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Schutt, Farben und Reifen - Müll im Wald wird zum Problem

Wer in den Wald geht, will die Natur erleben. Doch manchmal findet sich da auch Müll, obwohl der dort gar nicht sein dürfte. Das ist ein Problem.

Illegale Müllentsorgung im Wald
Illegal entsorgter Müll im Wald ist aus Sicht von Umweltschützern ein Problem - gelöst ist es längst noch nicht (Symbolbild). Foto: Philipp Schulze/DPA
Illegal entsorgter Müll im Wald ist aus Sicht von Umweltschützern ein Problem - gelöst ist es längst noch nicht (Symbolbild).
Foto: Philipp Schulze/DPA

Naturschützer sehen in illegaler Müllentsorgung ein Problem in Deutschland, unklar ist das bundesweite Ausmaß. »Unsere Einschätzung ist, dass die Vermüllung - von Taschentuch bis Hausmüll - auf hohem Niveau ist, wenn nicht sogar mehr wird«, sagte der Bundesgeschäftsführer Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Christoph Rullmann. »Trotz Aufklärung über die Folgen vor allem für die Tiere und den Wald gibt es kein Unrechtsbewusstsein.« Deutschlandweite Zahlen zur Menge des Mülls liegen nicht vor.

Nicht zuletzt deshalb gehen die Einschätzungen zu dem Thema auseinander. Der beim Naturschutzbund (Nabu) für Wälder zuständige Experte, Sven Selbert, sagte, er kenne keine belastbaren Anhaltspunkte oder logischen Gründe dafür, dass Müll im Wald als Problem allgemein weiter zunehme. »Gegenüber der Nachwendezeit dürfte das Problem eher abgenommen haben.« Verbesserte und oft kostenfreie Recycling-Angebote der Kommunen sprechen seiner Einschätzung nach dafür, dass nicht mehr Müll illegal entsorgt werde.

Die Datenlage ist schwierig

Wie viel Abfall wird unerlaubt entsorgt? Der Landesbetrieb Wald und Holz Nordrhein-Westfalen kann nach eigenen Angaben zur Menge auf seinem Gebiet »keine belastbare Aussage« treffen. Es gebe keine Statistiken. 

Auch die Berliner Forsten verfügen nicht über exakte Angaben. Ähnlich äußerte sich der hessische Forstbetrieb und die bayerische Landesanstalt. In Hamburger Wäldern wurden laut der Stadt 2022 insgesamt 125 Kubikmeter Müll entdeckt - weniger als noch zwei Jahre zuvor (182 Kubikmeter). Die Menge von 125 Kubikmetern würde etwa zwei große Überseecontainer füllen.

Zu Dingen, die in Wäldern weggeworfen werden, listete Hessens Forst zum Beispiel auf Bauschutt, Gartenabfälle, Haushaltsabfälle, Haushaltsgeräte, Altkleider, Betonklötze und auch alte Batterien, Farben und Lacke. Wer erwischt wird, dem drohten bis zu 50.000 Euro Bußgeld. In Berlin können bis zu 10.000 Euro fällig werden, in NRW bis zu 25.000 Euro. Wird kein Verursacher gefunden, müsse der Eigentümer aufkommen.

Bußgeld erhöhen als Schritt gegen illegale Entsorgung?

»Höhere Strafen sind nach Meinung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald keine Lösung«, sagte Rullmann. Meist erfolge eine Anzeige gegen unbekannt, die im Sande verlaufe. Für das Durchsuchen des Mülls nach Hinweisen fehlten Personal und die Zeit. Der Nabu gab zu bedenken, dass Bußgelder durchaus eine abschreckende Wirkung hätten. 

»Wenn wir nicht aufpassen, wird sich das Problem verschärfen«, sagte der Sprecher des Verbandes der Waldeigentümer, Alexander Knebel, der »Rheinischen Post«. Für den NRW-Forstbetrieb steht im Kampf gegen Müll in der Natur fest: »Ein wichtiges Instrument der Vorbeugung ist die Information und Aufklärung.« Mit pädagogischen Angeboten werde Kindern das richtige Verhalten im Wald spielerisch nähergebracht. 

Warum ist der Müll gefährlich?

Tierschützer verwiesen auf die Verletzungsgefahr von Tieren. Sie könnten in Gläsern oder Bechern steckenbleiben oder sich schneiden, sagte Rullmann. Außerdem könnten zum Beispiel Chemikalien oder Farben das Grundwasser verseuchen. »Häufig verbreiten sich durch die Entsorgung von Gartenabfällen Zierpflanzen und invasive Arten in den Wäldern, die hier nicht heimisch sind.« Sie könnten die heimische Flora verdrängen.

Eine Erklärung für illegale Müllentsorgung in der Natur hat der Nabu-Experte Selbert nicht unbedingt. Die kommunale Entsorgung sei meist gut zu erreichen, sagte er. Auf dem Land sind dafür mitunter längere Wege zurückzulegen. »Es handelt sich bei der Müllabladung um eine Form soziopathischen Verhaltens.«

© dpa-infocom, dpa:240806-930-195196/1