Spaniens umstrittener Altkönig Juan Carlos plant Medienberichten zufolge für das kommende Wochenende einen ersten Heimatbesuch seit fast zwei Jahren. Das berichteten spanische Medien unter Berufung auf den Journalisten Fernando Ónega, der auch eine Biografie über den Ex-Monarchen veröffentlicht hat.
Der passionierte Segler werde am Samstag aus dem Exil in Abu Dhabi in der Hafenstadt Sanxenxo in Galicien im Nordwesten Spaniens erwartet und bis Sonntag bleiben, schrieb der staatliche TV-Sender RTVE. Eine offizielle Bestätigung gab es zunächst nicht.
In Sanxenxo werde am Freitag der spanische Pokal der Segelwettbewerbe der Sechs-Meter-Klasse ausgetragen, die zugleich als Vorbereitung für die Weltmeisterschaft »6mR Worlds« in dieser Kategorie dient, die dort ab dem 10. Juni stattfinden soll, schrieb die Zeitung »El País«.
Der 84-jährige Altkönig habe der Besatzung seines Bootes »Bribón« vergangene Woche telefonisch gesagt, dass er gerne an diesem Wettkampf teilnehmen würde, aber »aus der Übung sei«, berichtete die Zeitung weiter. 2017 war Juan Carlos in Vancouver (Kanada) Weltmeister in dieser Klasse geworden. Er geht jedoch am Stock und wirkt inzwischen auf Fotos recht unsicher auf den Beinen.
Treffen in Madrid
Sein Sohn, König Felipe VI. (54), hatte am Vortag Medienberichten zufolge eingewilligt, Juan Carlos bei dessen nächstem Besuch in Madrid zu treffen. Das habe Felipe bei einem Telefonat mit seinem Vater zugesagt, berichteten RTVE und andere Medien unter Berufung auf das Königshaus.
Der König habe das Telefonat von Abu Dhabi aus geführt, wo er sich zu einem Kondolenzbesuch wegen des Todes des langjährigen Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Chalifa bin Sajid, aufhielt. Obwohl Vater und Sohn beide in Abu Dhabi waren, hätten sie sich nicht getroffen. Ob dieses Treffen in Madrid am kommenden Wochenende stattfinden würde, war nicht bekannt.
Juan Carlos hatte seine Heimat am 4. August 2020 zunächst mit unbekanntem Ziel verlassen. Später tauchte er in Abu Dhabi auf. Anfang März ließ er dann nach der Einstellung aller Strafermittlungen gegen sich verlauten, er wolle vorerst zwar im Exil bleiben, der Heimat aber bald sporadische Besuche abstatten.
Die einflussreiche Tageszeitung »El Mundo«, die dem Königshaus nahesteht, hatte am Freitag berichtet, Juan Carlos sei ungehalten, weil sein Sohn nur einen Kurzbesuch in der Königsresidenz Zarzuela bei Madrid ohne Übernachtung erlauben wolle. Felipe ist wie die linke Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez darauf bedacht, Schaden vom Königshaus durch zu große Nähe zu Juan Carlos abzuwenden.
Monarchie in der Krise
Nach einer Umfrage vor gut einem halben Jahr ist eine knappe Mehrheit der Spanier (53 Prozent) davon überzeugt, dass die Monarchie eine nicht mehr zeitgemäße Institution ist, die abgeschafft gehört. Schuld daran trägt mit Sicherheit zu einem erheblichen Teil Juan Carlos.
Immerhin entging der heute 84-Jährige unter anderem nur deshalb einem Strafverfahren wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten, weil er entweder durch seine Immunität als König bis zu seiner Abdankung 2014 geschützt war oder die Taten verjährt waren. Sánchez betonte, der Ex-Monarch schulde dem spanischen Volk eine Erklärung.
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