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Maine: Mutmaßlicher Schütze tot - Was ist das Motiv?

Rund zwei Tage lang lebten Zehntausende Menschen im US-Bundesstaat Maine in Angst, denn nach dem Massaker mit 18 Todesopfern war der Täter verschollen. Nun können sie aufatmen. Die Frage nach dem Warum bleibt.

Maine
Janet Mills, Gouverneurin des US-Bundesstaats Maine. Foto: Matt Rourke/DPA
Janet Mills, Gouverneurin des US-Bundesstaats Maine.
Foto: Matt Rourke/DPA

Nach dem Fund der Leiche des mutmaßlichen Todesschützen von Maine ermittelt die Polizei weiter zum Motiv für die schreckliche Bluttat. Die psychische Verfassung des 40-Jährigen habe eindeutig eine Rolle gespielt, sagte der für die öffentliche Sicherheit in dem US-Bundesstaat zuständige Beamte, Mike Sauschuck, bei einer Pressekonferenz. Es seien aber weitere Nachforschungen nötig.

Erst am Freitag hatte die Polizei die Leiche des Mannes gefunden - 48 Stunden nach dem verheerenden Massaker mit 18 Toten in der Kleinstadt Lewiston. Laut Polizei beging er nach seiner Tat Suizid.

Der Mann hatte am Mittwochabend in einem Freizeitzentrum und in einem Grillrestaurant das Feuer eröffnet. Anschließend entkam er, seine Spur verlor sich in der waldreichen Umgebung. Schon nach relativ kurzer Zeit identifizierte die Polizei den 40 Jahre alten Reservesoldaten Robert C. als mutmaßlichen Täter. Die Polizei fand seine Leiche eigenen Angaben zufolge dann am Freitagabend (Ortszeit) - in einem Wohnwagen, der auf einem Ausweichparkplatz einer Recyclinganlage abgestellt war. Dort soll der Mann zu einem nicht genannten Zeitpunkt gearbeitet haben.

Sauschuck sagte weiter, man habe eine Art Abschiedsnotiz gefunden, aus der hervorgehe, dass der mutmaßliche Schütze nicht damit gerechnet habe, lebend gefasst zu werden. Die Nachricht, die er auf einem Stück Papier hinterlassen habe, sei an einen Angehörigen gerichtet gewesen und habe die Zugangsdaten zu seinem Handy und Konten erhalten. Der Beamte sagte auch, dass nach jetzigem Kenntnisstand nichts darauf hindeute, dass der Mann zwangsweise zu psychiatrischer Behandlung verpflichtet worden war. Solange dies nicht der Fall sei, könne man in Maine legal Waffen erwerben, erläuterte er.

Endlich Gewissheit nach Stunden der Angst

Die Polizei fahndete zwei Tage lang mit einem Großaufgebot nach dem Verdächtigen. Auch eine Flucht per Boot schlossen die Ermittler nicht aus. Hunderte Hinweise von Anwohnern bekamen sie in Zusammenhang mit der Fahndung. Die Suche gestaltete sich auch deshalb sehr schwierig, weil die dünn besiedelte Gegend viele Wälder und Sümpfe hat. Lewiston selbst hat knapp 40 000 Einwohner und liegt etwa 200 Kilometer nördlich von Boston an der US-Ostküste. »Ich atme heute Abend auf«, sagte die Gouverneurin von Maine, Janet Mills, am Freitagabend.

In der ländlichen Gegend des nördlichen Bundesstaates herrschte nach der Tat Ausnahmezustand - das öffentliche Leben kam praktisch zum Erliegen. Die Behörden verhängten eine Art Ausgangssperre und forderten Zehntausende Menschen in mehreren Gemeinden auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Schulen und Geschäfte blieben aus Furcht vor dem verschollenen Täter geschlossen. Erst am Freitagabend (Ortszeit) wurde die Anordnung aufgehoben.

»Heute Abend sind wir dankbar, dass Lewiston und die umliegenden Gemeinden sicher sind, nachdem die Menschen qualvolle Tage in ihren Häusern verbracht haben«, teilte US-Präsident Joe Biden nach dem Fund der Leiche mit. Zahlreiche »tapfere Polizeibeamte« hätten rund um die Uhr gearbeitet, um den Verdächtigen zu finden. »Es waren zwei tragische Tage - nicht nur für Lewiston in Maine, sondern für unser gesamtes Land.«

Jüngstes Opfer erst 14 Jahre alt

Die Behörden gaben am Freitag die Namen der 18 Todesopfer bekannt. Das jüngste wurde demnach nur 14 Jahre alt, das älteste war 76. Zudem wurden in den vergangenen Tagen immer mehr furchtbare Details über die Tat bekannt, da Augenzeugen ihre Erlebnisse schilderten. »Ich kroch um die Ecke, hatte aber zu diesem Zeitpunkt schon eine Schusswunde im Arm«, sagte Jennifer Zanca, die zum Tatzeitpunkt mit Freunden in dem Grillrestaurant war. Sie habe sich schließlich hinter einer Mülltonne versteckt. »Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll, denn das passiert einfach immer wieder, und es muss Lösungen geben«, sagte sie mit Blick auf solche Taten.

Das Massaker von Maine ist das tödlichste in den USA seit dem Amoklauf an einer Grundschule im Bundesstaat Texas im Mai 2022. Damals tötete ein Schütze in Uvalde 19 Kinder und zwei Lehrer. In den USA gehören diese Bluttaten auf traurige Weise zum Alltag. Schusswaffen sind dort leicht erhältlich und massenhaft im Umlauf.

Das führt immer wieder zu Diskussionen über eine Verschärfung des Waffenrechts, bislang jedoch ohne wirkliches Ergebnis. In der Regel scheitern Vorstöße für strengere Waffengesetze an den Republikanern und der mächtigen Waffenlobby. Auch Präsident Biden fordert immer wieder strengere Regelungen.

© dpa-infocom, dpa:231028-99-733136/10