Die schweren Unwetter in Kalifornien mit bislang 19 Toten nehmen auch nach drei Wochen keine Ende. Der sonst sonnenverwöhnte US-Bundesstaat wurde am Wochenende erneut von heftigem Regen, Sturm und Schneefall getroffen, wie der Wetterdienst meldete.
Für rund 25 Millionen Einwohner galt eine Hochwasserwarnung, Tausende Haushalte waren ohne Strom. Präsident Joe Biden rief den Katastrophenfall für Kalifornien aus. So können Bundesmittel etwa für den Wiederaufbau und nicht versicherte Schäden freigegeben werden, wie das Weiße Haus am späten Samstagabend (Ortszeit) mitteilte.
Seit dem 27. Dezember werde der Westküstenstaat von schweren Winterstürmen, Überschwemmungen, Erdrutschen und Schlammlawinen heimgesucht. »Es sind ein paar wilde Wochen gewesen«, sagte ein Meteorologe der »Los Angeles Times« mit Blick auf die Serie von Winterstürmen seit drei Wochen. Dies hängt laut Experten auch mit dem vom Klimawandel veränderten Jetstream zusammen, wie die in großer Höhe um den Erdball ziehenden Winde genannt werden. Dieser Jetstream sei derzeit sozusagen über dem Pazifik geparkt und habe in den vergangenen Wochen mehrere Tiefdruckgebiete angezogen, zitierte die Zeitung den Meteorologen Eric Boldt vom Nationalen Wetterdienst.
»Wir sind noch nicht über den Berg«
Ein Ende der Unwetter ist weiter nicht in Sicht. Für die nächsten Tage wurde weiterer Regen vorhergesagt. »Wir sind noch nicht über den Berg«, warnte Notdienste-Direktorin Nancy Ward. »Die Bedrohung für die Gemeinden bleibt bestehen, und das Wasser wird weiter steigen, selbst wenn die Stürme vorüber sind.« Positiv sei allerdings, dass die anhaltenden Niederschläge dazu geführt hätten, die seit Jahren bestehende Dürre in Kalifornien zu mildern, sagten Experten.
Besonders hart haben die Unwetter bislang unter anderem das Salinas-Tal im Bezirk Monterey getroffen. Dort seien Tausende Hektar Agrarland überflutet worden, sagte ein Vertreter der Handelskammer. Dies werde in den kommenden Wochen Auswirkungen auf die Produktion haben. In der Region suchen Rettungskräfte nach einem Fünfjährigen, der von den Wassermassen mitgerissen wurde - seine Mutter konnte gerettet werden. Insgesamt werden die Unwetter bislang für mindestens 19 Todesfälle verantwortlich gemacht, etwa durch umstürzende Bäume oder Sturzfluten.
Eine Milliarde Dollar Schäden
Die Schäden insgesamt werden laut örtlichen Medien bislang auf rund eine Milliarde Dollar (etwa 920 Millionen Euro) geschätzt. Gouverneur Gavin Newsom räumte ein, dass die Infrastruktur zum Schutz vor solchen Wetterlagen in dem rund 39 Millionen Einwohner zählenden Bundesstaat verbessert werden müsse.
Im Südosten der USA gingen derweil die Aufräumarbeiten nach einer Serie schwerer Tornados mit mindestens neun Todesopfern weiter. In dem schwer getroffenen Bezirk Autauga im Bundesstaat Alabama, wo sieben Menschen ums Leben kamen, seien mehrere Einwohner unversehrt aus einem beschädigten Schutzraum befreit worden, meldeten örtliche Medien am Wochenende.
In der rund 50 Kilometer entfernten Stadt Selma rief Bürgermeister James Perkins Freiwillige auf, dabei zu helfen, Schutt und Trümmer zu beseitigen. Der Wetterdienst zählte in Alabama sowie im benachbarten Bundesstaat Georgia, wo zwei Menschen starben, Tornado-Schäden in jeweils 14 Bezirken.
© dpa-infocom, dpa:230115-99-225371/3