REUTLINGEN. Warum feiern die Christen Ostern? Was ist an der Ostergeschichte historisch belegt? Warum bemalen wir Ostereier? Welche internationalen Ostergerichte lohnen sich zum Nachkochen? Einige Fakten zum Osterfest.
- Was ist an der Ostergeschichte historisch belegt?
Die Ostergeschichte ist historisch weit besser belegt als etwa die Weihnachtsgeschichte. So ist auch in nicht-christlichen römischen und jüdischen Quellen von Jesus von Nazareth und seiner Hinrichtung durch Kreuzigung die Rede. Auch der Vorwurf »König der Juden«, wegen dem Pontius Pilatus Jesus auf diese besonders grausame Art hinrichten lässt, passt in die Zeit. Denn Pilatus wird in den Quellen als besonders grausamer Statthalter genannt, der besonders viele jüdische Aufrührer kreuzigen lässt. Weil Pilatus Juden zu häufig ohne Prozess kreuzigen ließ, wurde er nach römischen Quellen im Jahr 36 als Statthalter abgesetzt.
- Was musste man getan haben, um gekreuzigt zu werden?
Die Kreuzigung galt als besonders schwere Strafe, die nicht gegen römische Bürger verhängt wurde, sondern nur als Abschreckung gegen jene, die die römische Vorherrschaft in Frage stellten. So wurden etwa die gefangenen Sklaven des Spartacus-Aufstands entlang der Via Appia gekreuzigt und Julius Cäsar ließ Piraten, die ihn gefangen gehalten hatten, später als Rache kreuzigen. Deshalb schätzen Historiker die Überlieferung als unwahrscheinlich ein, dass Jesus zusammen mit zwei gewöhnlichen Verbrechern gekreuzigt wurde. Wahrscheinlicher ist, dass gemeinsam mit Jesus zwei weitere jüdische Aufständische hingerichtet wurden.
- Wurde Jesus ans Kreuz angenagelt oder angebunden?
Es gibt keine genaue Vorschrift, wie eine Kreuzigung abzulaufen hat. Es gab unterschiedliche Methoden. So konnten einem Verurteilten die Beine gebrochen werden, wodurch er früher starb. Es ist unklar, ob Jesus ans Kreuz gefesselt oder angenagelt wurde. Archäologische Funde belegen allerdings, dass es Verurteilte gab, die angenagelt wurden.
- Was ist an der Auferstehung belegt?
Ungewöhnlich an der Kreuzigung ist, dass Pilatus erlaubte, den Leichnam vom Kreuz abzunehmen und zu begraben. Denn üblicherweise wurden die Hingerichteten zur Abschreckung am Kreuz hängen gelassen. Diese Erlaubnis könnten die Anhänger Jesu jedoch beispielsweise durch Bestechung erlangt haben. Belegt ist auch, dass relativ früh nach dem Begräbnis Gerüchte über ein leeres Grab aufkamen und dass die Jünger bereits in den biblischen Quellen dem offensichtlichen Vorwurf entgegentraten, sie hätten die Leiche weggeschafft. Die Auferstehung selbst ist nicht außerbiblisch belegt.
- Warum ist Ostern im Frühling?
Nach der Überlieferung wurde Jesus am jüdischen Pessachfest verhaftet und hingerichtet. Die Kreuzigung fand am Haupttag des Festes statt, gleichzeitig als im Tempel die Pessachlämmer geopfert wurden. Die christliche Gemeinde sah Jesus als »menschliches Pessachlamm«, woher auch der Ausdruck »Lamm Gottes« kommt. Das letzte Abendmahl ist eigentlich ein jüdisches Pessachmahl. Dieses Pessachfest feiert den Auszug der Israeliten aus der ägyptischen Sklaverei unter Moses. In vielen Sprachen stammt das Wort für Ostern vom jüdischen Pessach ab, so etwa das spanische Pascua, das französische Paques, das dänische Paske oder das niederländische Pasen. Auch im plattdeutschen heißt Ostern Paasken oder Paaschen. In einigen westslawischen Sprachen wird Ostern als »Große Nacht« bezeichnet, so etwa im Polnischen Wielkanoc oder im Tschechischen Velikonoce.
- Woher kommt das Wort Ostern?
Der Duden leitet das Wort vom altgermanischen »Austro« (Morgenröte) ab. Teilweise wird eine Verschmelzung mit einem älteren germanischen Frühlingsfest vermutet. Der Mönch Beda Venerabilis schreibt 738 von einer heidnischen Göttin Osteria als Ursprung des Wortes, was auch die Brüder Grimm zitieren. Allerdings gilt es heute als wahrscheinlich, dass Beda diese Göttin erfunden hat. Die Verbindung der Morgenröte mit Auferstehung kommt aus der biblischen Überlieferung, dass die Jünger bei Sonnenaufgang das leere Grab entdeckten.
- Welche Bedeutung hatte die Oster-nacht für die frühen Christen?
In den frühen christlichen Gemeinden war die Osternacht der einzige Tauftermin. Deshalb spielt in der Liturgie das Segnen des Taufwassers eine Rolle.
- Was hat es mit der 40-tägigen Fastenzeit auf sich?
Im Jahr 1091 beschloss die Kirche, dass der Osterzyklus mit einer 40-tägigen Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostersamstag beginnt. Diese erinnert an die 40 Jahre der Israeliten in der Wüste (Pessachfest) und die 40 Tage, die Jesus selbst in der Wüste fastete.
- Woher kommen die Bräuche mit den Ostereiern?
Als die Fastenzeit etabliert wurde, durften die Leute auch keine Eier mehr essen. Die Hühner legten jedoch auch in der Fastenzeit Eier. Diese Eier wurden hart gekocht und aufgehoben. Weil man sehr viele dieser Eier hatte, begannen sich Traditionen um diese Eier zu entwickeln.
- Wie ist das mit dem Glockenläuten?
In vielen katholischen Gegenden läuten die Glocken am Karfreitag nicht. Statt mit den Glocken wird mit Rätschen zum Gebet gerufen. Den Kindern wurde dort früher als Erklärung erzählt, dass die Glocken nach Rom fliegen und von dort mit dem Segen des Papstes und mit Süßigkeiten zurückkehren.
- Welche kuriosen Osterbräuche gibt es in anderen Ländern?
In Slowenien, Tschechien und Rumänien besprengen Männer Frauen mit Wasser, in Ungarn mit Parfüm. Dazu werden die Frauen mit einer handgemachten Rute (Pomlazka oder Korbac genannt) symbolisch (also ohne, dass es wehtut) geschlagen. Das soll die Gesundheit und Schönheit der Frauen im kommenden Jahr erhalten. Im Gegenzug schenken die Frauen den Männern ein Ei. Die Frauen, die dabei übersehen werden, könnten beleidigt sein. In einigen Regionen dürfen sich die Frauen am Folgetag revanchieren, indem sie die Männer mit einem Eimer kalten Wassers übergießen.
- Welche kulinarischen Spezialitäten gibt es zu Ostern?
Eine italienische Osterspezialität ist die Torta die Pasquetta, eine Pastete aus Spinat, Ricotta, Parmesan und gekochten Eiern. Es gibt auch Rezepte, bei denen zusätzlich noch Mangold verwendet wird. Dabei werden die rohen Eier vor dem Backen in die Mulden der Spinatfüllung gegeben, ohne dass das Eigelb beschädigt wird. Früher bestand eine Torta die Pasquetta aus 33 Schichten, um an die 33 Lebensjahre Jesu zu erinnern. In Kroatien wird ein Art Kasseler Rippe gesegnet und mit hart gekochten Eiern und Meerrettich serviert. In Griechenland wird traditionell Magiritsa, eine Suppe aus Lamminnereien mit Zitronensaft nach dem mitternächtlichen Ostergottesdienst als erstes Fleischgericht nach der Fastenzeit gegessen. (GEA)