Die Bremer Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm sieht den Vorschlag der Bremer Jusos für einen männerfreien Tag auf Jahrmärkten kritisch. Die Forderung setze am falschen Ende an und komme einer Kapitulation gleich, sagte Wilhelm der dpa. »Vielmehr braucht es tragfähige Präventionsmaßnahmen seitens der Veranstaltenden, der Ordnungskräfte und der öffentlichen Hand, damit Frauen vor sexuellen Übergriffen auf den Festen effektiv geschützt werden.«
Die Jugendorganisation der Bremer SPD hatte am Montag zum besseren Schutz von Frauen vorgeschlagen, testweise in diesem Jahr auf der Osterwiese und dem Freimarkt jeweils einen Tag ohne männliche Besucher anzubieten. Jedes Jahr berichteten Frauen von sexuellen Übergriffen auf diesen Festen; fast jede Besucherin kenne belästigende Sprüche und Kommentare, teilten die Jusos mit. Auch seien männerfreie Zeiten nichts Neues, es gebe sie bei Konzerten, in Saunen oder Schwimmbädern.
Wie im Schwimmbad oder der Sauna
Wilhelm betonte, dieser Vergleich hinke. »Denn hier geht es um subjektives Wohlbefinden und nicht darum, Frauen dort vor sexuellen Übergriffen oder Belästigungen zu schützen.« Frauen und queere Personen erlebten Belästigung nicht nur in Festzelten, sondern überall im öffentlichen Raum. »Auch hier kann die Lösung nicht sein, Männer einmal die Woche von der Straße oder anderen Orten zu verbannen«, fügte die Frauenbeauftragte hinzu.
Auch der Schaustellerverband hatte der Forderung eine Absage erteilt. Er hatte darauf hingewiesen, dass schon viel für den Schutz von Frauen auf den Festen getan werde. Die Osterwiese findet in Bremen vom 31. März bis 16. April statt, der Freimarkt vom 13. bis 29. Oktober.
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