Eine Welle tödlicher Gewalt erschüttert die nordenglische Stadt Liverpool. In einem Haus wurde ein neunjähriges Mädchen von einem Unbekannten erschossen. Das Kind war zufällig zum Opfer geworden, wie die Polizei mitteilte.
Demnach flüchtete ein 35-jähriger Mann am Montagabend vor einem Schützen in das Haus, nachdem die Mutter des Mädchens die Tür geöffnet hatte. Der Täter folgte dem 35-Jährigen, der keine Verbindung zu der Familie hat, und feuerte durch die offene Tür. Die Kugel traf die Mutter am Handgelenk und dann das Mädchen, das hinter ihr stand, in der Brust. Der Flüchtende wurde von mehreren Kugeln verletzt, Freunde holten ihn umgehend mit einem Auto ab und brachten ihn in ein Krankenhaus.
Nach dem Schützen wird gefahndet. Die Polizei, die kürzlich eine Mauer des Schweigens in Liverpool beklagt hatte, bat ausdrücklich auch die »Mitglieder der kriminellen Bruderschaften« um Hilfe. »Der Mord an einem neunjährigen Kind ist eine absolute Tragödie und überschreitet jede Grenze«, sagte Chief Constable Serena Kennedy. »Ich möchte Sie dringend bitten, das Richtige zu tun, damit wir diese Person hinter Gitter bringen können.«
Es war das dritte Mal innerhalb einer Woche, dass ein Mensch in Liverpool erschossen wurde. Am Sonntagmorgen starb eine 28-Jährige, nachdem jemand in ihrem Haus auf sie gefeuert hatte. Der Angriff habe vermutlich nicht der Frau gegolten, teilte die Polizei mit. Es gibt bisher keinen Hinweis, dass die Attacken auf die 28-Jährige und das Mädchen zusammenhängen. Die Frau war die Halbschwester eines 16-Jährigen, der 2015 in Liverpool erschossen worden war - seine Mörder hatten ihn verwechselt.
Am Abend des 16. August wurde zudem ein 22-jähriger Mann erschossen, zwei Täter flüchteten auf Elektrofahrrädern. Bürgermeisterin Joanne Anderson erinnerte am Dienstag daran, dass vor genau 15 Jahren ein elfjähriger Junge versehentlich bei einer Auseinandersetzung jugendlicher Banden getötet wurde. »Haben wir nichts gelernt?«, twitterte die Bürgermeisterin.
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