WASHINGTON. Melania Trump ist keine Frau der großen Worte. Mit öffentlichen Statements hält sie sich zurück. Politische Reden überlässt sie ihrem Mann: dem neuen US-Präsidenten Donald Trump. Stattdessen setzt das 54-jährige Ex-Model mit seinen Outfits Akzente. »Mode ist nonverbale Kommunikation«, sagt Gerd Müller-Thomkins. Er ist Geschäftsführer des Deutschen Mode-Instituts in Köln. Die umstrittene Kleiderwahl der First Lady interpretiert er als »polemisch polarisierende Provokation«. Für öffentliche Diskussionen sorgte zuletzt Melania Trumps Auftritt bei der Amtseinführung ihres Ehemanns. Und das war nicht das erste Mal.
Halt-Abstand-Hut bei Amtseinführung

Zur Inaugurationsfeier von Donald Trump im Washingtoner Kapitol erschien Melania Trump am Montag im marineblauen Mantel. Dunkel, zugeknöpft, hochgeschlossen: Konservativer kann man zu einem solchen Anlass nicht gekleidet sein. Mit den breiten Schultern, der schmalen Taille und der strengen Silhouette glich der Mantel einer Rüstung. Er schrie förmlich: »Schaut mich nicht an. Ich will hier nicht sein.« Der Eindruck der Unnahbarkeit wurde verstärkt von Trumps Hut, der an einen venezianischen Gondoliere erinnerte: flacher Kopf, gerade Krempe, beiges Band. Die Krempe war so breit, dass Trumps Augen im Schatten lagen – zumal die First Lady meist zu Boden schaute. Der Hut gebot Abstand – auch Donald Trump. Als der Präsident seine Frau küssen wollte, verfehlte er sein Ziel. Der Hut ließ keine Nähe zu.
Schon im Wahlkampf war Melania Trump kaum sichtbar. Die meisten Auftritte absolvierte ihr Mann allein. Auch ins Weiße Haus einziehen wird die First Lady nicht, anwesend sein will sie nur zu Pflichtanlässen.
Kolonial-Chic in Afrika
Trumps erste Solo-Reise nach Afrika im Jahr 2018 blieb vor allem als Bilderstrecke verschiedener Outfits und Posen in Erinnerung. Bei einer Safari-Tour durch den Nationalpark von Nairobi trug die First Lady beige Hose, weiße Bluse, Stiefel und Tropenhelm. Die Kleiderwahl kam bei den Kenianern nicht gut an. Sie erinnerte an die Kolonialära mit der gewaltsamen Ausbeutung Afrikas durch Europa im 19. Jahrhundert.
Beim anschließenden Stopp in Ägypten ließ Trump sich vor den Pyramiden ablichten. Der beige Hosenanzug und der schwarz-weiße Panama-Hut erinnerten Kritiker an die Schauspielerin Meryl Streep im Filmklassiker »Jenseits von Afrika«: einer Liebestragödie vor kolonialer Kulisse.
Mir-egal-Aufschrift im Flüchtlingscamp
Öffentlich gegen ihren Mann stellt Melania Trump sich nur selten. Zu den wenigen Anlässen gehört die Migrationspolitik. Als die US-Behörden Flüchtlingsfamilien an der mexikanischen Grenze trennten, Erwachsene in Gefängnisse und Kinder in Heime steckten, besuchte Melania Trump im Jahr 2018 ein solches Kinderheim. Dabei warb sie für die Zusammenführung der Familien und fiel ihrem Mann in den Rücken, der die Grenze zu Mexiko für Einwanderer schließen will.
Für Kontroversen sorgte allerdings nicht nur Melania Trumps Besuch im Flüchtlingscamp, sondern auch die Jacke, die sie auf der Hin- und Rückfahrt trug. Auf dem Rücken des olivgrünen Parkas stand im Graffiti-Stil: »I really don't care – do u?« (Es ist mir wirklich egal – und euch?). Ob sich diese Aussage auf die Flüchtlingssituation, Präsident Trumps restriktive Einwanderungspolitik oder etwas anderes bezog, blieb unklar. Donald Trump jedenfalls wiegelte ab: Die Aussage richte sich gegen die Medien und ihre angeblichen Fake News. (GEA)