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Sorge über Clans und Kokainschwemme in Berlin

Wenn tonnenweise Kokain nach Europa gelangt, Dutzende Luxuslimousinen verschwinden oder spektakuläre Einbrüche verübt werden, geht es um Organisierte Kriminalität. In Berlin ist die Sorge besonders groß.

Kokain
Der Kokainhandel gilt als »Schmiermittel« der organisierten Kriminalität. Foto: Christian Charisius/dpa/Archiv
Der Kokainhandel gilt als »Schmiermittel« der organisierten Kriminalität. Foto: Christian Charisius/dpa/Archiv

Berlin (dpa) - Organisierte Verbrecher aus Staaten der früheren Sowjetunion, Rockerbanden sowie arabischstämmige Clans sind die auffälligsten Akteure der Organisierten Kriminalität (OK) in Berlin.

Die vietnamesische Mafia spielt hingegen nach Einschätzung der Polizei keine bedeutende Rolle mehr, auch die italienische Mafia ist wenig präsent. Das geht aus einem sogenannten OK-Lagebild der Kriminalpolizei hervor, das am Mittwoch zum ersten Mal veröffentlich wurde.

»Die russisch-eurasische OK, das ist eine harte Nuss«, sagte der Abteilungsleiter im Landeskriminalamt (LKA) für den OK-Bereich, Sebastian Laudan. In diesem Bereich gebe es sichtbare Gewalt, etwa von tschetschenischen Banden. Gleichzeitig sei die klassische russische Kriminalität »schlauer geworden« und habe gelernt, sich der »qualifizierten Wirtschaftskriminalität« zuzuwenden, so Laudan. Das spiele sich im Millionen- bis Milliarden-Euro-Bereich ab.

Das Berliner Landeskriminalamt (LKA) und andere Behörden führten im vergangenen Jahr 59 große Ermittlungskomplexe zum Thema Organisierte Kriminalität. Die Verbrecherbanden waren vor allem aktiv beim Autodiebstahl, Rauschgifthandel, Schmuggel- und Zolldelikten, Zwangsprostitution, Fälschungen und Schleusungen. Oft waren die Täter bundesweit oder international vernetzt. Allein bei 40 Prozent der 59 Ermittlungskomplexe ging es um Rocker, Tschetschenen oder Mitglieder arabischstämmiger Großfamilien.

462 Verdächtige wurden von der Kripo erfasst. 289 (62,5 Prozent) hatten eine ausländische Staatsangehörigkeit. Diese Verdächtigen kamen vor allem aus Bulgarien, der Türkei, Polen, Russland, der Ukraine, Litauen, Serbien und Nigeria. 173 Verdächtige waren Deutsche, viele von ihnen mit Migrationshintergrund.

Die registrierten Schäden durch Organisierte Kriminalität liegen laut dem Bericht bei insgesamt knapp 100 Millionen Euro. Der tatsächliche Schaden sei aber noch deutlich höher, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD). Er wies auf das sogenannte Dunkelfeld hin, also den Bereich der nicht angezeigten Taten, hin.

Ein wichtiger Geschäftszweig der Organisierten Kriminalität sei weiterhin der Drogenhandel, sagte Laudan. »Die Rauschgiftkriminalität ist das Schmiermittel der Organisierten Kriminalität. Das war schon vor vielen Jahren so, das wird auch in der Zukunft so sein.«

Zu den arabischstämmigen Großfamilien sagte Geisel, dass keineswegs alle Mitglieder kriminell seien. Es gebe aber »eine hohe Anzahl von Personen, die auffällig sind«. Dazu gehörten in den Clanstrukturen Menschen, »die im Bereich Organisierte Kriminalität auffällig sind« - aber eben auch zahlreiche Andere, die nur in der zweiten Reihe aktiv seien mit kleinen Delikten.