BERLIN. Eine tief ergriffene und sichtlich nervöse Helene Fischer kann ihre drei gewonnen Trophäen kaum allein halten. Florian Silbereisen (37) eilt seiner Ex-Freundin, trotz allem, natürlich zur Hilfe.
Fast alle der 10.000 Menschen um sie herum haben den ganzen Abend nur auf diese Begegnung gewartet. »Eigentlich ist alles wie immer und trotzdem 'bissel anders«, sagt Silbereisen. Und Fischer pflichtet ihm bei, ein bisschen zittrig: »Ja, ist es.« Und das ist es wirklich. Es ist der erste gemeinsame öffentliche Auftritt seit Bekanntwerden der Trennung des Über-Paars der deutschen Musikszene. Die Nachricht kurz vor Weihnachten hatte viele Fans tief berührt - nun wirken die beiden Musikstars, als Voll-Profis bekannt, ungewöhnlich ergriffen. Fischer hat Tränen in den Augen.
Während es sonst Fischer (34) ist, die über allem schwebt, steht diesmal Silbereisen als Gastgeber im Mittelpunkt. Alle Welt weiß, dass seine Ex-Freundin schon einen neuen Freund hat. Und er weiß, dass alle im Saal, dem Berliner Velodrom, sehen wollen, wie es wird - das Trennungs-Treffen. Es ist die live übertragene ARD-Show »Schlagerchampions - Das große Fest der Besten«. Ungefähr 180 Minuten müssen die Fans warten, bis Fischer endlich dran ist.
Ganz um das Thema herum kommt Silbereisen, der auf einem funkensprühenden Motorrad über den roten Teppich fährt, aber auch vorher nicht. So schlägt Sängerin Maite Kelly auf der Bühne vor, sie und Silbereisen könnten jetzt einen Single-Club gründen. »Ja, das könnten wir«, sagt der frisch Getrennte. Viele Frauen in der Halle kichern. Etwas später wird Silbereisen von einem Fan die Frage gestellt, ob er eigentlich kochen könne. Ja, ein bisschen, sagt der Sänger. »Es schmeckt mir...« Er stockt. »Naja, und das reicht ja jetzt.« Schon kurz vor der Show hatte er der »Bild«-Zeitung gesagt, dass er noch keine neue Freundin habe. »Ich bin nicht bei Tinder oder sonstigen Dating-Portalen. Ich bin also nicht auf der Suche, aber ich bin optimistisch, dass ich am Ende nicht übrig bleibe.«
Auch die 180 Minuten vor Fischer sind auf der Bühne prall mit Stars der Schlagerszene gefüllt. Die Kelly Family singt alte Lieder, Andrea Berg singt ihr neues Lied »Mosaik« und Andreas Gabalier singt »Hallihallo«. Aber viele sind nur wegen Helene Fischer gekommen.
Wenn Musikerinnen wie sie und Andrea Berg erwartet werden, spielen sich auch am roten Teppich unter den wartenden Fans ungewöhnliche Szenen ab. Dort bringen sich Männer um die 60 mit Selfie-Sticks in Position. Die 19-jährige Chiara hält sich dagegen zurück, aber auch sie ist »vor allem wegen Helene« gekommen. Sie ist mit ihrer Mutter aus der Nähe von Göttingen angereist. Die Karten haben sie schon seit über einem halben Jahr, da war eine Trennung der beiden Stars noch kein Thema. Chiara ist gespannt, es werde wahrscheinlich nicht wie immer, aber trotzdem »sehr freundlich«. Sie wird Recht behalten.
»Jetzt erstmal durchatmen«, sagt Silbereisen rund vier Stunden später, als er Arm in Arm mit seiner Ex-Freundin auf der Bühne steht. Das Publikum ist völlig aus dem Häuschen. Die letzten Monate seien natürlich etwas turbulent gewesen, erzählt Fischer, die im Metallic-Minikleid nach ihrem Hit »Flieger« auch mit Andrea Bocelli singt und, als Zeichen gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit, den Song »Wir brechen das Schweigen«. Sie wolle sich nach den vergangenen eineinhalb Jahren mit zwei Tourneen nun ein bisschen Ruhe gönnen, ein bisschen zurückziehen.
So ergriffen und nervös wie an diesem Samstagabend haben die Fans ihr Lieblings-Paar wohl noch nie gesehen. Und dann fragt auch noch ein Fan, das was seit Wochen durch die Schlagzeilen geistert: Was passiert mit dem großen Tattoo, das Helenes Gesicht zeigt und auf Florians Oberarm prangt? »Ich würde niemals auf den Gedanken kommen, dieses Tattoo nur im Geringsten zu entfernen«, sagt er. »Wir beide hatten zehn Wahnsinnsjahre, und das ist immer Teil meines Lebens.« Er werde das Tattoo immer mit Stolz tragen, sagt Silbereisen neben seiner sichtlich gerührten Ex-Freundin - so trage er als Schlagerfan die Allerbeste auf dem Arm. (dpa)