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Von Reutlingen aus schnell auf der Skipiste

Skifahren ist teuer geworden. Aber es muss ja nicht immer hoch hinaus gehen. Hier kommen einige Skigebiete, die fest in schwäbischer Hand sind. Manche sind preislich noch moderat.

Abends am Sonnenkopf: Das Skigebiet im Klostertal eignet sich gut für Familien und Freerider. Es verzichtet auf technische Besch
Abends am Sonnenkopf: Das Skigebiet im Klostertal eignet sich gut für Familien und Freerider. Es verzichtet auf technische Beschneiung. Foto: Hans Jörg Conzelmann
Abends am Sonnenkopf: Das Skigebiet im Klostertal eignet sich gut für Familien und Freerider. Es verzichtet auf technische Beschneiung.
Foto: Hans Jörg Conzelmann

REUTLINGEN. Sie sind oft keine 2.000 Meter hoch, am Nordrand der Alpen gelegen und dennoch technisch auf der Höhe der Zeit. Skifahren kann man dank technischer Beschneiung die nächsten Jahre noch, wenn die Temperaturen niedrig sind. Die Gebiete sind fest in Allgäuer- und Schwabenhand, wegen der guten Reichweite. Reutlinger Skifahrer kennen sie allzu gut: im Allgäu, im Bregenzer Wald, in Vorarlberg.

Backen wir also angesichts der Inflation einfach mal kleinere Brötchen, bleiben im Lande und fahren ans Hündle im Allgäu. Es liegt von Reutlingen aus 200 Kilometer entfernt, ist über die Autobahn in starken 2 Stunden erreichbar und eines der nächstgelegenen Skigebiete der Allgäuer Voralpen. Die Reutlinger kennen es, weil nicht weit entfernt das TSG-Berghaus bei Steibis steht. Generationen haben hier Skifahren gelernt und in den Berghütten Saitenwürste gegessen. Im Verbund Hündle-Thalkirchdorf stehen 18 Pistenkilometer mit breiten Abfahrten zur Verfügung.

Aber es muss richtig Winter sein, denn hoch hinaus geht es nicht. Der Gipfel ist gerade mal 1112 Meter hoch und nur sechs Prozent der Pisten sind technisch beschneit. Deshalb startet das Hündle erst kurz vor Weihnachten den Liftbetreib. Der Preis ist durchaus moderat, wenn man ihn mit anderen vergleicht: Erwachsene zahlen noch unter 50 Euro für die Tageskarte, was inzwischen selten geworden ist: 47 Euro, ab 11 Uhr 42.

Ein Katzensprung weiter liegt Steibis - klar, auch das ist Reutlinger Zweitwohnsitz. Der Imberg, der sich immer etwas großspurig Skiarena nennt, knackt die 50-Euro-Grenze mit genau diesem Betrag für eine Tageskarte: 50 Euro, ab 11 Uhr 46. Er bietet dafür einen Kilometer mehr Abfahrt als das Hündle, nämlich 19. Und dann gibt es in Sichtweite noch den alles überragenden Hochgrat, ein Klassiker mit ungespurten, unbeschneiten Hängen und Ausgangspunkt für Skitourengänger zum Naturpark Nagelfluhkette. Mit seinen 1833 Metern überm Meer ist er höher als Hündle und Imberg - ein schöner Aussichtsberg. Tageskarten kosten 42,50 Euro, dafür gibt es auch nur eine Bahn nach oben. Sie öffnet ebenfalls erst kurz vor Weihnachten.

Ziehen wir den Radius etwas weiter und fahren tiefer ins Allgäu hinein Richtung Oberstdorf. Linker Hand finden wir die Hörnergruppe. Hier reihen sich mehrere Skigebiete von Ofterschwang bis Bolsterlang. Ofterschwang glänzt mit einer Weltcup-Abfahrt und modernsten Seilbahnen. Für 53 Euro bietet es einen Tag lang 18 Pistenkilometer, 90 Prozent können bei Bedarf technisch beschneit werden. Flexibel muss man sein, was die Saisoneröffnung angeht: Angekündigt ist vage »Anfang Dezember«.

Bolsterlang legt den 6. Dezember als ersten Saisontag fest. Es ragt als zweites sportliches Skigebiet der Hörnergruppe heraus, weil es erstaunlich steile Abfahrten bietet und von der Lage her schon mitten drin in den Alpen scheint. Mit einer 6er-Sesselbahn geht es hinauf zum »Weiherkopf« auf 1700 Metern. Je höher man kommt, desto grandioser ist der Blick. 53 Euro kostet auch hier die Tageskarte, ab 11.30 Uhr 41,50.

Man könnte weiterziehen ans Nebelhorn, ans Fellhorn, ins Kleinwalsertal. Je weiter hinein, desto alpiner wird's - und auch teurer. Das Söllereck hat wegen der guten Schneeverhältnisse schon ein paar Tage offen gehabt. Andere folgen am 6. Dezember, wieder andere am 20. Der beeindruckendste Verbund ist das Zweiländerskigebiet Fellhorn/Kanzelwand: Über 36 abwechslungsreiche, bestens präparierte Pistenkilometer, davon zwei 5,7 und 4,3 Kilometer lange beschneite Talabfahrten, Buckelpisten, 13 Bergbahnen und Lifte. Das kostet: Die Tageskarte liegt bei satten 65,80 Euro, drei Stunden Skifahren bei 52 Euro.

Moderne Aufstiegshilfen sind selbstverständlich, kosten aber auch Geld. Die Tageskarten sind nur noch selten günstig.
Moderne Aufstiegshilfen sind selbstverständlich, kosten aber auch Geld. Die Tageskarten sind nur noch selten günstig. Foto: Hans Jörg Conzelmann
Moderne Aufstiegshilfen sind selbstverständlich, kosten aber auch Geld. Die Tageskarten sind nur noch selten günstig.
Foto: Hans Jörg Conzelmann

Machen wir geografisch einen Sprung in den Bregenzer Wald. Es gibt dort 14 Skigebiete mit über 200 Pistenkilometer, die freilich nicht alle zusammenhängen. Und preiswert sind sie alle nicht. Nehmen wir den Diedamskopf mit seinen 40 Kilometern Piste. Die Tageskarte kostet 64 Euro, ab 11 Uhr 58. Start ist Mitte Dezember.

Nächster Hotspot von Reutlingen aus ist das Montafon. Dort haben schon ein paar Anlagen geöffnet, allerdings zunächst nur am Wochenende. Das Skigebiet Nova eröffnet am 29. November durchgängig. Hier stoßen wir auf jenes Geschäftsmodell, das die USA vorgemacht haben: das »Dynamic Pricing«. Das bedeutet, dass die Preise für Ski-Tages- und Mehrtageskarten nicht fest, sondern variabel sind. Wer früh bucht, bekommt die besten Preise. Man kann von Frühbucherrabatten profitieren. Knapp 60 Euro sind es aber allemal.

Drei Stunden Fahrt sind es an den Sonnenkopf im Klostertal, feste Größe für schwäbische Skifahrer. Das Familien-Skigebiet liegt direkt am Fuße des weltbekannten Arlbergs. Wegen der Höhenlage, die bis 2.300 Meter geht, ist der Sonnenkopf eines der wenigen reinen Naturschnee-Skigebiete, die es noch gibt. Begünstigt durch die ideale topografische Lage gilt der ganze Berg als schneesicher. 55 Euro für die Tageskarte, 52,50 ab 11 Uhr.

Klar, dass der Arlberg nicht fehlen darf, auch wenn er preislich auf Weltniveau liegt. Allein schon wegen der Kaltenberghütte der Reutlinger DAV-Sektion, die dort majestätisch in der Landschaft steht, aber im Winter leider geschlossen hat, muss das Gebiet um die weltberühmten Orte St. Anton, Zürs und Lech erwähnt werden.

Nach St. Anton (»Wiege des Skilaufs«), Zürs und Lech fahren traditionell viele Reutlinger. Es ist ein teures Pflaster, aber mit 300 Pistenkilometern und 85 Bahnen und Liften auch Österreichs größtes Skigebiet, seit Warth angeschlossen ist. Bis 2.400 Höhenmeter geht es hinauf. Stattliche 78 Euro kostet die Tageskarte, ab 12 Uhr 60. Geheimtipp: Die ersten vier Tage der Saison sind die Skipässe preiswerter (Tageskarte 55 Euro).

Man sieht: Je weniger Pistenkilometer, umso preiswerter die Tageskarten. Je niedriger das Skigebiet, je moderater die Preise. Allerdings dürften die Tage dieser kleinen Skigebiete mittelfristig gezählt sein, weil es immer wärmer wird. Also: hingehen, solange es sie noch gibt.