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Notre-Dame »fast gerettet«: Ehrung für Feuerwehr

Aufatmen in Frankreich: Rund eine Woche nach dem verheerenden Brand von Notre-Dame hat Frankreichs Kulturminister Franck Riester gute Nachrichten. Die Ostermesse in Paris wird jedoch auch von den Anschlägen in Sri Lanka überschattet.

Ostermesse in Paris
Erzbischof Aupetit erwies den Feuerwehrleuten während seiner Predigt eine besondere Ehre. Foto: Francisco Seco/AP
Erzbischof Aupetit erwies den Feuerwehrleuten während seiner Predigt eine besondere Ehre. Foto: Francisco Seco/AP

PARIS. Die bei einem Brand schwer beschädigte Pariser Kathedrale Notre-Dame ist trotz einiger »Schwachstellen« auf dem Gewölbe »fast gerettet«. Das sagte Frankreichs Kulturminister Franck Riester bei einer Konzertgala für den Wiederaufbau der Kirche und nannte es »großartige Neuigkeiten«.

Unterdessen kamen am Ostersonntag Gläubige zur Ostermesse in der Pariser Pfarrkirche Saint-Eustache zusammen. Den Feuerwehrleuten, die die Flammen bei dem verheerenden Brand in der Kathedrale bekämpft hatten, erwies Erzbischof Michel Aupetit in seiner Predigt eine besondere Ehre.

Kulturminister Riester betonte rund eine Woche nach dem Brand, dass alle sensiblen Bereiche in dem berühmten Gotteshaus mittlerweile gesichert und stabilisiert worden seien. Vom Gewölbe müsse noch Schutt entfernt werden, bevor es dann mit einer Plane abgedeckt werden müsse. Sobald das passiert sei, könne man endgültig sagen, dass Notre-Dame gerettet ist.

Riester kündigte außerdem an, den Brandschutz in den vielen staatlichen Kathedralen Frankreichs zu überprüfen. »Aber ich widerspreche dem Zusammenhang, den einige Leute zwischen angeblich zu wenig Investitionen des Staates und dem Ausbruch des Brandes herstellen«, betonte der Minister im Interview mit der Zeitung »Le Figaro«.

Die Ursache für das am Montagabend ausgebrochene Feuer ist bisher nicht geklärt. Ermittler gehen davon aus, dass die Katastrophe auf einem Unfall beruht. Die Ermittler vernahmen Zeugen - darunter auch Arbeiter, die vor dem Feuer an Renovierungsarbeiten beteiligt waren.

Am Ostersonntag bildete sich vor Pariser Pfarrkirche Saint-Eustache in der Nähe der Hallen von Paris eine lange Schlange. Dort hielt Erzbischof Aupetit seine Osterpredigt, die traditionell in Notre-Dame stattfindet. Dabei gedachte er gleich zu Beginn der Opfer und Familien der Anschläge auf Kirchen und Hotels in Sri Lanka. »Wir denken vor allem an unsere Brüder in Sri Lanka, die heute Morgen massakriert wurden«, sagte Aupetit.

Der Erzbischof würdigte die Leistung der Feuerwehrleute, die den Brand von Notre-Dame gelöscht hatten. Sie hätten das »Essenzielle« gerettet. Er überreichte dem Pariser Feuerwehrchef Jean-Claude Gallet ein Buch mit biblischen Lesungen, das bei dem Brand gerettet worden war. Die Gläubigen applaudierten für Gallet und seine Kollegen. »Wir wollen die Kirche retten«, versicherte Aupetit. Auch die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo nahm an der Messe teil.

Aus Platzgründen kamen nicht alle Besucher unter. Auch der Rentner Kurt Arbogast aus dem Elsass hatte sich in die Schlange vor der Kirche eingereiht. Er sei traurig, dass die Ostermesse dieses Jahr nicht in Notre-Dame stattfinden kann, sagte er. »Für mich ist es wichtig, die Kirche wiederaufzubauen und dass sich die Leute die Kirche auch noch vorstellen können, wenn sie neu ist«, erklärte er mit Blick auf Ideen, die Kathedrale in einem modernen Stil wiederzuerrichten.

In der Nacht zu Sonntag hatten Christen bereits die traditionelle Osternachtsmesse in der zweitgrößten Pariser Kirche Saint-Sulpice gefeiert. Notre Dame sei »das Spiegelbild unserer Geschichte«, sagte Aupetit der Gemeinde. Es kamen jedoch deutlich weniger Menschen als in den vergangenen Jahren, als die Messe in Notre-Dame abgehalten wurde.

Unterdessen berichtete ein Feuerwehrmann dem »Journal du Dimanche« (JDD) von dem dramatischen Einsatz am Montagabend. Als er nach dem Alarm an der Spitze des ersten Einsatzteams zu der Adresse fuhr, habe er sofort verstanden, dass es sich um Notre-Dame handeln müsse, sagte Jérôme Demay. Dort übe die Feuerwehr regelmäßig den Ernstfall. »Ich verstehe sofort, dass die Situation dramatisch ist«, sagte Demay. »Und wir dachten immer, wenn es eines Tages ein Feuer geben würde, wäre es schwer, es zu löschen«, sagte er mit Blick auf die riesige Holzkonstruktion des Daches.

Als Konsequenz aus dem Brand will Frankreich der Europäischen Union einen »Kooperationsmechanismus für das gefährdete europäische Erbe« vorschlagen, wie die Staatssekretärin für europäische Angelegenheiten, Amélie de Montchalin, ebenfalls dem JDD sagte. Dieser ziele auf gegenseitige Hilfe und Wissensaustausch ab. Zudem könne eine Netzwerk von Experten aufgebaut werden. Über den Vorschlag solle am 3. Mai bei einem Treffen der Minister für Kultur und europäische Angelegenheiten in Frankreich gesprochen werden.

Bericht JDD (Frz.)

Interview Riester »Le Figaro« (Frz.)