Die UN-Kulturorganisation Unesco hat Deutschland und die Niederlande gedrängt, von einer Öl- und Gasförderung sowie der Salzgewinnung im zum Welterbe erklärten Wattenmeer und seiner direkten Umgebung abzusehen.
Die Rohstoffgewinnung sei mit dem Welterbe-Status des Wattenmeers unvereinbar, erklärte die Welterbe-Kommission der Unesco während ihrer laufenden Sitzung im saudi-arabischen Riad. Von Probebohrungen und einem weiteren Vorantreiben solcher Projekte solle Abstand genommen werden. Beim Anlegen neuer Stromleitungen zu Offshore-Windparks müssten Maßnahmen zum Schutz des Wattenmeers getroffen werden, mahnte die Unesco an.
Zu den kritisierten Vorhaben gehört das Ternaard-Gasprojekt, bei dem vom niederländischen Festland aus ein Gasfeld unter dem Wattenmeer angebohrt werden soll. In unmittelbarer Nähe des Welterbes vor der Emsmündung und den Inseln Borkum und Schiermonnikoog gelegen ist das Gasförderprojekt »GEMS - Gateway to the Ems«. Außerdem hat das Öl-Gas-Unternehmen Wintershall Dea den Wunsch, im schleswig-holsteinischen Teil des Wattenmeers weiteres Öl zu fördern. Zudem gibt es in den Niederlanden eine Genehmigung zur Förderung von 32 Millionen Tonnen Salz unter dem Wattenmeer.
Forderung von Verbänden
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH), die niederländische Umweltorganisation Waddenvereniging und World Heritage Watch forderten nach der kritischen Stellungnahme der Unesco den sofortigen Stopp von umwelt- und klimaschädlichen Projekten im Wattenmeer.
»Eine weltweit einzigartige Landschaft gerät unter die Füße der fossilen Lobby und die zuständigen Regierungen schauen tatenlos zu«, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Unter dem Deckmantel der Energiekrise wolle man neue fossile Bohrungen im Wattenmeer erlauben, die Projekte aber seien für die Energiesicherheit nicht nötig und gefährdeten den Klima- und Artenschutz.
»Neue Bergbauprojekte werden zur fortschreitenden Absenkung des Meeresbodens beitragen, die Nutzung fossiler Brennstoffe wird den fortschreitenden Klimawandel und den Anstieg der Meeresspiegel verstärken«, meinte der Sprecher der Waddenvereniging, Frank Petersen. »Das Wissen, dass dies in klarem Widerspruch zum Erhalt des Welterbe-Status steht, sollte der niederländischen Regierung ein glasklares Signal sein, solche Projekte nicht mehr zuzulassen.«
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