»Cool« müsse er nicht mehr sein - und auch nicht politisch korrekt: Thomas Gottschalk (74) macht gerade Werbung für sein neues Buch »Ungefiltert«. Darin offenbart der Showmaster seine Gedanken zum Hype um Taylor Swift, dem RTL-Dschungelcamp und seinem Abschied von »Wetten, dass..?«. Im Untertitel ist auch von Bekenntnissen die Rede. Selbstkritische Töne gehören eher nicht dazu.
Sein Buch sei für alle, die sich ein bisschen dafür genierten, anders zu reden, als sie denken würden, sagt der Entertainer der Deutschen Presse-Agentur. »Ich habe sehr oft solche Leute getroffen und spreche gerne von diesen als der «schweigenden Mehrheit» und habe lange selbst zu dieser Gruppe gehört. Auch wenn ich von manchen Interviewern dafür in eine rechte Ecke gestellt werde oder für sie als «uncool» dastehe.«
Dem Publikumsgeschmack verpflichtet
Zuletzt eckte der Entertainer mit Aussagen zu Körperkontakt mit weiblichen Gästen an, etwa mit den Spice Girls Ende der 90er-Jahre. »Ich habe Frauen im TV rein dienstlich angefasst. Wie ein Schauspieler, der im Film küsst, weil es im Drehbuch steht. Das lasse ich mir nicht als Attacke vorwerfen«, hatte der dem »Spiegel« gesagt. Trotzdem würde er das heute bleiben lassen.
In seinem Buch schreibt er, dass man ihn auch zum peinlichen Urvater des Herrenwitzes gemacht habe. In dieser Causa würde er sich einiger Ausrutscher schuldig bekennen, die ihm heute so nicht mehr herausrutschen würden, schreibt er weiter. »Gewisse Dinge passen nicht mehr in die Zeit, ob ich das so sehe oder nicht spielt da keine Rolle, als Entertainer bist Du nur dem Publikumsgeschmack verpflichtet«, sagt der 74-jährige TV-Moderator. »Wenn der sich ändert, musst Du Dich auch ändern.« Gleichzeit betont er auch: »«Bereuen» tue ich gar nichts.«
Gen-Z und Gendern
Gottschalk, der zu den bekanntesten deutschen Unterhaltern zählt, hat vor »Ungefiltert« schon zwei Bücher geschrieben: »Herbstblond« aus dem Jahr 2015 und »Herbstbunt« von 2019. In den Passagen der 319 Seiten seines neuen Buches wirkt er wie ein Zeitreisender, der mit der Gegenwart hadert. Viele Themen, die er anspricht, werden und wurden schon oft diskutiert. Im Vorwort mit dem Titel »Liebe Lesende« wundert er sich über das Gendern.
»Wenn ich meine «Zuschauer» begrüße, dann meine ich alle. Alte und Junge. Homosexuelle genauso wie Heteros, Arme und Reiche«, sagt er dazu. »Die spüren das auch und ich bekomme es immer wieder bestätigt«, betont der Entertainer, der mittlerweile von Baden-Baden wieder nach Bayern gezogen ist. Warum solle er gedankliche Kapriolen schlagen oder das tun, was ihm eventuell als »gendern« bei einigen Leuten Punkte bringen würde, nur weil der Zeitgeist es von ihm verlange.
In einem anderen Kapitel nimmt er die Generation Z unter die Lupe, die für Work-Life-Balance statt Karriere sei. "Ich muss zugeben, dass ich auch zu denen gehöre, die sich bang fragen: "... und wie soll das bitte weitergehen?" Für das Fernsehen sei diese Generation verloren. "Die Gen-Z will vom Fernsehen überhaupt nichts mehr wissen."
Micky-Maus-Tattoo von Sohn auch Thema
Nicht nur die Jugend bekommt in Gottschalks neuem Werk ihr Fett weg, auch der jüngere seiner beiden Söhne muss sich einiges wegen seiner »schauderhaften Sammlung von Tattoos am Leibe, von denen das eine nicht zum anderen passt« anhören. Da sitze eine Micky-Maus-Karikatur neben einem gotischen Schriftzug. Er habe nicht nur ein Problem mit dem Stilmix - er wolle auch nicht verstehen, dass ein Mensch mit einer Micky Maus am Leib durchs Leben gehen wolle, schreibt der Entertainer.
Wenn man sein Buch lese, habe man zwei Möglichkeiten, sagt Gottschalk. »Man kann meiner Meinung sein oder eine ganz andere haben. Beides ist mir recht.« Lernen könne man von ihm gar nichts. »Für alle, die sich für meine Gedanken zur aktuellen Situation des Showbusiness interessieren, habe ich es geschrieben.« Bisher habe er immer das gesagt, was ihm den größten Beifall garantiert habe, so Gottschalk weiter. »In meinem Alter muss man nicht mehr «cool» sein, das war ich mein Leben lang.«
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