REUTLINGEN/KAPSTADT. Shiela Ho lebt den Traum vieler junger Mädchen. Sie ist vor vier Jahren von Heidenheim nach Kapstadt gezogen und arbeitet dort als Model und Influencerin – aber nicht ausschließlich. Welche Arbeit hinter ihren Posts steckt und wie ihr Leben als Influencerin aussieht, erzählt sie im Interview.
GEA: Heutzutage postet ja jeder gerne mal in Sozialen Netzwerken Bilder von sich. Frau Ho, ab wann wird man denn vom Privatmensch zum Influencer?
Shiela Ho: Ich finde, man wird Influencer, sobald man damit Einnahmen erzielt und es auch anstrebt, Geld damit zu verdienen. Es hilft, professionelle Bilder zu haben, ist allerdings nicht ein absolutes Muss. Eher das Auge, also der Geschmack des Influencers, der Feed-Aufbau (wie die Bilder nacheinander auf Instagram angezeigt werden, d.Red.) und die Themen, die angesprochen werden, sind von Bedeutung.
»Ich denke nicht, dass von einem erwartet wird, perfekt zu sein«
Wie war das bei Ihnen?
Ho: Ich muss gestehen, dass ich mich vor Jahren auch gesträubt habe, einen Account auf Instagram zu erstellen. In Asien war es aber ein absolutes Muss, um an Jobs zu gelangen. Der eigentliche Grund war also die Arbeit. Später kam viel Privates mit dazu. Als ich vor vier Jahren nach Südafrika gezogen bin, musste ich mir dort ein zweites Standbein neben dem Modeln aufbauen, da die Model-Saison in Kapstadt nur von Oktober bis März geht. Ich wollte außerdem so viel Zeit wie möglich mit meinem Kind verbringen und mir die Arbeit frei einteilen können. Als Influencer kann man von überall aus arbeiten, das passt gut. Somit habe ich viel recherchiert und viele Fotos gepostet, um mein Profil aufzubauen, für Kollaborationen mit Unternehmen. In Südafrika habe ich mir dadurch in den letzten drei Jahren ein sogenanntes »Branding« aufgebaut und gelte als Influencer.
Auf welchen Sozialen Netzwerken sind Sie präsent?
Ho: Ich bevorzuge Instagram. Mir gefällt, dass in diesem Portal das Visuelle im Vordergrund steht. Man kann sehr viel auf einem Foto ausdrücken und muss nicht unbedingt viel dazu schreiben, um Aufmerksamkeit zu erregen.
Mit was verdienen Sie Ihr Geld?
Ho: Überwiegend verdiene ich mein Geld mit Modeln. Ich habe aber auch noch andere Einnahmequellen, wie mein eigenes Café, in dem ich vor allem veganes und vegetarisches Essen und Gebäck anbiete. Ich kann von meiner Arbeit als Influencerin allein noch nicht leben. Social Media hat sich bei mir so ergeben, auch, um an Model-Jobs zu gelangen. Wenn ich über Instagram Geld verdiene, kann es sich dabei sowohl um Sponsoren-Verträge handeln, die eine Laufdauer von sechs bis zwölf Monate haben,oder um eine ganz gewöhnliche Dienstleistung. Dann werbe ich gegen eine verhandelte Vergütung mit einem Post für ein Produkt.
Wer macht Ihre Fotos?
Ho: Zu Beginn habe ich des Öfteren auch mal ein Selfie mit dem iPhone gemacht und gepostet. Das kommt heute allerdings eher selten vor – und lediglich in den Feed, wenn es wirklich ein besserer Schnappschuss war. Ich shoote sehr viel mit Freunden, die Fotografen sind. Ein Treffen wird schnell mal dazu genutzt, etwas Content zu kreieren. Oft macht aber auch mein Mann die Bilder.
Wie lange brauchen Sie für einen Post?
Ho: Das dauert bei mir meist nicht länger als 15 Minuten. Man hat aber manchmal auch eine kreative Sperre. Dann kommt es vor, dass ich manchmal tagelang keinen Post tätige. Ich bin sehr penibel mit meinem Feed, der Content kommt aber eher spontan. Ich habe eine App, in der ich schon vorab sehen kann, wie das Bild später im Feed erscheint. Ich benutze dann einen eigens erstellten Filter, der meinen Fotos meine persönliche Note gibt.
Müssen Sie sich auch mal lange auf einen Post vorbereiten? Schließlich will man ja immer gut aussehen.
Ho: Auf den meisten meiner Fotos habe ich Haare und Make-up selbst gemacht. Allerdings: Für gutes Licht muss man schon mal früh raus und die Kinder müssen schließlich auch versorgt oder untergebracht werden. Eine solche Aktion mache ich daher nur noch selten.
Wie groß ist der Druck, perfekt zu sein?
Ho: Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass von einem erwartet wird, perfekt zu sein. Eher realistisch und nicht verstellt. Wir lieben aber alle einen guten Filter, der einen nach einer kurzen Nacht besser aussehen lässt.
In Ihren Bildern zeigen sie immer wieder Ihre Kinder. Warum? Das wird ja meist kritisch gesehen, wenn Influencer auch ihre Kinder quasi vermarkten.
Ho: Das ist richtig, meine Kinder sind öfter auf meinem Instagram-Account zu sehen. Mir war es wichtig, mein Profil so real wie möglich zu halten. Mit dem Familienzuwachs drehte sich in meinem Leben alles um das Muttersein. Schließlich gibt es kein Handbuch, wie man Mutter ist. Es ist mir allerdings bewusst, wie kritisch die Abbildung von Kinderfotos in Sozialen Netzwerken gesehen wird.
Sie bekommen bestimmt auch einmal Hass-Postings oder andere unfreundliche Reaktionen auf Bilder. Wie gehen Sie damit um?
Ho: Die kennt glaube ich jeder. Man kann ja nicht jeden glücklich machen - muss man auch nicht. Durch das Modeln nehme ich mir Kritik oder unfreundliche Aussagen nicht mehr so zu Herzen. Gut abgehärtet durch die nicht entstandenen Jobs nach unzähligen Castings. Man lernt den Umgang damit und kennt ja auch die Umstände derjenigen Person nicht.
Haben Sie noch einen Tipp, wie das nächste Selfie auf Instagram besonders hübsch wird?
Ho: Mein absoluter Tipp: Lächeln und einen Schwarz-Weiß-Filter verwenden. Das verschönert jedes Foto. (GEA)
ZUR PERSON
Shiela Ho ist 33 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern, Model und Influencerin. Sie wohnt seit vier Jahren mit Ehemann und Kindern in Kapstadt, wo sie auch ein Café betreibt. Als »Shielaho« (@shielaho) postet sie auf Instagram vor allem Bilder zu den Themen Mode, Reisen, Fitness und Familie. Dort folgen ihr fast 36 000 Menschen. (geu)