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Matschiger Abschluss der Wattolümpiaden-Ära in Brunsbüttel

»Im Watt sein ist alles«, hieß es am Samstag ein letztes Mal bei der Wattolümpiade. Nach 20 Jahren ging die Ära von Wattfußball und Co. zu Ende. Geld für den guten Zweck soll weiter fließen.

Wattolümpiade Brunsbüttel
Nach 20 Jahren ging es bei der Wattolümpiade zum letzten Mal am Brunsbütteler Elbdeich für einen guten Zweck in den Schlamm. Foto: Daniel Bockwoldt/DPA
Nach 20 Jahren ging es bei der Wattolümpiade zum letzten Mal am Brunsbütteler Elbdeich für einen guten Zweck in den Schlamm.
Foto: Daniel Bockwoldt/DPA

Mit einem spritzigen, schlammigen und dreckigen Spektakel hat sich die Fangemeinde der Wattolümpiade von dem jährlichen Ereignis vor dem Elbdeich in Brunsbüttel verabschiedet. Die Ära der unernsten Spiele für einen guten Zweck endet nach 20 Jahren. Hunderte Wattleten kämpften, angefeuert von Tausenden Besuchern, an der Wattkante, am späten Samstagnachmittag noch einmal im knietiefen Elbschlick um Ruhm und Ehre, wie die Veranstalter am Sonntag mitteilten. Und sammelten wieder Geld für Projekte gegen Krebs. 

386 Watt-Engel im schlammigen Untergrund

Zum Auftakt der Schlussveranstaltung gab es erst einmal einen »Weltrekord«: 386 Watt-Engel formten laut Wattolümpiade-Vereinspräsident Michael Behrendt mit ihren Körpern Flügelfiguren in dem schlammigen Untergrund - 36 mehr als beim bisherigen Rekord. »Es war uns wichtig, dass wir eine Marke für die Ewigkeit setzen, die nun auch nicht mehr gebrochen werden kann.«

Das Rekord-Institut für Deutschland (RID) zertifizierte den Rekord gleich vor Ort offiziell. »Dass die Weltrekord-Marke heute verbessert werden konnte, rundet diesen tollen Tag und das finale Event angemessen ab«, teilte RID-Rekordrichter Olaf Kuchenbecker aus Hamburg mit. 

Tausende Zuschauer - »mehr als sonst« - waren Behrendt zufolge ein letztes Mal an den Deich gekommen, um Mannschaften zu sehen, die beim Wattfußball, beim Watthandball und beim Wolliball alles gaben, um gegen zähen, saugenden, knietiefen Schlamm Raum zu gewinnen und irgendwie den Ball in der Luft zu halten.

Matschiges Motto: »Im Watt sein ist alles«

Trikots zu Unterscheidung der Mannschaften hätten bei dieser Art Wettkampf schnell ihren Zweck verfehlt. »Man kann graue Mannschaften sehen, wie sie graue Mannschaften bekämpfen«, sagte Behrendt. Bereits nach wenigen Spielzügen präsentierten sich die Wattleten in einheitlich-trendigem Nordsee-Wattgrau. »Sie werden eins mit dem Untergrund.« Gewinnen stehe bei dem schlammigen Wettkampf ohnehin nicht im Vordergrund. »Im Watt sein ist alles«, sagte der Vereinspräsident.

Auch bei der Individualsportart Schlickschlittenrennen überboten sich die Teilnehmer im freudigen Spritzen mit dem feinkörnigen Sediment, von dem nicht ganz klar ist, ob es eher als fest oder flüssig zu gelten hat. Neben dem sportlichen Programm im Schlick gab es am grünen Deich noch einen Wattgottesdienst, Musik, eine Zaubershow und Yoga.

Schmutziger Sport für eine saubere Sache - Spenden für Krebsprojekte

Der große Spaß im Matsch hat einen ernsten Hintergrund. Unter dem Motto »Schmutziger Sport für eine saubere Sache« ging es seit der ersten Auflage der Wattolümpiade immer auch um Spenden zur Unterstützung von Krebsprojekten in der Region. Damit die Projekte weitergeführt werden können, arbeiten die Organisatoren gerade an einem Konzept zur weiteren Finanzierung. Mit dem Geld wurden unter anderem Krebsberatungsstellen und Hospizarbeit in der Region finanziert. 

Seit der ersten Wattolümpiade 2004 kamen unter dem Motto »Stark gegen Krebs« mehr als 600.000 Spenden-Euros für Krebshilfsprojekte an der schleswig-holsteinischen Westküste zusammen, wie die Veranstalter am Sonntag mitteilten. 

Die Entscheidung für ein Ende der Veranstaltung hatte Behrendt bereits im vergangenen Herbst verkündet und so begründet: »Wir blicken auf 20 wirklich großartige und erfolgreiche Jahre zurück. Wir werden aber alle auch nicht jünger und sind zu dem Schluss gekommen, dass das 20-jährige Jubiläum der passende Zeitpunkt ist, den Deckel drauf zu machen.«

Nach dem Wettkampf kommt die Wehmut

Die Durchführung der letzten Spiele ließ bei Behrendt zunächst noch keinen Trennungsschmerz aufkommen. »Im Moment überwiegt noch der Stress«, sagte er, während die Wattwettkämpfe noch liefen. Gegen Mitternacht sollte sich das ändern. »Spätestens wenn der letzte Wattlet, die letzte Wattletin vom Deich sind, kommt die Wehmut.«

Am Sonntag zeigte sich Behrendt laut Mitteilung nach neun Tagen am Watt – so lange benötigten die Ehrenamtler, um aus dem kargen Elbdeich eine Olümpia-Arena zu formen – zufrieden: »Einen besseren Schlusspunkt kann man nach 20 Jahren Wattolümpiade nicht setzen.«

 

© dpa-infocom, dpa:240817-930-205888/3