Im Fall des verschwundenen sechsjährigen Arian aus Bremervörde im Norden Niedersachsens ermittelt die Polizei in alle Richtungen. »Es ist immer ganz wichtig, dass man sich nicht zu sehr auf eine Richtung fokussiert und etwas anderes dabei aus den Augen verliert«, sagte ein Sprecher der Polizei.
Demnach wertet die »Ermittlungsgruppe Arian« Hinweise und Spuren aus und versucht Hypothesen aufzustellen, was am Tag des Verschwindens passiert sein könnte und wie wahrscheinlich das ist. »Da stecken wir im Moment aber noch ganz im Anfang«, sagte der Sprecher mit Blick auf die Arbeit der Gruppe, die aus insgesamt fünf Ermittlern und Ermittlerinnen besteht. Bremervörde liegt im Landkreis Rotenburg (Wümme) zwischen Bremerhaven und Hamburg.
Wo könnte Arian sein?
Das Schicksal des Jungen ist bislang ungeklärt. Möglicherweise sei Arian in den Fluss Oste gefallen, sagte der Sprecher. Die Fließgeschwindigkeit sei hoch. Mehrfach hatte die Polizei mit Booten und Tauchern die Oste und kleinere Gewässer in der Nähe des Wohnortes des Jungen abgesucht. Es könne aber auch sein, dass sich das Kind irgendwo versteckt habe, so der Sprecher. »Wir ermitteln in alle Richtungen.« Und: »Vielleicht gibt es am Ende doch noch ein Wunder.«
Viele Hinweise aus der Bevölkerung
Die Ermittler gehen weiter davon aus, dass der Junge eigenständig sein Zuhause verließ. Das deckt sich auch mit den Aufnahmen einer privaten Überwachungskamera. Diese zeigen, wie der autistische Junge alleine Richtung Wald läuft. Bei Vermisstenfällen rückten sonst auch die familiären Verhältnisse in den Fokus, erklärte er. Dem Sprecher zufolge gibt es weiter viele Hinweise aus der Bevölkerung. Darunter seien auch Tipps von Menschen, die sich mit dem Thema Autismus auskennen. Die Polizei sei grundsätzlich dankbar für Hinweise.
Tagelange Suche am Boden, von der Luft aus und im Wasser
Arian wird seit Montagabend, 22. April, vermisst. Sein Vater alarmierte die Polizei, als er bemerkte, dass sein Sohn nicht mehr zu Hause war. »Der Junge hat erst vor Kurzem gelernt, wie man verschlossene Türen öffnet«, hatte der Polizeisprecher kurz nach dem Verschwinden des Kindes gesagt. »Das mag der Hintergrund sein.«
Die Polizei leitete sofort Suchmaßnahmen mit Hunderten Einsatzkräften ein. Eine Woche lang suchten Tag und Nacht Einsatzkräfte und Freiwillige aus dem Ort nach Arian - zeitweilig mit Hunden, Pferden, Helikoptern, Drohnen, einem Tornado-Flieger, Amphibienfahrzeug, Booten und Tauchausrüstung. Nach einer Woche stellte die Polizei die aktive Suche am Dienstag ein. Die Ermittlungsgruppe soll den Fall weiter bearbeiten.
Hoch motivierte Führungs- und Einsatzkräfte
Dass tagelang Hunderte Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr, Technischem Hilfswerk und Deutscher Lebens-Rettungs-Gesellschaft am Boden, von der Luft aus und im Wasser nach Arian suchten, hatte dem Sprecher zufolge vor allem einen Grund: »Das hat etwas damit zu tun, dass wir hoch motivierte Menschen in Entscheidungspositionen hatten«, erklärte er. »Es ging darum, ein Menschenleben zu retten.«
Die Entscheidungen seien nicht an einer Stelle getroffen worden, sondern immer in Absprache mit dem Team. Auf die Frage nach den Kosten sagte der Sprecher: »Sicherlich sind Kosten entstanden, aber das ist in diesem Fall erst mal nachrangig. Wir haben pragmatisch über Maßnahmen entschieden. Wir haben viele Freiwillige gehabt.«
Trauer und Hoffnung im Wohnort
In Elm, Stadtteil von Bremervörde, in dem der Junge wohnt, ist die Anteilnahme weiter hoch. »Die Betroffenheit ist riesengroß«, sagte der Anwohner Hans-Hermann Tiedemann am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. »Es gibt niemanden, der – wenn er irgendwo ist – nicht guckt«, berichtete er mit Blick auf die Menschen in dem Ortsteil. Alle suchten irgendwie weiter.
Der stellvertretende Ortsbürgermeister von Elm, Christian Dilissen, sagte, die vergangenen Tage seien für die Gemeinde sehr bewegend gewesen. Demnach war innerhalb kürzester Zeit nach dem Aufruf von Arians Familie das gesamte Dorf auf den Beinen und suchte nach dem Kind. Nun sei die Stimmung getrübt. »Wir sind alle voller Euphorie gewesen. Unser Ziel war es natürlich, ihn auch zu finden.«
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