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Prinz Harrys Kreuzverhör in London beendet

Ob Prinz Harry beim Prozess gegen den »Mirror«-Verlag tatsächlich der Nachweis gelang, dass er mit illegalen Methoden bespitzelt wurde? Ihm geht es in seinem Feldzug gegen die Boulevardpresse ums Prinzip.

Prinz Harry
Prinz Harry, Herzog von Sussex, trifft in den Rolls Buildings ein, um im Prozess gegen die Mirror Group Newspapers (MGN) auszusagen. Foto: Aaron Chown
Prinz Harry, Herzog von Sussex, trifft in den Rolls Buildings ein, um im Prozess gegen die Mirror Group Newspapers (MGN) auszusagen.
Foto: Aaron Chown

Das historische Kreuzverhör von Prinz Harry im Bespitzelungsprozess gegen den »Mirror«-Verlag (MGN) in London ist am Mittwoch mit einer teils konfrontativen Befragung zu Ende gegangen. Am zweiten Tag der Zeugenaussage des 38-Jährigen nahm der Ton deutlich an Schärfe zu, als sich Harry erneut den Fragen von MGN-Anwalt Andrew Green stellte. Abschließend befragte ihn auch sein eigener Anwalt David Sherborne kurz. Es war das erste Kreuzverhör eines Royals seit mehr als 130 Jahren.

Green stellte neben der Beweisführung des Prinzen bei dessen Klage wegen angeblich illegaler Informationsbeschaffung auch die Motivation des 38-Jährigen infrage. »Wenn das Gericht feststellen würde, dass Ihr Handy niemals von einem MGN-Journalisten gehackt wurde, wären sie dann erleichtert oder enttäuscht?«, fragte Green. Als Harry andeutete, einen solchen Ausgang als ungerecht zu empfinden, veranlasste das Green zu der Feststellung: »Also wollen Sie, dass Ihr Handy gehackt wurde!«. Der Sohn von König Charles III. entgegnete, niemand wolle, dass sein Handy gehackt werde.

Sammelklage auf Schadenersatz

Bereits am Dienstag hatte der Royal knapp fünf Stunden lang Rede und Antwort gestanden. Am Mittwoch wirkte er strapaziert, mit rotem Kopf und teils frustriert wirkender Mimik. Der Prozess, der als Sammelklage auf Schadenersatz stellvertretend von Harry und drei anderen Prominenten geführt wird, soll bis Ende Juni dauern. Ein Urteil wird erst später im Jahr erwartet.

Anhand von 33 Artikeln der MGN-Blätter »Daily Mirror«, »Sunday Mirror« und »People« aus den Jahren 1996 bis 2009 will Prinz Harry zeigen, dass illegal beschaffte Informationen bei der Berichterstattung über ihn verwendet wurden. Beispielsweise durch das Abhören von Mailbox-Nachrichten seines Handys, wie er vermutet. Die mutmaßliche Bespitzelung habe ihm schweres seelisches Leid zugefügt, Freundschaften und Beziehungen belastet, klagt Harry.

Anders als von einigen Beobachtern vorab befürchtet, wurde die Befragung nicht zu einem Desaster für ihn. Zwar stellte Green auch Fragen zu pikanten Inhalten, beispielsweise über den Besuch eines Strip-Clubs oder dem Ende seiner Beziehung mit Ex-Freundin Chelsy Davy, doch zur Offenlegung weiterer kompromittierender Details war Harry kaum gezwungen. Trotzdem sagte er am Ende, es habe ihm viel abverlangt, in den Zeugenstand zu treten.

Dass bei den Blättern des »Mirror«-Verlags illegale Informationsbeschaffung gang und gäbe war, ist unumstritten. Doch ob Harry das im Einzelfall belegen kann, blieb zunächst offen.

Harry aber, das geht aus der am Dienstag veröffentlichten, schriftlichen Zeugenaussage hervor, will mehr als nur seine eigene leidvolle Erfahrung mit der Boulevardpresse aufarbeiten. »Unser Land wird weltweit am Zustand unserer Presse und unserer Regierung beurteilt - die beide, wie ich finde, auf einem Tiefpunkt angelangt sind«, schrieb er darin. Die Presse werde ihrem Auftrag nicht mehr gerecht, die Regierung zur Rechenschaft zu ziehen, und gehe stattdessen mit dieser »ins Bett«, damit alles so bleibe, wie es ist.

Verschiedene Kommentare

Konservative Medien kommentierten, der Königssohn habe sich in Widersprüche verwickelt. Liberale Analysten betonten hingegen, der Fünfte der britischen Thronfolge habe mit seiner Kritik an einer unheilvollen Allianz von Regierung, Boulevardpresse und Königshaus zu Recht schwere Missstände angesprochen.

Talkshow-Veteran Andrew Marr fasste es so zusammen: »Wow, das ist Harry der Kämpfer, der sich mit radikal klingender, klarer Kante für das Anliegen der Reform einsetzt. Ich frage mich, wo das enden wird.« Für die Co-Herausgeberin und Royal-Korrespondentin der konservativen Zeitung »Daily Telegraph«, Camilla Tominey, hingegen ist Harry ein Mann, der »an seiner Berühmtheit gescheitert ist« und dafür nun andere verantwortlich macht.

© dpa-infocom, dpa:230607-99-966645/7