Dreieinhalb Jahre nach dem Tod von 39 Migranten in einem Lastwagen in Großbritannien hat die Pariser Staatsanwaltschaft Anklage gegen 19 Tatverdächtige erhoben. Die heute zwischen 21 und 58 Jahre alten Männer sollen Teil eines großen Netzwerks gewesen sein und wegen illegaler Schleusung und teils auch wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht gestellt werden, wie die Staatsanwaltschaft gestern Abend der Deutschen Presse-Agentur bestätigte. Die Angeklagten werden verdächtigt, das Elend der Auswanderer ausgenutzt und von ihnen exorbitante Summen für ihre Schleusung von Asien nach Europa verlangt zu haben.
Am 23. Oktober 2019 waren in einem Kühllaster in einem Ort in Essex nahe London 39 Leichen entdeckt worden, 31 Männer und acht Frauen. Ein Schiff hatte den Container zuvor von Belgien nach England gebracht. Die in dem Container erstickten Opfer stammten aus Vietnam. Der Fall sorgte für internationales Aufsehen.
Den nun in Paris Angeklagten unterschiedlicher Nationalität wird vorgeworfen, sich arbeitsteilig um den Transport sowie die vorübergehende Unterbringung der Opfer im Großraum Paris gekümmert zu haben. Die Ermittlungsrichterin muss nun über einen Prozess entscheiden. Ermittler hatten vor drei Jahren 13 der Verdächtigen gestellt. Sie sollen über Monate hinweg täglich mehrere Dutzend Migranten aus Südostasien geschleust haben.
Außer in Frankreich wurden Verfahren gegen mutmaßliche Beteiligte auch in Großbritannien, Belgien und in Vietnam eingeleitet. In London waren Anfang 2021 vier Mitglieder der Schleuserbande zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Die beiden Anführer erhielten 27 beziehungsweise 20 Jahre Haft, der Fahrer des Lastwagens 13 Jahre und vier Monate und ein viertes Mitglied 18 Jahre Haft.
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