Nach dem Brand in einer Ferienunterkunft im Elsass mit elf Toten steht die Frage nach ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen im Raum. Einen verpflichtenden Besuch der Herberge in Wintzenheim durch eine Sicherheitskommission habe es nicht gegeben, sagte die Vizestaatsanwältin von Colmar, Nathalie Kielwasser, am Donnerstag. Dabei hätte unter anderem der Brandschutz kontrolliert werden sollen. Ob das Haus den Vorschriften entsprach oder nicht, wisse man noch nicht.
Frankreichs beigeordnete Ministerin für Menschen mit Behinderungen, Fadila Khattabi, sagte, man dürfe jetzt nicht spekulieren und müsse die Justiz ihre Arbeit machen lassen. »Wir schulden den Familien die ganze Wahrheit.«
Am Mittwochmorgen gegen 6.30 Uhr hatte es in der Ferienunterkunft in Wintzenheim etwa 50 Kilometer von Freiburg entfernt gebrannt. Zu dem Zeitpunkt hielten sich zwei Gruppen mit Menschen mit leichter geistiger Behinderung in dem Haus auf. 17 Menschen konnten sich retten, einer von ihnen wurde verletzt. Elf Menschen starben.
Herberge aus Fachwerk
Zunächst waren zehn Menschen mit Behinderung und ein Betreuer vermisst worden. Der Sender France Info berichtete, sie seien zwischen 20 und 50 Jahre alt gewesen. Der Vorfall sei der tödlichste Brand in Frankreich seit sieben Jahren.
Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass es einen Schwelbrand gegeben hatte. Die Unterkunft bestehe zum Teil aus Fachwerk. Das Holz habe wohl erst nach einigen Stunden wirklich Feuer gefangen. Etwa 300 von 500 Quadratmetern verbrannten.
Französische Medien berichteten am Donnerstag, die Unterkunft in Wintzenheim habe möglicherweise nicht über ausreichend oder die richtigen Feuermelder verfügt. Einrichtungen, die Gäste empfangen, sind laut französischen Behörden selbst dafür verantwortlich, Sicherheitsregeln einzuhalten. Dies werde durch verschiedene Kontrollen überprüft.
Der stellvertretende Bürgermeister von Wintzenheim, Daniel Leroy, sagte, das Gebäude sei noch für landwirtschaftliche Zwecke gemeldet gewesen und hätte keine Gäste empfangen sollen. Französische Medien berichteten von mehreren Unterkünften. Dabei blieb unklar, ob sie sich in einem oder unterschiedlichen Häusern befanden. Leroy hatte am Mittwoch noch versichert: »Wir kennen diese Herberge. Diese Unterkunft hat sehr gut funktioniert und keine Probleme gemacht.« Vertreter der Gemeinde hätten das Haus von innen gesehen. Alles sei renoviert und in »perfektem Zustand« gewesen.
Blumen im Gedenken an die Opfer abgelegt
Ministerin Khattabi betonte am Unglücksort, die Familien der Opfer stünden nun unter Schock. Konkrete Fragen zu dem Vorfall hätten sie nicht an sie gerichtet. Die Regierungsvertreterin sagte, auch diejenigen, die mit behinderten Menschen arbeiteten, habe der Brand mitgenommen. »Ein ganzer Sektor ist getroffen, ist heute in Trauer.« Anwohner legten in der Nähe der Unterkunft in Gedenken an die Opfer Blumen ab.
Die Feriengäste in dem Haus wurden von zwei sozialen Organisationen aus den Städten Nancy und Besançon betreut. Laut Staatsanwaltschaft kamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Freizeit aus der französischen Region Grand Est. Ministerin Khattabi zufolge hatten zwei Personen aus der Reisegruppe die Unterkunft ausgesucht. Eine von ihnen sei schon einmal dort gewesen und hätte so positive Erinnerungen an den Aufenthalt gehabt.
Großes Glück hatte dem Vorsitzenden der Organisation aus Nancy, Denis Renaud, zufolge eine junge Frau, die an der Freizeit teilnahm. Sie habe sich durch einen Sprung aus dem Fenster retten können. Es sei wie ein doppeltes Wunder gewesen. Zum einen, weil die Frau aufgewacht sei, und zum anderen, weil sie ein Mensch unten aufgefangen habe. Die Frau habe noch versucht, andere aus der Gruppe zu alarmieren und sei dann aus einem Überlebensreflex herausgesprungen. Die meisten der Überlebenden des Brandes hatten sich im Erdgeschoss der Unterkunft aufgehalten.
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