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Verbände fordern nach Fischsterben Stopp von Oder-Ausbau

Wie kann die Oder nach dem großen Fischsterben besser geschützt werden? Umweltschützer fordern einen Stopp des Ausbaus und hoffen auf klärende Gespräche zwischen Deutschland und Polen.

Umweltkatastrophe am Fluss Oder
Tote Fische treiben im Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder. Foto: Patrick Pleul
Tote Fische treiben im Wasser des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder.
Foto: Patrick Pleul

Angesichts der Umweltkatastrophe in der Oder dringen mehrere Naturschutz- und Umweltverbände auf einen umfassenden Rettungsplan für den deutsch-polnischen Grenzfluss.

»Der dramatische Verlust an Fischen, Muscheln und anderen Weichtieren, sowohl in absoluter Zahl als auch bei der Artenvielfalt, sowie die unvorhersehbaren Konsequenzen für das Ökosystem der Oder erfordern rasches, umfassendes politisches Handeln«, verlangte der Deutsche Naturschutzring am Freitag. Bei einem deutsch-polnischen Treffen in Bad Saarow in Brandenburg soll das Fischsterben Thema sein.

Bade- und Angelverbot in Westpommern

In der polnischen Woiwodschaft Westpommern gilt nach wie vor bis auf Weiteres ein Bade- und Angelverbot. Unterdessen durften im Oder-Spree-Kanal in Brandenburg gestrandete Sportboote nach tagelangem Festsitzen mit einer Sonderschleusung weiterfahren.

Vom Naturschutzring hieß es, die Oder-Katastrophe müsse als Chance für eine Wiederbelebung genutzt werden, an der sich Tschechien, Polen und Deutschland beteiligen müssten. Zu den Verbänden im Ring zählen der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Deutsche Umwelthilfe, der Naturschutzbund (Nabu) und der WWF Deutschland.

Sie halten einen sofortigen Stopp des von Polen geplanten Ausbaus der Oder für notwendig. Die Oder müsse geschützt und umweltfreundlich genutzt werden. Beim Deutsch-Polnischen Umweltrat müssten Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und ihre polnische Amtskollegin Anna Moskwa am Montag ein Aktionsprogramm Oder auf den Weg bringen.

Ende des Oder-Ausbaus gefordert

Lemke hatte angekündigt, dass bei dem Treffen neben der weiteren Aufklärung auch darüber gesprochen werden soll, wie die Oder regeneriert werden und ein besserer ökologischer Zustand erreicht werden könne. Sie hatte bereits ein Ende des Oder-Ausbaus gefordert.

In dem Grenzfluss waren massenhaft tote Fische entdeckt worden. Die genaue Ursache für das Fischsterben ist bisher unklar. Wissenschaftler sehen in einem hohen Salzgehalt im Fluss einen wesentlichen Grund für die Umweltkatastrophe, verbunden mit Niedrigwasser, hohen Temperaturen und einer giftigen Algenart. Umweltschützer hatten vor einem weiteren Fischsterben gewarnt.

Doppelt so groß wie der Bodensee

Unterdessen hat die polnische Woiwodschaft Westpommern wegen des Fischsterbens das ursprünglich bis zum 25. August verhängte Bade- und Angelverbot bis auf Weiteres verlängert. Das Verbot gelte nicht für das Stettiner Haff, schrieb Verwaltungschef Zbigniew Bogucki am Donnerstagabend auf Twitter. Dort seien keine toten Fische entdeckt worden, sagte Bogucki der Nachrichtenagentur PAP. Auch auf der deutschen Seite des Stettiner Haffs gelte kein Angel- und Badeverbot.

Die Oder mündet in das Haff, das mit rund 900 Quadratkilometern etwa doppelt so groß ist wie der Bodensee. Es gehört zu zwei Dritteln zu Polen. Von dort verlaufen Wasserverbindungen zur Ostsee.

Ein Dutzend Sportboote, die wegen der Umweltkatastrophe in der Oder im Oder-Spree-Kanal tagelang festsaßen, haben inzwischen wieder freie Fahrt. Darunter sind auch die beiden sächsischen Hobbyschiffer, die 14 Tage einen Zwangsstopp einlegen mussten und viel Unterstützung von Anwohnern und lokalen Behörden erhielten. In einer Sonderaktion schleuste die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung am Freitag die Boote an der Schleuse Kersdorf in Brandenburg weiter.

© dpa-infocom, dpa:220826-99-526974/3