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Metalfans feiern in Wacken, aber nicht alle dürfen rein

Weniger Besucher, weniger Programm, dafür viel Regen und Schlamm. Der Start des Festivals in Wacken läuft anders als geplant. Die Mehrzahl der Heavy-Metal-Fans schafft es wohl aufs Gelände, viele müssen jedoch umkehren.

Wacken Open Air
Wer es geschafft hat reinzukommen, freut sich dabei zu sein - trotz Schlamm und Regen. Foto: Christian Charisius/DPA
Wer es geschafft hat reinzukommen, freut sich dabei zu sein - trotz Schlamm und Regen.
Foto: Christian Charisius/DPA

Das Heavy-Metal-Festival im schleswig-holsteinischen Wacken ist mit weniger Besuchern als in den Vorjahren und weniger Programm als geplant gestartet. Für viele der ursprünglich 85.000 erwarteten Festivalbesucher blieb der Zugang am Mittwoch versperrt. Nach Schätzung der Polizei halten sich rund 50.000 Fans auf dem Gelände auf. Weil die Regenfälle viele Stellen in Schlamm verwandelt haben, verkündeten die Veranstalter am frühen Morgen einen kompletten Einlassstopp. Wer nicht rein durfte, soll das Geld zurückerhalten.

Für die, die es rechtzeitig aufs Gelände geschafft haben, öffneten sich mit Verspätung um 18.10 Uhr die Tore zum Innenbereich. Unter Jubelrufen und »Wackeeeen«-Schreien liefen Tausende Metalheads durch den Schlamm zu den beiden Hauptbühnen Faster und Harder. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie froh wir sind, Euch so zahlreich zu sehen«, sagte Festival-Mitbegründer Thomas Jensen.

»Als allererstes möchten wir uns absolut bei denen bedanken, die wir wegschicken mussten«, sagte Jensen. Allen Fans vor Ort müsse klar sein: »Alle, die zu Hause bleiben mussten, die ermöglichen hier die Party.« Denen gebühre Respekt. »Lasst uns zusammen feiern, auch wenn es hart ist.«

»Scheiß drauf - Wacken ist nur einmal im Jahr«

Stunden zuvor hatten sich bereits die Tore zum eigentlichen Festivalbereich verspätet geöffnet. Mehrere Tausend »Metalheads« warteten teils lange auf Einlass. »Lasst uns rein« - stimmten sie zwischenzeitlich an, während auf dem Gelände Bands beim Soundcheck zu hören waren. Später erklang auch: »Aber scheiß drauf - Wacken ist nur einmal im Jahr.«

Der verspätete Beginn hat auch Auswirkungen: Sechs Bands könnten nicht auftreten, sagte ein Festivalsprecher der Deutschen Presse-Agentur. Es handele sich unter anderem um Gruppen, die am Nachwuchs-Wettbewerb »Metal Battle« teilgenommen hätten. Ursprünglich sollten bis Samstag mehr als 200 Bands auf neun Bühnen auftreten - unter anderem Iron Maiden und Doro Pesch.

»Aufgrund der anhaltenden Wetter- und Geländesituation musste der Festivalstart etwas verschoben werden«, sagte der Sprecher. Die Veranstalter wollen das Programm nun tagesaktuell veröffentlichen, um auf kurzfristige Änderungen reagieren zu können.

Rückerstattungen angekündigt

In einer Videobotschaft bei Instagram entschuldigten sie sich zudem bei enttäuschten Fans. »Einige sind auf den Flächen, einige mussten leider zu Hause bleiben oder umdrehen«, sagte Jensen. »Es tut uns unendlich leid.« Die Verhältnisse seien in den sozialen Medien ja zu sehen. Gemeinsam könne derzeit nur über den Stream gefeiert werden.

Am Abend stellten die Veranstalter außerdem klar: Fans, die nicht mehr auf das Gelände durften, sollten Rückerstattungen erhalten. Das gelte neben dem Wacken Open Air auch für Campingbereiche, kündigten sie auf ihrer Internetseite an. »Ausführliche Informationen über den Rückerstattungsprozess - und auch darüber, wann ihr Fans mit der Erstattung rechnen könnt - werden in Kürze bekannt gegeben.« Die Tickets kosteten knapp 300 Euro.

Auf einer der kleineren Bühnen gab die bei Metalfans beliebte Wackener Feuerwehrkapelle Firefighters lediglich einen Kurzauftritt. Die Musiker spielten zunächst »Rosamunde« zum Soundcheck und danach nur noch »Let Me Entertain You« von Robbie Williams. Wie ein dpa-Fotoreporter berichtete, hatten sich für den Auftritt vor der Bühne nur rund 100 Besucher versammelt.

Erster Anreisestopp in der Geschichte des Festivals

Nach Polizei-Angaben sind in Wacken nur etwa 50 Prozent der vom Regen durchweichten Campingflächen belegt. Die Verkehrslage rund um das Veranstaltungsgelände entspannte sich am Mittwoch. Bereits nach der ersten Ankündigung des Anreisestopps hätten sich zahlreiche Besucher auf die Rückreise gemacht oder Ausweichflächen an einem Flugplatz bei Itzehoe angesteuert. Die meisten Staus hätten sich aufgelöst.

In der Nacht zum Mittwoch hatten die Veranstalter entschieden, wegen des vielen Regens keine weiteren Fans mehr auf das Gelände zu lassen. Eine »vernünftige Besucherkapazität« sei angesichts der Wetterlage erreicht, schrieben sie bei Instagram. »Jede weitere Reise muss mit sofortiger Wirkung eingestellt und storniert werden.« Zum ersten Mal in der Geschichte des Festivals sei diese Entscheidung gefallen. »Wir sind sehr traurig, aber die weiterhin schwierige Wetterlage lässt uns leider keine andere Wahl«, hieß es weiter.

Auch am Hamburger Volksparkstadion traten enttäuschte Fans die Heimreise an. Hunderte hatten dort auf einem Parkplatz abgewartet, nachdem der Veranstalter am Montag zunächst gebeten hatte, sich einen Warteplatz zu suchen, und dann am frühen Mittwoch erklärt hatte, es würden keine weiteren Besucher mehr aufs Gelände gelassen.

Die Polizei zählte bislang 68 Einsätze im Zusammenhang mit dem Festival. In der Nacht zum Mittwoch sei ein Auto auf dem Gelände ausgebrannt. Menschen seien dabei nicht zu Schaden gekommen.

Etwas besseres Wetter dürfen die Metalfans erst von Freitag an erwarten. Dann sollten die trockenen Phasen deutlich länger werden, sagte ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes. Bis dahin ist weiter mit Regen zu rechnen.

© dpa-infocom, dpa:230802-99-655696/19