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Warum die Bergwacht kaum Nachwuchssorgen hat

Während andere Rettungsdienste händeringend nach Freiwilligen suchen, fehlt es der Bergwacht trotz einer harten Ausbildung nicht an Anwärtern. Das gilt allerdings nicht für alle Regionen in Deutschland.

Bergwacht
Teilnehmer eines Lehrganges für Bergretter der Bergwacht trainieren auf dem Nebelhorn bei Oberstdorf (Bayern) den Umgang mit einem Ackja. Foto: picture alliance / Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Teilnehmer eines Lehrganges für Bergretter der Bergwacht trainieren auf dem Nebelhorn bei Oberstdorf (Bayern) den Umgang mit einem Ackja. Foto: picture alliance / Karl-Josef Hildenbrand/dpa

GARMISCH-PARTENKIRCHEN. Drei Jahre Ausbildung für eine lebensgefährliche Tätigkeit ohne Bezahlung - dafür lassen sich bei der Bergwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) unverändert viele Menschen begeistern.

»Unsere Erfahrung ist: Wo die Leute richtig gefordert sind, ist der Zuspruch da«, sagt Bundesleiter Klemens Reindl. Von rund 12.000 Aktiven bei der Bergwacht sind nach DRK-Angaben derzeit etwa 2000 in der Ausbildung. Über Nachwuchsprobleme könne man auch 100 Jahre nach der Gründung also nicht klagen - zumindest in den meisten Regionen.

»Wir quälen sie so richtig - das ist der Trick«, sagt Bergwacht-Bundesleiter Reindl und lacht. Die Ausbildung zum Bergretter ist anspruchsvoll, umfasst psychische und körperliche Eignungstests sowie bis zu fünf Abschlussprüfungen. Rund ein Drittel der Bewerber schließe die Ausbildung nicht ab, sagt Reindl. »Viele merken schon vor den Eignungstests, dass das doch nichts für sie ist.« Wer dabei bleibe, schätze vor allem die Mischung von Ehrenamt und Natur: »Man kann Gutes tun in einer Gegend, die Spaß macht.«

Meike Mantey hat 2016 deshalb den Weg zur Bergwacht in Stuttgart gefunden. »Menschen helfen, körperlich fit bleiben und draußen sein«, nennt die 31 Jahre alte Ingenieurin als Reiz der Tätigkeit. »Für mich ist das eine Win-win-Situation.« Dafür nehme sie auch in Kauf, dass sie für einen Teil ihrer Ausrüstung und Kosten während des Dienstes zahlen muss. »Ich kriege nichts fürs Helfen, aber ich bekomme unglaublich viel vermittelt«, sagt Mantey.

Wie viel die Bergretter für ihre Ausrüstung selbst zahlen müssen, hänge vom jeweiligen Bundesland ab, sagt Bergwacht-Bundesleiter Reindl aus Garmisch-Partenkirchen. Denn Rettungsdienstrecht ist Ländersache. »Wir sind hier in Bayern bei Investitionen und Betriebskosten relativ komfortabel ausgestattet«, betont Reindl. Dagegen gebe es in Nordrhein-Westfalen nicht mal eine Grundlage zur Abrechnung von Bergwacht-Einsätzen durch die Krankenkassen.

»Wir rechnen das deshalb direkt mit der Person ab«, sagt Elena Schlüter, Sprecherin des DRK-Kreisverbands Brilon, zu dem die Bergwacht Winterberg im Hochsauerland gehört. Viele Skifahrer weigerten sich nach einem Unfall aber, die Rechnung dafür zu zahlen. »Wir bekommen da wirklich böse Anrufe«, sagt Schlüter. »Und es ist viel administrativer Aufwand.«

Auch in Sachen Nachwuchs sehe es bei der Bergwacht Winterberg nicht so gut aus wie im Süden der Republik. »Es gibt schon die eine oder andere Anfrage von Interessenten«, sagt Schlüter. Auch an Einsätzen mangle es nicht. »Aber es ist trotzdem nicht so, dass wir uns vor Bewerbern kaum retten könnten.« Der DRK-Landesverband in Sachsen vermeldet ebenfalls nur etwa 15 bis 20 Prüfungsabsolventen pro Jahr - bei 19 Bergwachten. Diese seien aber immer öfter gefragt: Wurden 2015 noch 509 Einsätze gemeldet, waren es vier Jahre später 888.

Auch wegen dieser Entwicklung dürfe sich die Bergwacht auf der insgesamt guten Bewerbersituation nicht ausruhen, sagt Bundesleiter Reindl. »Bergrettung braucht es auch in den Bereichen, wo man es vielleicht nicht vermutet.« Wichtig seien dafür aber gute Voraussetzungen in allen Bundesländern. (dpa)