Die einen schieben ihren Einkaufswagen vollgepackt mit Silvesterfeuerwerk aus dem Supermarkt. Andere warten erst einmal in einer nicht enden wollenden Schlange, um sich mit Raketen und Böllern für den Jahreswechsel einzudecken.
Erstmals seit drei Jahren haben Händler in Deutschland am Donnerstag mit dem Verkauf von Feuerwerk für die Silvesternacht begonnen. Noch bevor das große Knallen offiziell erlaubt ist, gab es schon Unfälle.
»Feuerwerkstourismus« zum Verkaufsstart
Vor allem an der deutsch-niederländischen Grenze ist der Andrang zum Verkaufsstart groß gewesen. Vor einem Discounter im niedersächsischen Bunde standen Menschen in einer langen Schlange. Einkäufer rollten Wagen voller Raketen und Böller aus dem Laden, wie ein dpa-Reporter berichtete. Darunter seien viele Kunden aus den Niederlanden. Der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Ostfriesland, Johann Doden, sagte im Vorfeld, es handle sich um »Feuerwerkstourismus«.
In den beiden Vorjahren war der Verkauf von Feuerwerk wegen der Corona-Pandemie in Deutschland verboten. Jetzt dürften es viele Feiernde wieder krachen lassen: Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatz von etwa 120 Millionen Euro - so viel wie vor Corona. Ziel des zweimaligen Verkaufsverbots in der Corona-Pandemie war es, volle Krankenhäuser nicht zusätzlich mit Verletzungen durch Böller zu belasten.
Die vom 29. bis 31. Dezember angebotenen Feuerwerksprodukte müssen von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) oder einer vergleichbaren europäischen Behörde zugelassen sein. Die BAM empfiehlt allerdings, Feuerwerk nicht im Ausland zu kaufen. Käufer müssen mindestens 18 Jahre alt sein.
Warnung vor illegalem Feuerwerk
Feuerwehren und Polizei warnen vor dem Kauf illegalen Feuerwerks wegen hoher Verletzungsgefahr. An der deutsch-tschechischen Grenze in Sachsen stoppte die Bundespolizei drei Jugendliche mit illegaler Pyrotechnik aus Tschechien.
»Illegale Knallkörper können zu erheblichen Verletzungen führen. Diese enthalten oft nicht nur Schwarzpulver, sondern sind mit einem viel stärker reagierenden Blitzknallsatz gefüllt oder enthalten eine deutlich größere Nettoexplosionsmasse«, warnte die BAM.
In der Silvesternacht kommt es immer wieder zu Unfällen mit Feuerwerk - mit Toten und Verletzten. In der Hauptstadt Berlin wollen Feuerwehr und andere Hilfsorganisationen ihr Personal auf mehr als 1400 Einsatzkräfte aufstocken. Das seien etwa dreimal so viele Kräfte wie üblich, teilte die Feuerwehr mit.
In Schleswig-Holstein kam es bereits am Mittwochabend zu einem Brand in einer Wohnung in Heiligenhafen. Dieser sei durch Feuerwerkskörper ausgelöst worden, teilte die Polizei mit. Ein 25-Jähriger wurde schwer verletzt. Beim Versuch, die Knallkörper zu löschen, hätten die Hose des Mannes und Teile der Einrichtung Feuer gefangen. Während der Löscharbeiten kam es zu weiteren Explosionen.
Böllerverbotszonen eingerichtet
Viele Städte haben wieder Böllerverbotszonen eingerichtet. Beispiel Hamburg: Hier bleibt das Abfeuern von Raketen und Böllern in der Silvesternacht rund um die Binnenalster und auf dem Rathausmarkt verboten. In die Verbotszonen dürfen zwischen 18.00 und 1.00 Uhr auch keine Knaller mitgenommen werden, Wunderkerzen oder Knallerbsen sind erlaubt. In Berlin herrscht ein Feuerwerks- und Böllerverbot unter anderem rund um den Alexanderplatz.
Gegen das Silvesterfeuerwerk werden immer wieder Umweltbedenken vorgebracht. Rund 2050 Tonnen Feinstaub werden nach Angaben des Umweltbundesamts jährlich durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt - der größte Teil davon in der Silvesternacht.
Das Einatmen von Feinstaub gefährde die Gesundheit und beeinträchtige beispielsweise die Atemwege. Außerdem werden das Müllaufkommen und die Belastung für Tiere durch Feuerwerk moniert.
Die Deutsche Umwelthilfe fordert ein Verbot von privatem Feuerwerk. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) müsse wahrnehmen, dass Millionen Tiere und Menschen sowie die Umwelt unter der Böllerei litten und deshalb immer mehr Menschen dringend ein Verbot wollten. Die Organisation rief auf, das Geld für Pyrotechnik für gemeinnützige Zwecke zu nutzen - unter dem Motto »Spenden statt Böllern«.
Auch die Gewerkschaft der Polizei spricht sich für ein Verbot aus - allein schon aufgrund der Schadstoffproduktion sowie der Müllberge auf den Straßen am Neujahrsmorgen. Dies gelte erst recht mit Blick auf das hohe Unfallrisiko sowie auf Böller- und Raketen-Angriffe gegen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sprach sich gegen ein Verbot aus und appellierte an einen »verantwortungsvollen und maßvollen« Umgang. »So sparen wir uns künftige Debatten über ein #Böllerverbot«, schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.
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