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Schauspieler Jürgen Vogel: »Ich mag die Figuren, die ich spiele«

Schauspieler Jürgen Vogel schätzt an den Dreharbeiten für die ZDF-Serie »Jenseits der Spree« besonders das Team.

Jürgen Vogel steht zu seinen Markenzeichen Glatze und Zahnlücken. FOTO: DPA
Jürgen Vogel steht zu seinen Markenzeichen Glatze und Zahnlücken. FOTO: DPA
Jürgen Vogel steht zu seinen Markenzeichen Glatze und Zahnlücken. FOTO: DPA

BERLIN. Seine Glatze und seine Zahn-lücken sind zu Jürgen Vogels Markenzeichen geworden. Fluch oder Segen? »Vielleicht beides. Ich habe nun mal die Zähne, die ich habe, und ich hatte das Glück in einer Epoche anzufangen, als Schauspieler auch Makel haben durften«, erzählt Vogel im Gespräch mit dem GEA.

Dass er zu Beginn seiner Karriere vor allem »coole jugendliche Delinquenten« spielte, macht Vogel nichts aus. »Ich verurteile meine Charaktere nicht, ich mag die Figuren, die ich spiele. Mich interessieren die Geschichten und die Motive, die eine Figur hat«, sagt Vogel. Erst später in seiner Karriere hätten die Regisseure bemerkt, dass er auch andere Charaktere spielen könne.

Vogel ist bekannt dafür, sich auf besondere Weise auf seine Rollen vorzubereiten. So gründete er 2005 für den Musikfilm »Keine Lieder über Liebe« gemeinsam mit Mitgliedern der Bands Tomte und Kettcar die Hansen Band und tourte mit ihr, um sich in die Rolle eines Musikers einfühlen zu können. Ist eine Wiedervereinigung oder gar eine Tour der Hansen Band geplant? »Bock hätte ich schon, und ich glaube die anderen auch«, meint Vogel. Allerdings gäbe es zeitlich Probleme, da die Musiker der Hansen Band ja mehreren verschiedenen erfolgreichen Bands angehören.

»Von oben herab belehrt werden, das mögen die Leute nicht«

»Und dann ist da ja auch die Solidarität mit den Bandkollegen. Wenn sie einen Hit für die Hansen Band schreiben würden, dann würden die Kollegen von Kettcar und Tomte fragen, warum der Song nicht für diese Bands geschrieben wurde«, meint Vogel.

Aber auch ohne die Hansen Band fragt man sich bei Vogels Präsenz in Fernsehen und Kino über all die Jahre, wo er die Energie und die Zeit für all seine Projekte hernimmt? »Als ADHS-ler bekommt man das so einigermaßen hin«, schmunzelt Vogel. Bei der Polizei habe er jedoch für seine Serienrolle als Kommissar in »Jenseits der Spree« kein Praktikum gemacht. »Aber ich kenne einige Polizeibeamte, von denen ich mir Sachen abschauen konnte«, meint er.

An der Arbeit für die ZDF-Serie schätzt er besonders das Team. »Ich habe da ja eine Fernsehfamilie, mit Leuten, die meine Kinder spielen, und das ist dann ja auch wie eine Familie«, sagt Vogel. Am Drehen des Serienplots gefällt ihm vor allem die Entwicklung seiner Figur über einen längeren Zeitraum. Andererseits sei das Drehen fürs Fernsehen sehr intensiv, weil man »mit weniger Drehzeit den gleichen Anspruch« abliefern müsse.

»Jenseits der Spree« wird im Stadtteil Köpenick in Ostberlin gedreht, was für Vogel, der seit 1985 in Berlin lebt, einen besonderen Reiz darstellt. Als Berliner kenne er viele Menschen aus der ehemaligen DDR. »Ich mag die Milieus dort und auch das Wasser«, erzählt Vogel. Köpenick sei »noch nicht so entdeckt« wie andere Stadtteile Berlins.

Was ihm im Osten Berlins besonders gefällt: »Da gibt es noch mehr Arbeiterklasse. Das gibt es im Westen von der Mentalität her nicht so, jedenfalls nicht im englischen Sinne«, findet Vogel. Er selbst fühle sich von seiner Herkunft her auch der Arbeiterklasse zugehörig, deshalb passe das ganz gut. »Die Leute in Köpenick und überhaupt im Osten sind sehr direkt. Wenn du denen wie so ein Staubsaugervertreter daherkommst und ihnen was verkaufen willst, dann kannst du gleich einpacken«, so Vogel. »Und von oben herab belehrt werden, das mögen die Leute schon gar nicht.«

Erklärt das auch das politische Erd-beben bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland? »Ich denke, da ist vieles schiefgelaufen.« Im Westen schaue man zu viel »mit kalter Distanz« auf den Osten. Was könne die Politik ändern? »Zu allererst müssen Löhne und Renten angeglichen werden.« Es sei absurd, dass es immer noch Unterschiede in der Bezahlung gebe – sei es zwischen Ost- und Westdeutschland oder zwischen Männern und Frauen. »Das ist letztlich eine Frage der Wertschätzung für die Arbeit, die ein Mensch geleistet hat.« (GEA)