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Likezahlen auf Instagram sollen unsichtbar werden

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Ein Mann hält ein Smartphone vor einem Monitor mit dem Logo von Instagram. Foto: Rehder/dpa
Ein Mann hält ein Smartphone vor einem Monitor mit dem Logo von Instagram.
Foto: Rehder/dpa

Wir alle wollen geliebt werden. Das ist ein Grundbedürfnis. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch in der virtuellen Welt Lob eine harte Währung ist. Dort funktioniert Anerkennung über »Likes«. Gefällt jemanden etwas, wird ein Herzchen oder Daumen vergeben. Und der Verfasser weiß: »Ich werde gemocht«. Wenn dann noch dabeisteht: »Gefällt – beispielsweise– 500 Personen« ist das Glück perfekt. »Denn wenn die anderen sehen, wie beliebt ich bin«, so der Gedanke, »steigt auch ihre Anerkennung für mich«. Auf diesem Prinzip basieren die Plattformen.

Es erscheint daher absurd, dass Instagram nach sieben Probeläufen in verschiedenen Ländern nun weltweit testen will, was passiert, wenn genau dieser Mechanismus fehlt. Während der Verfasser eines Beitrags die Anzahl der Likes sehen kann, ist die für die anderen Testnutzer unsichtbar. Statt »Gefällt 500 Personen« ist dann nur zu lesen: »Gefällt Person X und weiteren«. Wenn zumindest die anderen nicht sehen, wie vielen der Beitrag gefällt, soll das »Jungen Menschen Druck nehmen«. Meint zumindest Instagram-CEO Adam Mosseri.

Dabei ist Instagram nicht die einzige Plattform, die mit dem Abschaffen von sichtbaren »Likes« experimentiert. Facebook, Twitter und Youtube probieren Ähnliches. Der Trend dahinter nennt sich »Demetrisierung«. Junge Menschen sollen so psychisch entlastet werden – sagen die Großkonzerne.

Wer jedoch wirklich denkt, dass hinter den Probeläufen ein humanistischer Ansatz steckt, irrt. Mehr als ein moralisches Feigenblatt kann das nicht sein. Denn das virtuelle »Buhlen nach Liebe« fängt bei den sichtbaren »Likezahlen« gerade erst an. Die Anzahl der Follower bleibt bei der neuen Regelung weiterhin sichtbar, der Beitragsverfasser selber kann noch immer Likes zählen und auch der Algorithmus, der Beiträge mit vielen Interaktion nach oben verschiebt, besteht weiter. Die DNA sozialer Netzwerke ist durchzogen davon, dass Anerkennung von außen belohnt wird. Ob für andere die Likeanzahl unsichtbar bleibt, an der Sucht nach Anerkennung ändert das nichts.

Denn was in sozialen Netzwerken abläuft, unterscheidet sich eigentlich nicht von der Realität: mein Auto, mein Haus, meine Frau, mein Hund. Mit Statussymbolen um Anerkennung heischen, das Konzept ist schon alt. Denn virtuell oder analog, am Ende läuft es immer auf eines raus: Wir Menschen wollen alle geliebt werden.