Es ist ein Arbeitsbesuch, keine Vergnügungsreise - das wird schon bei der Ankunft des norwegischen Kronprinzen Haakon in München klar. Wenige Minuten, nachdem sich die vordere Tür der Linienmaschine geöffnet hat, steigt der 50-Jährige aus und geht die ans Flugzeug herangerollte Treppe runter, um auf dem Roten Teppich Hände zu schütteln.
Zum Empfangskomitee zählten Staatskanzleichef Florian Herrmann (CSU), Norwegens Botschafterin Laila Stenseng und der deutsche Botschafter in Oslo, Detlef Wächter. Neben München will der royale Gast bei seiner Visite auch noch Hamburg und Berlin besuchen.
München zeigte sich dem Kronprinzen herbstlich schön mit Sonne und weiß-blauem Himmel, die Flaggen von Deutschland, Norwegen und Bayern flatterten im Wind. Entlang des Roten Teppichs standen junge Männer und Frauen der Polizeischule Königsbrunn Spalier. Haakon hielt sich allerdings nicht lange auf, sondern stieg zügig in eine der wartenden Limousinen ein, die ihn dann vom Rollfeld im Konvoi Richtung München bringen sollte. Anschließend durften auch die anderen Passagiere des Fluges die Maschine über die hintere Treppe verlassen.
Begleitet wird Haakon von einer Wirtschaftsdelegation und Mitgliedern des norwegischen Kabinetts. Politische Treffen sind unter anderem geplant mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Zu den Kernthemen seines Besuchs zählen Wirtschaft, Energie, Schifffahrt und Verteidigung. So will Haakon am Dienstag das Rüstungsunternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KNDS) in München besuchen, wo Norwegen 54 Leopard-2-Panzer bestellt hat. In Hamburg nimmt er an einer Wirtschaftskonferenz in der Industrie- und Handelskammer teil.
Festliches Abendessen und Wertegemeinschaft
Am Abend ehrte ihn die bayerische Staatsregierung zunächst mit einem festlichen Abendessen im Kaisersaal der Münchner Residenz. Herrmann empfing ihn - Ministerpräsident Markus Söder hatte seine Teilnahme sehr kurzfristig wegen des Bund-Länder-Gipfels in Berlin abgesagt. Kronprinz Haakon begrüßte die Gäste im Kaisersaal mit den Worten »Grüß Gott alle miteinand‘!« Er würdigte Deutschland und Bayern als enge und verlässliche Partner.
Die Reise soll die engen und guten Beziehungen zwischen beiden Ländern stärken. Auch die Wertegemeinschaft etwa in Fragen der Demokratie wolle man betonen, hieß es vorab. Zudem will sich das öl- und gasreiche Norwegen in Energiefragen als starker wirtschaftlicher Partner Deutschlands zeigen. Schließlich gilt das skandinavische Nicht-EU-Land seit dem Wegfall Russlands im Zuge des Ukraine-Kriegs als wichtigster Gaslieferant der Bundesrepublik.
Doch auch der Kultur und der Geschichte widmet sich der Prinz. So wird er sich am Dienstag mit dem Steckenpferd seiner Gattin Mette-Marit beschäftigen, der Literatur. Im Literaturhaus München wird er bei einem Gespräch mit der norwegischen Autorin Maja Lunde und dem Schriftsteller Dag Olav Hessen dabei sein.
Mettes-Marits Lungenfibrose
Mette-Marit ist in München und Hamburg allerdings nicht dabei. Sie kommt erst in Berlin dazu. Am Donnerstag besuchen beide dann die Gedenkstätte Berliner Mauer und eine Gedenkfeier zum 9. November, dem Tag des Mauerfalls im Jahr 1989. Außerdem sind sie eingeladen - von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ins Schloss Bellevue, von Bundeskanzler Scholz ins Kanzleramt.
Dass Mette-Marit nicht von Anfang an dabei ist, könnte mit ihrer Lungenfibrose zu tun haben, die 2018 diagnostiziert wurde. Wegen der chronischen Lungenerkrankung muss sie häufig kürzertreten und war etwa im Spätsommer einige Wochen lang krankgeschrieben.
Umso größer dürfte die Freude der Fans sein, die 50-Jährige und ihren Gatten in Berlin mit etwas Glück zumindest aus der Ferne sehen zu können. Schließlich zählt das Kronprinzenpaar zu den beliebtesten Königshaus-Vertretern Europas. Ihre Familie, darunter die gemeinsamen Kinder Prinzessin Ingrid Alexandra (19) und Sverre Magnus (17) sowie Mette-Marits Sohn Marius Borg Höiby, stehen für das junge, moderne und naturverbundene Norwegen.
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