Mit dem wärmsten Silvestertag in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im 19. Jahrhundert hat sich das Jahr 2022 verabschiedet. Während die Menschen bundesweit noch aufs neue Jahr warteten, hat es in weiten Teilen der Welt schon begonnen.
Den Anfang machte diesmal der Inselstaat Kiribati, es folgten Samoa, Neuseeland und Australien, Südkorea und Japan, die Philippinen und Singapur sowie weitere Länder.
In China, wo nach traditionellem Mondkalender erst am 22. Januar das neue Jahr beginnt, ist Silvester in diesem Jahr von der großen Corona-Welle im Land überschattet. Da die Behörden ihre strengen Maßnahmen gegen das Virus aufgegeben haben, durften Bars und Restaurants zwar Partys organisieren, doch blieben viele wegen einer Erkrankung oder aus Angst vor einer Ansteckung lieber zu Hause.
Das Virus verbreitet sich nach dem Ende der Null-Covid-Politik Anfang Dezember rasend schnell. Nach Schätzungen haben sich Hunderte Millionen infiziert. Krankenhäuser sind überfüllt.
Windig bis stürmisch
In weiten Teilen Deutschlands erwarteten die Meteorologen auch in der Neujahrsnacht noch zweistellige Temperaturwerte. Außerdem sollte es sehr windig sein, vor allem in Nordwesten. In den Niederlanden wurden wegen stürmischen Wetters etliche Feuerwerkshows abgesagt, etwa in Amsterdam, Den Haag, Apeldoorn und Hilversum.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat am Silvestertag Rekordwerte für einen 31. Dezember gemessen. In Wielenbach im oberbayerischen Landkreis Weilheim-Schongau wurden gegen 14 Uhr 20,8 Grad ermittelt, in München 20 Grad. In Baden-Württemberg wurden in Müllheim bei Freiburg und in Ohlsbach jeweils 20,3 Grad gemessen.
Mit bis zu 20 Grad im Südwesten wird auch an Neujahr außergewöhnlich warmes Wetter in Deutschland erwartet. Am Sonntag werde es laut DWD in der Nordwesthälfte stark bewölkt bis bedeckt sein und vormittags örtlich noch etwas Regen geben.
Die zuvor höchste Temperatur an Silvester gab es laut DWD mit 17,0 Grad im Jahr 1961 in Müllheim. 2021 war es in Freiburg im Breisgau 16,9 Grad warm. Auch in der Schweiz war es an Silvester vielerorts so warm wie noch nie an diesem Tag seit Beginn regelmäßiger Messungen. In Delsberg (französisch Delémont) im Kanton Jura wurden 20,9 Grad gemessen.
DJ Bobo am Brandenburger Tor
In Berlin gibt es am Brandenburger Tor wieder eine Party mit Publikum. Die Feier, die im ZDF übertragen wird und Auftritte von den Scorpions und DJ Bobo bieten sollte, findet auf der Ostseite des Tors statt. Vor Corona feierten auf der Westseite - zwischen Tor und Siegessäule - oft Zehntausende den Jahreswechsel, was als größte Silvesterparty Deutschlands bezeichnet wurde.
Die Bewohner der Südsee-Insel Kiritimati waren weltweit die ersten, die am Samstag um 11.00 Uhr deutscher Zeit ins neue Jahr starteten. Die 388 Quadratkilometer große Koralleninsel hat nur wenige Tausend Bewohner. Samoa, das 2022 die Sommerzeit abgeschafft hat, folgte erstmals eine Stunde später - zeitgleich mit Neuseeland und Tonga.
Zwei Stunden später, um 14 Uhr deutscher Zeit, wurde im australischen Sydney zum Jahreswechsel das traditionelle Riesenfeuerwerk gezündet. Etwa eine Million Menschen kamen zu dem Lichterspektakel vor der Kulisse von Harbour Bridge und Opernhaus. Bereits ab 21 Uhr Ortszeit hatte erstes Feuerwerk als Familienveranstaltung den Himmel erleuchtet.
Mehr Notfälle wegen Böllern
Anders als in den vergangenen zwei Jahren galt diesmal in Deutschland vor Silvester kein Verkaufsverbot von Feuerwerk mehr. Deshalb wurden wieder viel mehr Notfälle erwartet. Zwischenfälle mit Feuerwerkskörpern gab es schon vor der Nacht einige.
Im brandenburgischen Teupitz wurden bei einer Explosion im Keller eines Wohnhauses am Silvestertag zwei Männer (24 und 51) verletzt. Nach Polizeiangaben brach in dem Haus ein Feuer aus. Zuerst hatte die »Märkische Allgemeine« berichtet. Die Polizei geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass mit Pyrotechnik hantiert worden war. Im Berliner Stadtteil Schöneberg warfen junge Leute am Freitagabend Böller auf die Straße und auf Polizisten. Es wurden fünf Beteiligte vorübergehend festgenommen, wie die Polizei mitteilte.
In Frankfurt/Main setzte eine vor einem Hochhaus entzündete Silvesterrakete einen Balkon im sechsten Stock und die dazugehörende Wohnung in Brand. Eine Frau erlitt eine Rauchvergiftung. In Rheinland-Pfalz wurde am Freitag in Ellerstadt ein Elfjähriger mit einem Böller beworfen und erlitt Verbrennungen an der Brust. In Wörth am Rhein steckte ein Kind einem Elfjährigen einen brennenden Feuerwerkskörper ins T-Shirt, so dass auch er Verbrennungen erlitt.
Im Schwarzwald-Ort Schonach (Baden-Württemberg) wurde ein Vater nach der Detonation eines selbstgebastelten Feuerwerkskörpers seines 23-jährigen Sohnes im eigenen Keller schwer verletzt.
In den vergangenen beiden Jahren war der Verkauf von Feuerwerk verboten gewesen, um Krankenhäuser in der Pandemiezeit von zusätzlichen Patienten zu entlasten.
© dpa-infocom, dpa:221231-99-60138/6