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Verdächtiger nach tödlichen Schüssen in Göppingen flüchtig

In einer Bar in Göppingen wird geschossen. Ein 29-Jähriger stirbt, nach dem mutmaßlichen Schützen wird gefahndet. Gibt es eine Verbindung zu einer blutigen Gruppen-Fehde?

Großeinsatz nach Schüssen in Göppingen
Nach Schüssel in einer Bar fahndet die Polizei nach einem Tatverdächtigen. Foto: Marius Bulling/DPA
Nach Schüssel in einer Bar fahndet die Polizei nach einem Tatverdächtigen.
Foto: Marius Bulling/DPA

Bei Schüssen in einer Bar in Göppingen östlich von Stuttgart ist ein 29-Jähriger getötet worden. Zwei weitere Menschen wurden bei der Gewalttat verletzt. Sie kamen in Krankenhäuser und wurden dort operiert, wie Polizei und Staatsanwaltschaft gemeinsam berichteten. Die Beamten fahndeten nach dem mutmaßlichen Täter, der zu Fuß in Richtung Bahnhof floh. Dabei wurde auch ein Polizeihubschrauber eingesetzt. Der schwarz gekleidete Verdächtige soll etwa 18 bis 24 Jahre alt sein.

»Nach Einschätzung der Polizei liegen derzeit keine Hinweise auf eine Gefahr für die Bevölkerung durch den flüchtigen Täter vor«, berichteten die Ermittler. Sie richteten für den Kriminalfall eine Sonderkommission namens »Kurz« ein.

Die Polizei war in der Nacht zum Donnerstag mit einem Großaufgebot an Ort und Stelle. Die Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar. »Die Polizei ermittelt auf Hochtouren in alle Richtungen.« Die Ermittler prüfen dabei auch, ob es einen Zusammenhang zu den Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Banden im Großraum Stuttgart gibt. 

Das Landeskriminalamt (LKA) Baden-Württemberg ist bei den Ermittlungen eingebunden, insbesondere bei der Spurensicherung. 

Rathauschef: Keine Gefahr für Bevölkerung

Auch der Göppinger Oberbürgermeister Alexander Maier (Grüne) sagte in der Nacht der Deutschen Presse-Agentur, für die Bevölkerung bestehe keine Gefahr. Kreisen zufolge gab es keine Hinweise, dass es sich um eine Amoktat handelte. 

Am späten Mittwochabend hatten mehrere Menschen den Notruf gewählt und von Schüssen berichtet. Polizeibeamte fanden drei Opfer mit Schusswunden in dem Lokal. Für den 29-Jährigen kam demnach jegliche Hilfe zu spät, er starb noch vor Ort. Zu der Schwere der Verletzungen der beiden anderen Opfer war zunächst nichts bekannt. 

Großeinsatz der Polizei in Göppingen
Auch die Spurensicherung ist nach den Schüssen in der Bar vor Ort. Foto: Marius Bulling/DPA
Auch die Spurensicherung ist nach den Schüssen in der Bar vor Ort.
Foto: Marius Bulling/DPA

In Göppingen findet seit Mittwoch ein Weinfest statt. Rathauschef Maier sagte, das Fest in seiner Kommune solle wie geplant fortgesetzt werden. Das Eine habe mit dem Anderen nichts zu tun. Es habe deshalb nie zur Debatte gestanden, die Feierlichkeiten abzusagen. Die Veranstaltung sei am Abend nicht geräumt worden, sondern normal zu Ende gegangen. Es habe keine Panik gegeben

Schwer bewaffnete Polizisten im Einsatz

Auf Fotos zu sehen waren unter anderem vermummte und mit Maschinenpistolen bewaffnete Polizisten. Auch der Rettungsdienst war mit mehreren Fahrzeugen im Einsatz. Nach Angaben eines dpa-Reporters sicherten Kriminaltechniker Spuren. Die schwäbische Stadt liegt etwa 40 Kilometer östlich von Stuttgart.

Einen Tag nach der Gewalttat klebte an der Tür der Bar ein amtliches Siegel. Wie ein dpa-Fotograf berichtete, gab es im Bereich des Tatorts keine polizeilichen Absperrungen mehr. Ein Passant sagte, er gehe mit gemischten Gefühlen, aber ohne Angst, auf das Weinfest in der Innenstadt. 

Bezug zu Gewaltserie?

Bei der blutigen Fehde der rivalisierenden Gruppen im Großraum Stuttgart wurde seit Sommer 2022 auf Menschen geschossen, auch eine Handgranate explodierte. In den vergangenen Monaten nahm die Zahl der Zwischenfälle aber deutlich ab. Bislang wurden nach früheren Angaben des LKA mehr als 70 mutmaßliche Anhänger verhaftet. 

Den beiden Gruppen – die eine wird grob der Region Esslingen, Ludwigsburg und Plochingen zugeordnet, die andere dem Stuttgarter Stadtteil Zuffenhausen und Göppingen – sollen nach früheren Expertenschätzungen mehr als 500 meist junge Menschen angehören. Demnach ist weitgehend unklar, warum sich die Gruppen so blutig bekämpfen. Nach Einschätzung von LKA-Präsident Andreas Stenger handelt es sich nicht um familiäre Clans oder um klassische Bandenkriminalität.

 




 

 

 

© dpa-infocom, dpa:241003-930-250504/6