Moderator und Musiker Giovanni Zarrella hat den Deutschen Fernsehpreis gewonnen - und damit für eine kleine Flut von Tränen gesorgt. Der 44-Jährige, der im ZDF die »Die Giovanni Zarrella Show« präsentiert, wurde am Mittwochabend für die beste Einzelleistung als Unterhaltungsmoderator mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet. Sein erster Kommentar war: »Okay, das ist krass.«
Emotional wurde es aber, als er anschließend zu einer weitreichenden Dankesrede ansetzte - an seine Frau Jana Ina Zarrella, an seine Eltern und an seine Kinder. »Schatz, du weißt genau: Die letzten Jahre, sie waren nicht immer leicht für uns und nicht immer einfach«, sagte er in Richtung seiner Frau.
»Du hast mich zu einem besseren Mann, zu einem besseren Menschen, zu einem besseren Vater gemacht. Ich liebe dich über alles.« Bei der 45-Jährigen flossen viele Tränen und einen Kuss gab es obendrauf. Auch an seine Kinder hatte der Entertainer eine Botschaft. »Jeder, der irgendwann mal gewinnt, der ein Sieger ist, ein Champion, war irgendwann mal ein Herausforderer, der nicht aufgehört hat, an sich zu glauben«, sagte er. »Das wünsche ich euch auch. Ich liebe euch über alles.«
Beste Unterhaltungsshow geht nicht an Zarrella
Tatsächlich hatten für Zarrella Sieg und Niederlage sehr nah beieinander gelegen an diesem Abend in Köln. Vor seinem Triumph hatte er nämlich in einer anderen Kategorie noch den Kürzeren gezogen. Sein Kollege Joko Winterscheidt (43) holte sich mit seinem ProSieben-Quiz »Wer stiehlt mir die Show?« die Auszeichnung für die beste Unterhaltungsshow - vor Zarrellas Format. Schon im vergangenen Jahr hatte er in der Sparte mit der Sendung gesiegt. »Ich hätte niemals gedacht, dass das wirklich realistisch möglich ist«, sagte der etwas verdatterte Winterscheidt über die gelungene Titelverteidigung.
Zu den größeren Siegern des Abends konnten sich zudem die Macher von »Faking Hitler« (RTL+) fühlen. Die Serie über den Skandal um die gefälschten Hitler-Tagebücher wurde zum einen als »Beste Drama-Serie« ausgezeichnet. Zudem wurde Hauptdarsteller Moritz Bleibtreu, der den Kunstfälscher Konrad Kujau spielt, als bester Schauspieler gewürdigt. Bei den Schauspielerinnen holte sich Friederike Becht für ihre Rolle in »Schneller als die Angst« (ARD) den Fernsehpreis.
In der Königskategorie »Bester Fernsehfilm« gewann das ZDF mit »Die Wannseekonferenz« die Auszeichnung. Über die Trophäe für den besten Mehrteiler konnte sich der Streaming-Dienst Netflix freuen: Es gewann mit »The Billion Dollar Code«. Die Produktion erzählt von einer Zeit, als das Internet noch sehr neu war.
Ukraine-Berichterstattung gewürdigt
Unter den Journalistinnen und Journalisten wurde die ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf für ihre Berichterstattung aus der Ukraine gewürdigt. Eigendorf widmete den Preis allen Reportern, die in dem von Krieg gezeichneten Land arbeiten. Es sei sicherlich einer der Kriege, in dem »Propaganda und Desinformation eine überdurchschnittlich große Rolle« spielten, sagte sie. »Deswegen ist es wichtig, dass wir hier als Reporter, denen die Zuschauer auch vertrauen können, das zeigen, was hier wirklich passiert.«
Der Deutsche Fernsehpreis wird seit 1999 für hervorragende TV-Leistungen verliehen. Getragen wird er von ZDF, Sat.1, ARD, Deutscher Telekom und RTL. Die Federführung hatte 2022 das ZDF, das die Verleihung diesmal auf zwei Abende aufteilte. Am Dienstag waren bereits viele Jobs hinter der Kamera in einer - im Rahmen kleineren - »Nacht der Kreativen« gewürdigt wurden. Am Mittwoch folgte dann eine große TV-Gala als Primetime-Show, moderiert von Barbara Schöneberger.
Zählte man beide Tage zusammen, konnten sich mehrere Produktionen über Preise in gleich zwei Kategorien freuen. Darunter war »Faking Hitler«, aber auch »Schneller als die Angst«, »Die Wannseekonferenz«, »Wer stiehlt mir die Show?«, »Der Pass« (Sky), »Eldorado KaDeWe - Jetzt ist unsere Zeit« (ARD) und »Kevin Kühnert und die SPD« (NDR). Die meisten Auszeichnungen - acht an der Zahl - gingen an die ARD.
Pandemie im Hintergrund, aber dennoch Thema
Der rote Teppich war relativ gut besucht. Auch wenn das Wort »Corona« offensichtlich noch nicht ganz verschwunden war aus den Köpfen. »Ich freue mich sehr, weil ich noch nicht überfüttert bin mit Großveranstaltungen«, sagte Komiker Wigald Boning (55) vor der Gala. Aber er sei auch überhaupt erst das zweite Mal, dass er seit Beginn der Pandemie nun ausgehe. »Ich habe auch tatsächlich ausgerechnet: Falls ich mich heute Abend anstecke, reicht es noch bis zu meinen nächsten Produktionen?«, berichtete Moderatorin Ruth Moschner (46). Sie sei leider nicht »Team locker«.
Den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk erhielt in diesem Jahr Schauspielerin Iris Berben (72, »Altes Land«), die sichtlich ergriffen war. »Es ist so schön«, sagte sie - und kämpfte mit den Tränen.
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