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Trauer in Neuseeland: Maori-König Tuheitia ist tot

Neuseelands Ureinwohner trauern um König Tuheitia. Maori-Monarchen haben eine große symbolische Bedeutung. Auch König Charles zeigt sich tief betrübt.

Maori-König Tuheitia
König Tuheitia und König Charles haben sich oft getroffen. (Archivbild) Foto: picture alliance/DPA
König Tuheitia und König Charles haben sich oft getroffen. (Archivbild)
Foto: picture alliance/DPA

Neuseelands Maori-König Tuheitia Pootatau Te Wherowhero ist tot. Nur wenige Tage nach dem 18. Jahrestag seiner Krönung sei er nach einer kürzlichen Herzoperation in einem Krankenhaus an Herzversagen gestorben, teilte sein Büro mit. Im Kreise seiner Familie sei er friedlich eingeschlafen. Tuheitia wurde 69 Jahre alt. Er galt seit Jahren als gesundheitlich angeschlagen und litt unter anderem an Diabetes.

Tuheitia war der siebte König der indigenen Bevölkerung des Pazifikstaats, seit 1958 die »Kiingitanga« (Maori-Königsbewegung) mit dem Ziel gegründet worden war, die Ureinwohner unter einem einzigen Herrscher zu vereinen. Er folgte 2006 seiner verstorbenen Mutter Te Arikinui, Dame Te Atairangikaahu, die zuvor 40 Jahre lang Königin war.

Auf staatlicher Ebene haben Maori-Könige keine Macht, aber sie spielen eine große symbolische und kulturelle Rolle der Einheit unter den verschiedenen Maori-Stämmen und üben damit auch nationalen Einfluss aus. Es geht vor allem um die Wahrung und Verteidigung der Rechte der indigenen Bevölkerung. In Neuseeland leben heute rund 900.000 Maori, das sind etwas mehr als 17 Prozent der Bevölkerung.

König Charles in Trauer

»Ein Häuptling, der ins Jenseits übergegangen ist. Ruhe in Liebe«, hieß es in der Erklärung. Das Kulturministerium teilte mit, dass die Flaggen an allen öffentlichen Gebäuden auf halbmast wehen sollen, »als Zeichen der tiefsten Trauer und des Respekts«. Ministerpräsident Christopher Luxon sagte, er werde die »unerschütterliche Hingabe« des Königs nicht vergessen. Er habe Neuseeland »unauslöschlich geprägt«.

Auch der britische König Charles äußerte sich »zutiefst betrübt« über den Tod des Monarchen in dem Commonwealth-Land. »Ich hatte die große Freude, Kiingi Tuheitia jahrzehntelang zu kennen« schrieb er in einer Mitteilung. Der Monarch sei zutiefst entschlossen gewesen, eine starke Zukunft für die Maori und Neuseeland zu erschaffen, die auf Kultur, Traditionen und Heilung beruhte, »was er mit Weisheit und Mitgefühl tat«. Tuheitia hatte auch an Charles' Krönung in London im Mai 2023 teilgenommen.

Letzte Ruhestätte an heiligem Berg

Tuheitias Leichnam soll mehrere Tage lang in seiner Residenz aufgebahrt werden, bevor er zur letzten Ruhestätte am heiligen Taupiri Mountain etwa 100 Kilometer südlich der Stadt Auckland auf der neuseeländischen Nordinsel gebracht wird. Hier soll er an der Seite seiner Mutter die letzte Ruhe finden. Berichten zufolge wird die Beerdigung voraussichtlich am nächsten Donnerstag sein. Der Berg hat große spirituelle Bedeutung. Seine unteren Flanken werden als Begräbnisstätten genutzt.

Traditionell nehmen Zehntausende Menschen an solchen Trauerfeierlichkeiten teil. Es werden auch führende Persönlichkeiten aus dem gesamten Pazifikraum erwartet, um ihm die letzte Ehre zu erweisen. Wer Tuheitias Nachfolger wird, ist noch unklar. Er hinterlässt seine Frau sowie zwei Söhne und eine Tochter. Das Amt des Maori-Königs ist jedoch nicht vererbbar. Ein neuer Monarch wird von den Anführern der mit den Kiingitanga verbundenen Stämme traditionell am Tag der Beerdigung ernannt.

Vertrag von Waitangi

Die ursprünglich aus Polynesien stammenden Maori besiedelten die Inseln Neuseelands bereits seit dem 8. Jahrhundert. Als ab dem 17. Jahrhundert die ersten Europäer in Neuseeland ankamen, kam es bald zu gewaltsamen Konflikten um Land und Besitz. 1840 wurde schließlich der Vertrag von Waitangi zwischen den Maori und der britischen Krone geschlossen. Dadurch wurde die britische Kolonie geboren, aber die Maori erhielten auch Eigentumsrechte an dem von ihnen genutzten Land.

Haka von Neuseelands Rugby-Nationalmannschaft
Der rituelle Tanz »Haka« soll den Gegner einschüchtern. (Archivbild) Foto: Christophe Ena/DPA
Der rituelle Tanz »Haka« soll den Gegner einschüchtern. (Archivbild)
Foto: Christophe Ena/DPA

Auch wenn die meisten Maori heute ein vorwiegend westliches Leben führen, haben sie doch viele ihrer Traditionen und Bräuche bewahrt. Bekannt sind etwa die »Ta moko«, die traditionellen Tätowierungen, die oft auch Teile des Gesichts bedecken. Berühmt ist auch der furchteinflößende, rituelle Tanz »Haka«, den die neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft vor jedem Spiel aufführt. In der Politik sind die Ureinwohner durch die Maori Party vertreten, die mehrere Sitze im Parlament hat. Gleichzeitig gelten viele Maori weiterhin als benachteiligt und leben in Armut.

© dpa-infocom, dpa:240830-930-217348/3