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Präsident von jüdischem Karnevalsverein will präsent sein

In Köln gibt es seit einigen Jahren wieder einen jüdischen Karnevalsverein. Dessen Präsident will auch am 11.11. Flagge zeigen. Nach Schunkeln und Singen ist ihm allerdings nicht zumute.

Karneval Verein Kölsche Kippa Köpp
Aaron Knappstein (r), Präsident des jüdischen Karneval Vereins Kölsche Kippa Köpp e.V., steht vor dem Besuch einer Sitzung mit Mitgliedern zusammen. Foto: Oliver Berg/DPA
Aaron Knappstein (r), Präsident des jüdischen Karneval Vereins Kölsche Kippa Köpp e.V., steht vor dem Besuch einer Sitzung mit Mitgliedern zusammen.
Foto: Oliver Berg/DPA

Aaron Knappstein, der Präsident des jüdischen Karnevalsvereins »Kölsche Kippa Köpp«, wird am Samstag zum Auftakt der neuen Karnevalssession im Kölner Rathaus sprechen. »Ich habe gesagt, ich mach das, um eben auch zu zeigen, dass wir als Kölsche Kippa Köpp da sind«, sagte Knappstein der Deutschen Presse-Agentur. »Vor dem Hintergrund des ansteigenden Antisemitismus finde ich das wichtig. Wir dürfen uns nicht verstecken.«

Ob man unter den derzeitigen Umständen Karneval feiern wolle, müsse jeder für sich entscheiden, sagte Knappstein. »Jeder hat eine andere Art, damit umzugehen. Ich sehe das auch bei den Israelis, die wir im Verein haben.« Am vergangenen Mittwoch habe der traditionelle Stammtisch stattgefunden, und daran hätten auch zwei Mitglieder teilgenommen, die am 7. Oktober, dem Tag der terroristischen Anschläge der Hamas, in Israel zu Besuch gewesen seien.

»Wir Juden sind es eigentlich gewohnt, jüdisches Leben auch in nicht so guten Zeiten zu leben«, sagte Knappstein. »Deshalb war es für uns klar, dass wir vergangenes Wochenende eine seit langem geplante Kulturveranstaltung und dann eben den Stammtisch wie geplant durchgeführt haben. Eine richtige Karnevalssitzung würde ich derzeit nicht machen. Ich werde am Samstag auch nicht in die Kneipe gehen, schunkeln und Lieder singen.«

»Kölsche Kippa Köpp e.V.« wurde 2017 gegründet. Es ist der erste jüdische Karnevalsverein in Köln seit der Nazizeit und gleichzeitig der einzige in ganz Deutschland. Ein wichtiger Beweggrund für die Neugründung war, dass es zur Zeit der Weimarer Republik einen sehr aktiven jüdischen Karnevalsverein in Köln gegeben hatte: den »Kleinen Kölner Klub« (KKK). Er war so etabliert, dass ihn jedes Jahr das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau beehrte. Das alles änderte sich 1933 mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Die beiden KKK-Gründer Willi und Max Salomon emigrierten nach Palästina und in die USA, andere Mitglieder wurden später deportiert und ermordet. Die »Kölsche Kippa Köpp« kürzen sich nun ebenfalls KKK ab. Sie zählen inzwischen 156 Mitglieder.

© dpa-infocom, dpa:231111-99-906079/2