also aus. Eine Treppe mit Schnörkelgeländer führt nach oben. Im Thronzimmer rote Wände. Vor dem Hintergrund sind schon viele offizielle Bilder entstanden. Nach links abbiegen in die Gemäldegalerie. Ist das ein Werk von Jan Vermeer? Und tatsächlich eins von Tizian?

Bis 2027 soll renoviert werden

Fotografieren ist während des Besuchs verboten. Im Sommer werden die offiziellen Räume seit Jahren auch für die Öffentlichkeit geöffnet. Umgerechnet kostet der Eintritt 35 Euro. Der Palast ist in die Jahre gekommen und wird derzeit saniert. An manchen Stellen sieht man ein Baugerüst oder einen Hinweis.

Die Renovierungsarbeiten sollen noch bis 2027 dauern und sind mit einem Budget von 369 Millionen Pfund veranschlagt, etwa 430 Millionen Euro. Elektroleitungen, Rohre, Heizungssysteme seien seit den 1950er Jahren nicht erneuert worden, erklärt das Königshaus online. Mit dem Wechsel auf dem britischen Thron vor einem Jahr steht auch die Frage im Raum, wie König Charles III. den Palast in Zukunft nutzen wird.

Lange war der Buckingham-Palast das Zuhause seiner Mutter, Königin Elizabeth II. Sie zog sich mit der Pandemie auf Schloss Windsor westlich von London zurück und starb schließlich am 8. September 2022 auf ihrem schottischen Landsitz Balmoral. Der Palast in der Londoner Innenstadt aber war stets ihre offizielle Residenz.

Hier brachte sie auch Charles zur Welt. Im Garten konnte sie ihre wuseligen Corgis ausführen - angeblich wurden eigens Bäume gepflanzt, damit sie dabei mehr Sichtschutz hatte. Bis heute werden Gäste aus der ganzen Welt empfangen und Gartenpartys gefeiert.

Die britische Königin Elizabeth II. 2018 bei einem Gartenfest im Buckingham Palast.

Dass Charles bisher nicht umgezogen ist in den Palast, führte in britischen Medien zu Spekulationen. Die Zeitung »Telegraph« titelte neulich: »Warum niemand im Buckingham-Palast leben will.« Und stellte die These auf, das Stadtschloss sei von den vielen Residenzen, die der König im Jahr nutze, die ungemütlichste.

Werden Camilla und Charles im Palast wohnen?

Bisher leben Charles und seine Frau Camilla nur wenige Minuten entfernt in Clarence House. Auch die »Times« hatte vergangenen Oktober unter Berufung auf eine anonyme Quelle geschrieben, Charles werde offizielle Aufgaben vom Buckingham-Palast aus erledigen, aber es sei unwahrscheinlich, dass dies auch sein Zuhause werde.

Im Palast wird dagegen betont, es sei weiterhin geplant, dass der König nach Abschluss der Renovierungsarbeiten umzieht. Das Schloss bleibe das »Headquarter« der Monarchie, sozusagen die Kommandozentrale. Es sei für Ihre Majestäten aber weder möglich noch praktikabel, inmitten eines zehnjährigen Renovierungsprogramms einzuziehen, hieß es aus Palastkreisen. Kritische Stimmen fragen allerdings, ob der Umzug wirklich passieren wird, weil Charles nach Abschluss der Sanierung schon auf die 80 zugeht.

Die Monarchie soll sich öffnen

Für den Verfassungsrechtler Craig Prescott ist die Frage, wie die Royals mit ihren vielen Anwesen umgehen werden, ein zentraler Punkt für die künftige Ausrichtung der Monarchie. Clarence House scheine gut zu funktionieren als Residenz des Königspaars. »Und vielleicht ergeben sich damit in der Zukunft neue Möglichkeiten für den Buckingham-Palast«, sagt Prescott. Es habe Diskussionen gegeben, die Paläste das Jahr über länger geöffnet zu lassen. Denkbar wäre für ihn auch, dass Wohltätigkeitsorganisationen, mit denen die Monarchie verbunden sei, dort Veranstaltungen anbieten und die Gebäude mehr nutzen. »Das würde zeigen, dass die Monarchie sich öffnet.«

Darauf sind bisher zurückhaltende Reaktionen zu hören. Im Buckingham-Palast finde ein volles Programm statt - etwa mit Empfängen, Mittagessen und Gartenpartys, heißt es aus Palastkreisen. Das Team im Palast bemühe sich, so viele Menschen wie möglich zu empfangen. Jede weitere Öffnung müsse gut überlegt sein.

Auch bei der Besichtigung bleibt Vieles verborgen. Neben den offiziellen Räumen gibt es laut Internetseite zum Beispiel 188 Schlafzimmer für Angestellte und 92 Büros. Die State Rooms aber können noch bis Ende September besichtigt werden.

Das Gelände verlässt man durch den Park. Am Ausgang hängt ein Bild von Charles und Camilla, aufgenommen am Tag der Krönung. Man lässt die beiden mit ihren Kronen und Roben hinter sich. Und steht plötzlich wieder vor den mit Stacheldraht und Videokameras gesicherten Palastmauern.

© dpa-infocom, dpa:230829-99-996541/3