Sie habe es nicht schon immer auf die Krone abgesehen, sondern nur den Menschen geheiratet, den sie liebe, verteidigte kürzlich der Sohn Queen Camillas, Tom Parker Bowles, seine Mutter. Der 48-Jährige reagierte damit auf Äußerungen von Prinz Harry (38), der schwere Vorwürfe gegen die Frau seines Vaters erhoben hatte.
Dass Camilla am Samstag an der Seite von König Charles III. (74) in der Westminster Abbey zur Königin gekrönt wird, war keineswegs abzusehen. Lange galt sie als Persona non grata bei den Briten. Viele machten sie für das Scheitern der Ehe zwischen Charles und der als »Königin der Herzen« verehrten Prinzessin Diana verantwortlich.
Die Beziehung zwischen Charles und Camilla reicht lange zurück. Als Camilla Rosemary Shand 1947 geboren wird, stammt sie aus einer aristokratischen Familie. Die Legende besagt, sie habe den schüchternen Prinz Charles zu Beginn der 1970er Jahre am Rande eines Polo-Turniers mit den Worten angesprochen: »Wissen Sie, Sir, meine Urgroßmutter war die Mätresse Ihres Ur-Urgroßvaters. Also, wie wär's?«
Starke Anziehungskraft
Ob es sich genauso zugetragen hat, sei zu bezweifeln, berichtete der »Telegraph« unter Berufung auf den Biografen des Paares, Gyles Brandreth. Doch die Anziehungskraft zwischen den beiden sei »unmittelbar, gegenseitig und leidenschaftlich« gewesen, zitierte das Blatt Brandreth.
Trotz der Beziehung zu Charles heiratete Camilla 1973 zunächst den Offizier Andrew Parker Bowles. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor, Tom und Laura. Doch das Verhältnis zwischen Camilla und Charles nahm einige Jahre nach ihrer Hochzeit wieder Fahrt auf. Die beiden trafen sich auch, nachdem der Prince of Wales 1981 die damals erst 20 Jahre alte Diana Spencer geheiratet hatte. Die Briten waren entsetzt, als herauskam, dass Charles die hübsche und äußerst beliebte Diana mit der für manche burschikos wirkenden Camilla betrog, die offen als »Rottweiler« verspottet wurde.
»Wir waren zu dritt in dieser Ehe«
Es blieb ein offenes Geheimnis, bis Diana in einem berüchtigten Fernsehinterview 1995 in die Kamera sagte: »Wir waren zu dritt in dieser Ehe, deswegen war es ein bisschen eng.« Zwei Jahre später starb Diana bei einem Autounfall.
Ihr jüngerer Sohn Harry schilderte in seiner Anfang des Jahres veröffentlichten Autobiografie mit dem Titel »Spare« (Reserve), welche Gefühle Camilla bei ihm hervorrief. Zwar habe sie sich nicht wie befürchtet als böse Stiefmutter herausgestellt, aber sie habe Informationen über andere Royals an die Presse gegeben, um selbst in einem besseren Licht dazustehen. Sein Fazit: Sie sei »gefährlich« und habe die Heirat mit seinem Vater sowie die eigene Krönung von langer Hand geplant, so der Royal, der mit seiner Familie inzwischen im Clinch liegt.
Noch bei der Eheschließung von Charles und Camilla im Jahr 2005 hatte der Palast mitgeteilt, sie werde eines Tages als »Princess Consort« bezeichnet werden. Den Titel Prinzgemahl hatte der im Jahr 2021 im Alter von 99 Jahren gestorbene Mann Queen Elizabeths, Prinz Philip, zeitlebens getragen. Ein König steht im Rang immer über einer Königin, so die Logik, die schon bei Königin Victoria und Prinz Albert im 19. Jahrhundert gegolten hatte. Bei Camilla war es der Tatsache geschuldet, dass sie geschieden war.
Von der »Queen Consort« zu Queen Camilla
Das änderte sich, als Queen Elizabeth nur Monate vor ihrem Tod im vergangenen Jahr verkündete, Camilla solle als »Queen Consort« bezeichnet werden. Ein Titel, den zuletzt die Mutter Elizabeths, die vor gut 20 Jahren gestorbene Queen Mum, getragen hatte.
Erst kurz vor der Krönung machte der Palast dann deutlich, dass Camilla nach der Zeremonie nur noch als Queen Camilla bezeichnet werden solle. Auch dies war kein Abweichen von der Tradition, doch für Camilla ist es ein erstaunlicher Aufstieg. Auch viele Briten haben sich längst mit ihr ausgesöhnt. Die Mehrheit sieht sie jüngsten Umfragen zufolge in einem positiven Licht.
»Es war nicht einfach«, resümierte Camilla im vergangenen Jahr in einem Interview der »Vogue« über die Phase, als sie und ihre Beziehung mit Charles im Fokus der Boulevard-Berichterstattung standen. »Ich wurde so lange Zeit auf Schritt und Tritt beobachtet, dass man einen Weg finden musste, damit zu leben«, erzählte sie dem britischen Modemagazin und fügte hinzu, sie mache inzwischen »einfach ihr Ding«.
Menschen, die ihr persönlich begegneten, berichten von einer äußerst gewitzten und charmanten Person, die obschon deutlich der britischen Oberklasse zugehörig eine sehr nahbare Art haben soll. Das soll auch König Charles an ihr schätzen.
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